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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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die
Ohren dröhnten, zuckte Herr Schlüter nicht mit der Wimper. »Wir haben zwei
Leichen, zwei Tatwaffen, und Sie beide waren am Tatort. Sie werden sich schon
einige Fragen gefallen lassen müssen. Und Sie werden gleich mit dem
Hauptkommissar zusammen den Tatort aufsuchen.«
    Bevor sich das
Temperament meiner Begleiterin erneut an seinem Schreibtisch oder gar ihm
selbst entladen konnte, stellte er die Frage, die ich eigentlich schon viel
früher befürchtet hatte. »Wissen Ihre angeblichen Verwandten, dass Sie, aus
welchen Gründen auch immer, nachts ihr Grundstück durchwühlen wollten? Oder
könnte man diesen Vorfall als unbefugtes Betreten und versuchte Zerstörung
bezeichnen?«
    »Wir wollten nicht
gleich die Verwandtschaft beunruhigen. Bei derart schrecklichen
Verdachtsmomenten recherchiert man erst einmal im Geheimen.«
    »Nun, geheim und
lautlos ist es heute Nacht sicher nicht zugegangen, Frau Nüßing.«
    Ich mochte Herrn
Schlüter.
    * * *
    Um zehn Uhr am
Vormittag war ich endlich wieder in meiner Wohnung und dachte darüber nach,
dass ich momentan in auffälliger Weise auf Menschen stieß, die noch früher und
überraschender als ich sterben mussten.
    Ich erspare Ihnen
die Beschreibung einer Leiche, die durch einen Spaten zu Tode gekommen ist. Nur
so viel: Es ist offenbar gar nicht so leicht, einen erwachsenen Menschen
totzuschlagen. Ihn zu verletzen ist vergleichsweise einfach, aber mit dem
Spaten so lange auf jemanden einzuhauen, bis kein Leben mehr im Körper steckt,
ist eine durch und durch barbarische Angelegenheit. Ich konnte mir nicht
vorstellen, dass Cornelia heute noch etwas zu essen vermochte. Es war nicht
ganz fair gewesen von dem zuständigen Hauptkommissar, uns die zweite Leiche am
Tatort zu zeigen. Auf der anderen Seite wirkte die physische Reaktion meiner
weiblichen Begleiterin vielleicht ein wenig zu unseren Gunsten, womöglich
zweifelte die Polizei jetzt daran, dass wir tatsächlich zu einer derartigen
Hinrichtung fähig wären. Jedenfalls zierten den Tatort nun zwei kleine,
unappetitliche Häufchen mit den jeweils letzten Mahlzeiten von Cornelia Nüßing.
    Anhand der
Schmauchspuren, die man bei dem zweiten Toten gefunden hatte, und der Waffe,
die noch in seiner Kleidung steckte, war fast sicher, dass es sich bei dem Mann
um unseren eifrigen Schützen handelte.
    »Sieht wieder
einmal alles nach einem ominösen dritten Mann aus.« Der große, schwere
Kommissar namens Delbrock rieb sich den Hinterkopf und damit eine dichte Menge
kurzer, struppiger Haare. Mit einem Blick auf das kalkweiße Gesicht von
Cornelia Nüßing sprach er endlich die erlösenden Worte. »Also, ich sage Ihnen,
was wir machen. Sie, junge Dame, fahren jetzt nach Hause und verarbeiten die
Nacht, und wir ermitteln derweil die Personalien der beiden Toten. Und Sie«, er
wandte sich mir zu, »lassen mir ein Exemplar dieses Romans zukommen, damit ich
mir ein Bild machen kann, ob es sich hier um eine gescheiterte PR -Aktion handeln könnte oder ob dieses Buch
tatsächlich naive Leser zu einer Schatz- und Leichensuche animiert. Ich werde
jetzt ganz sicher nicht nach einer dritten Leiche wühlen. Wir sehen uns um
vierzehn Uhr dreißig in meinem Büro.«

FÜNF
    Martin Albrecht
war nicht besonders groß, und er trug auch kein Gewand oder eine Kutte, sondern
stand in einer engen Jeans, einem grünen Hemd und einem braunen Jackett vor
meiner Wohnungstür. Sein hellbraunes Haar lichtete sich zu Geheimratsecken, und
mit seiner Adlernase und den lebhaften braunen Augen machte er einen gelehrten
Eindruck. Einzig ein schlichtes goldenes Kreuz an einer Halskette ließ auf
seine Berufung schließen. Sein Händedruck war so überraschend fest, dass es mir
kaum gelang, den Druck auch nur annähernd zu erwidern.
    »Glauben Sie mir?«
    Martin Albrecht
hatte sich die Geschichte meines Wochenendes angehört, ohne mich einmal zu
unterbrechen oder durch Mimik etwas von seinen Gedanken zu verraten. Er hatte
einfach nur auf der Couch gesessen, ein Bein über das andere geschlagen, eine
Hand am Kinn, und beinahe die ganze Zeit zu Boden geschaut. Hin und wieder
hatte er mich auch angesehen, ganz ruhig und sanft. Ich glaube, das tat er
immer dann, wenn mich etwas besonders bewegte oder ich in meiner Erzählung
stockte.
    »Es ist nicht von
Bedeutung, ob ich Ihnen glaube. Sie haben mich aus einem bestimmten Grund ins
Vertrauen gezogen. Soll ich Ihnen die Frage beantworten, ob es so etwas geben
kann?«
    Er sah mich an,
aber ich war mir sicher, dass er

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