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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Radfahrer beim
Rechtsabbiegen in erhebliche Lebensgefahr gebracht hatte, zwang ich meine
Gedanken zur Konzentration auf den Münsteraner Verkehr. In dieser Stadt
schienen auf jedes Auto zwei Radfahrer zu kommen.
    Cornelia Nüßing zog
mich mit der gleichen unnachahmlichen Hektik in die Wohnung, die sie mir bei
meinem letzten Besuch gezeigt hatte, der übrigens keine vierundzwanzig Stunden
zurücklag, und sagte: »Endlich, ich habe schon gewartet. Ich muss dir was
zeigen.«
    Sie hatte ihren
nächtlichen Abenteurerlook abgelegt und trug nun eine etwas knapp geratene
Jeans und ein langes grünes Sweatshirt, das ihre Rundungen appetitlich in Szene
setzte.
    Auf dem Tisch im
Wohnzimmer lag ein dünnes, gebundenes Heft, und daneben befanden sich lose
Zettel, auf denen Cornelia sich im Entwerfen von einfachen Stammbäumen versucht
hatte. Sie neigte zu theatralisch wirkenden Pfeilen, die zwischen den einzelnen
Namen wie Blitze zuckten, und außerdem hatte sie das Blatt an vielen Stellen
mit Randbemerkungen vollgeschrieben, sodass ich, als Lektor an
computergeschriebene und standardmäßig formatierte Texte gewöhnt, mit dem
Entziffern heillos überfordert war.
    »Und? Was sagst du
dazu? Die beiden Toten sind Hovermanns.«
    Ich hielt das
Blatt nun schon gefühlte zehn Minuten in der Hand und starrte darauf. »Ich weiß
nicht recht. Das ist nicht euer Stammbaum, oder?«
    »Meine Güte. Es
steht doch alles da. Siehst du vielleicht meinen Namen irgendwo?«
    »Nein«, stotterte
ich, »aber hier steht Schulze Nüßing.«
    »Ja, natürlich.«
Sie riss mir das Blatt aus der Hand. »Ich habe dir doch gesagt, dass es einmal
eine Heirat zwischen den beiden Familien gegeben hat. Ich habe mir den
Stammbaum der Hovermanns besorgt, und weißt du auch, warum?« Mit
triumphierendem Blick und wedelndem Papier stand sie vor mir.
    »Man muss seine
Feinde kennen?«, versuchte ich zaghaft eine Antwort.
    »Quatsch.« Sie
legte das Blatt vor meiner Nase auf den Tisch und tippte erst auf einen Namen,
dann auf einen zweiten. »Der hier ist Clemens Hovermann, der Sohn von Horst
Hovermann und das Opfer von Alfons Schulze Nüßing.«
    Ich runzelte die
Stirn und versuchte, den krakeligen Hieroglyphen irgendetwas zu entnehmen. »Und
jetzt hat es wieder zwei aus dieser Familie getroffen?«
    »Ja.«
    »Aber ich dachte,
die Hovermanns würden sich an deiner Familie rächen, wenn sie das Buch lesen.«
    Sie nickte heftig
und stürzte mich damit einmal mehr in Zweifel, ob diese Frau mit ihrem
impulsiven Naturell der richtige Umgang für einen Todgeweihten war.
    Dann kam mir ein
Gedanke. »Du glaubst doch nicht etwa, dass jemand aus deiner Familie diese
beiden Hovermanns aus Notwehr umgebracht hat?«
    Sie setzte sich an
den Tisch und schaute mich an. Einen Moment lang bewegten sich ihre kurzen
dichten Wimpern nicht einen Millimeter. »Michael, was sollte einer meiner
Verwandten an dem möglichen Grab von Clemens Hovermann? Beweise offenlegen,
dass unser Vorfahr ein heimtückischer Mörder war? Oder meinst du, er hat sich
am Grab mit einem Hovermann verabredet, um zuzuschauen, wie dieser den armen
Clemens ausbuddelt? Meine Familie ist nicht blöd.« Dann berichtigte sie sich:
»Bis auf meinen Bruder.«
    »Nun, wenn die
beiden Toten aus der Familie Hovermann kommen, dann werden die Alibis deiner
Verwandten sicherlich sehr genau untersucht werden. Wer ist denn nun tot?« Mit
zusammengekniffenen Augen schaute ich wieder auf das beschriebene Blatt Papier,
bis eine zierliche Hand energisch auf eine bestimmte Stelle klopfte. »Ich habe
es doch gekennzeichnet. Wenn du beim Lesen von Manuskripten genauso hilflos
bist, dann wundert es mich nicht, dass solche Geschichten wie die meines
Bruders auf den Markt kommen.«
    Ich überhörte die
Spitze. »Dann sind die Kreuze hier Kreuze. Also Kreuze für Tod und nicht Kreuze
für wichtig?«
    »Klar, der eine
Strich ist doch länger.«
    »Welcher Strich
ist länger?« Ich hätte schwören können, beide Striche ihrer Kreuze waren gleich
lang. Da ich Cornelia nicht noch mehr verärgern wollte, las ich die beiden
Namen laut vor. »Horst Hovermann und Thomas Hovermann.« Beide waren nicht so
nah verwandt, wie ich erwartet hätte, sie hatten lediglich einen gemeinsamen
Ururgroßvater.
    Cornelia fuhr sich
mehrfach durch die Haare und dachte laut nach. »Als wir zum Hof kamen, lag der
eine von beiden blutüberströmt am Baum, und der andere hat auf uns geschossen,
richtig?«
    »Ich glaube.«
    »Dann ist es doch
sehr wahrscheinlich, dass

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