Todeszorn: Thriller (German Edition)
herumstocherst, hast du dir die Folgen selbst zuzuschreiben.«
Cahill kniff die Augen zusammen. »U nd was ist mit Melanie?«
»H ast du ihr gesagt, dass er in der Maschine war? Dass er tot ist?«
»J a.«
»D ann weiß sie alles, was sie wissen muss. Vorläufig jedenfalls.«
»H immelherrgott, Scott. Das ist alles andere als fair.«
Boston lachte. Es klang bitter. »W ann ist es in unserem Geschäft je fair zugegangen, Alex?«
Cahill wusste, dass er recht hatte, und doch verhinderte diese Einsicht nicht, dass Wut in ihm hochkochte.
»K önnen wir uns auf dich verlassen, Alex?«
Cahill starrte durch das Fenster seines Arbeitszimmers in die Dunkelheit.
»A lex?«
»I ch werde Melanie nichts weiter sagen.«
»D as ist nicht das, was ich hören wollte.«
»M ehr kann ich dir nicht versprechen.«
5
Cahill legte sich ins Bett, fand nach dem Telefonat mit Scott Boston aber keinen Schlaf. Er warf die Decke beiseite und schwang die Beine auf den Fußboden. Er hörte Samanthas leise Atemzüge neben sich, wandte sich zu ihr um und legte ihr die Hand auf die Schulter. Ihre Haut erwärmte sich unter seinen Fingern. Sie atmete im Schlaf ein Mal tief durch und kehrte dann zu ihrem ursprünglichen Rhythmus zurück.
Er ging wieder in sein Arbeitszimmer und rief Melanie Stark an. In Kansas war es früher Abend, doch er hatte keine Ahnung, was er ihr sagen wollte.
»A lex.« Ihre Stimme klang flach, monoton.
»W ie kommst du klar?«
»A ch, du weißt ja…« Sie sprach nicht weiter.
Er wusste es. »E s braucht seine Zeit«, sagte er.
Was für ein Klischee. Aber irgendwo stimmte es doch auch.
»W arum rufst du an? Bei euch muss es doch schon spät sein.«
Er warf einen Blick auf die Uhr auf seinem Schreibtisch. »E ins durch. Ist aber egal, ich musste noch arbeiten. Hast du noch einmal mit der Polizei oder mit sonst jemandem gesprochen?«
»N ein. Dafür gab es keinen Grund, oder? Tim ist tot. Das hast du mir selbst gesagt.«
»A ber möchtest du denn nicht wissen, wieso er tot ist oder was er in diesem Flugzeug wollte?«
»I ch hatte tatsächlich gedacht, dass ich das würde wissen wollen, aber jetzt bin ich mir dessen nicht mehr sicher. Was würde es mir schon bringen? Wenn ich zum Beispiel herausfinden würde, dass er in etwas… Böses verwickelt war? Was ist dann?«
»D as wird nicht geschehen. Er war immer noch Tim.«
»A ber vielleicht hat niemand ihn richtig gekannt.«
»M elanie…«
»M ach’s gut, Alex.«
Er saß an seinem Schreibtisch, ballte immer wieder eine Hand zur Faust und hätte am liebsten irgendetwas kaputtgeschlagen. Zu viele seiner Freunde hatten schon ihr Leben lassen müssen, und er konnte seine Wut darüber einfach nicht hinunterschlucken. Auch darüber, dass das Andenken an einen anständigen Mann mit Füßen getreten wurde. Und was seiner Familie damit angetan wurde.
Er mochte es nicht, im Unklaren zu sein. Er hasste es, angelogen und auch noch bedroht zu werden– aber genau das hatte Boston getan. Die Sache war nun nicht mehr allein Melanie Starks Problem, sondern auch das seine.
Aber vielleicht würde er bald dafür sorgen, dass sie auch für andere zum Problem würde.
6
Dienstag
Rebecca Irvine klopfte an Liam Moores offen stehende Bürotür. Ohne von seinem Monitor aufzublicken, gab er ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, sie möge eintreten. Sie setzte sich und wartete, während er noch etwas in seinen Computer tippte. Bis jetzt war sie noch nicht dahintergekommen, ob ihr Vorgesetzter tatsächlich immer in etwas vertieft war, wenn sie ihn sprechen wollte, oder er sich nur den Anschein gab, damit er sie warten lassen konnte. Vielleicht schaute er gerade nach, was auf Twitter für ihn eingegangen war.
»W ie ist es gestern mit dieser SCDEA -Sache gelaufen?«, fragte er schließlich, schob das Keyboard beiseite und stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch.
»E s war ein langer Tag.«
»K ann ich Ihnen mit irgendetwas helfen?«
»N ein. Es ist noch zu früh, um schon sagen zu können, in welche Richtung die Ermittlungen laufen werden.«
Er sah sie schweigend an. »A ber federführend bleiben die, nicht wahr? Die SCDEA , meine ich.«
»J a. Immerhin überlassen sie mir freundlicherweise die Leitung der Ermittlung in dem Fall des letzten Opfers, dem Mädchen.«
»T ja– jeder verteidigt seine Pfründe, so gut es geht. Außerdem denken sie sowieso, sie wären uns normalen Bullen überlegen– eine handverlesene Elitetruppe eben.«
»E ben.«
»W ie ich Sie
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