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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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dass er sich hier offensichtlich
so wohlfühlte.
    Als er sich mit
seiner dampfenden Tasse zurück auf die Couch setzte, nahm er den Faden sofort
wieder auf. »Ich kann schlecht sagen, ob es schlimmer ist, mit dem eigenen Tod
konfrontiert zu werden oder mit dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen,
aber ich hatte eine Menge Zeit, um meinen Glauben zu stabilisieren. Wenn deine
Geschichte stimmt, hast du nur noch knapp neunzig Stunden Zeit, um dein
Gottvertrauen auf ein beruhigendes Maß zu heben.«
    Er hatte mich ganz
unverhofft mit Du angesprochen, und ich wollte ihn nicht dadurch in
Verlegenheit bringen, dass ich ihn weiter mit Sie anredete. Und so konterte
ich: »Ich habe mir ja Hilfe geholt. Du hast etwa neunzig Stunden Zeit,
missionarisch tätig zu werden. Lass uns doch übrigens beim Du bleiben. Ich
heiße Michael.«
    »Martin. Es ist
mir gerade so herausgerutscht, das Du, entschuldige bitte, ich hätte vorher
fragen müssen.«
    »Es ist mir
angenehm.« Mit einem Grienen fügte ich hinzu: »Für lange Kennenlern-Phasen habe
ich ja gar keine Zeit mehr.«
    »Wie gesagt, es
besteht die Möglichkeit, dass sich alles als ein dummer Zufall oder ein
Missverständnis entpuppt. So oder so, ich finde deine Geschichte
hochinteressant. Was hältst du davon, wenn du für ein paar Tage als Gast in
unser Kloster kommst? Ich könnte dich viel besser begleiten, und wir versuchen
dann gemeinsam, etwas über diese geheimnisvolle Frau herauszufinden.«
    Martin hatte nun
ein richtig unternehmungslustiges Leuchten in den Augen. Wahrscheinlich bot ich
ihm gerade die Aussicht, einen echten Engel zu suchen. Er war ein erstaunlicher
Mann. Seine Stimmungen schienen so schnell zu wechseln wie eine Ampelanlage.
Freude und Humor, Trauer und Mitgefühl, ernste Besorgnis, all dies hatte ich in
dieser knappen Stunde schon mitbekommen.
    Das Angebot, mit
ins Kloster zu kommen und dort einige Tage zu bleiben, lehnte ich freundlich
ab. Mein Leben geriet momentan ohnehin aus den Fugen, da musste ich mir nicht
auch noch die Freuden weiblicher Gesellschaft nehmen lassen. Aber bei der
Gelegenheit erzählte ich Martin von meiner nächsten, nicht minder
ungewöhnlichen Baustelle.
    »Der Tod hat
Einzug in dein Leben genommen, Michael, und dabei hast du offensichtlich gar
keine Zeit zum Sterben.«
    »Die Theorie
meiner Mutter: Ich soll mich langfristig beschäftigen und somit das Sterben auf
eine Weise ignorieren, dass es nicht zum Zuge kommt.«
    Martin trank den
Rest seines Kaffees mit einem Schluck und starrte dann in die Tasse. »Ich habe
das erste Buch von Andreas Nüßing gelesen. Hat mir gefallen. Glaubst du, dass
sein neuer Roman tatsächlich alte Familiengeheimnisse preisgibt und jemand
dafür mordet? Nach so vielen Jahren?«
    Ich räusperte mich
und erwiderte: »Ich glaube, dass es eine unglaubliche Publicity gibt, wenn
herauskommt, dass die Todesfälle etwas mit seinem neuen Buch zu tun haben.
Sollte dann wirklich noch eine hundert Jahre alte Leiche auftauchen, werden die
Zahlen perfekt sein. Mein Verlag wird mich lieben und einen fulminanten Nachruf
verfassen.«
    Martin überhörte
die Anspielung und fragte: »Hast du ihn etwa entdeckt?«
    »Ich war dafür,
sein erstes Buch zu veröffentlichen, und ich habe dafür gesorgt, dass sein
zweites Buch jetzt verlegt wurde. Zum Unwillen seiner Schwester.«
    »Kann ich bei dir
direkt ein Exemplar des aktuellen Buches erwerben? Ich würde es gern lesen.«
Martin lachte über sich selbst. »Die PR wirkt schon.«
    Ich versprach, ihm
ein Exemplar zu besorgen, musste ich doch ohnehin noch in mein Büro, da auch
der Hauptkommissar dringend um ein Buch gebeten hatte. Ein Blick auf die Uhr
erinnerte mich daran, dass ich mich gleich auf den Weg machen sollte, umso
mehr, als ich danach noch mit Cornelia Nüßing verabredet war. Vor dem Termin
beim Kommissar wollten wir uns treffen, um einen Schlachtplan zu entwerfen. Im
Stillen freute ich mich vor allem darauf, sie zu sehen.
    Auf dem Weg zu
ihrer Wohnung dachte ich zum ersten Mal daran, Drogen zu nehmen. Nicht so
hartes Zeug, von dem man stoned auf dem Bett liegt und schlimme Musik hört,
sondern irgendwelche Stimmungsaufheller. Etwas, was mir den Druck eines
drohenden Unheils von der Seele nahm und mich die Tage genießen ließ.
    Martin hatte mir
erklärt, er wolle sich nach meiner geheimnisvollen Frau umsehen, und so, wie
ich ihn nach der kurzen Zeit einschätzte, hatte er sich bereits auf den Weg
nach Norddeich gemacht. Nachdem ich bereits den zweiten

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