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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zornige Stirnfalte ließ vermuten, dass
das kein Witz war.
    Er fuhr fort: »Als
unser Jäger Sie erfolgreich ins Auto getrieben hatte, ging er zur Leiche zurück
und wurde von dem richtigen Mörder überrascht. Der, weil er eben kein Gewehr
dabei hatte, schnell zum Spaten griff und die zweite Leiche in dieser Nacht
produzierte.« Delbrock trank seinen Cappuccino aus.
    Dann beugte er
sich eindringlich zu meiner Begleiterin und fragte: »Warum treiben sich zwei
Mitglieder der Familie Hovermann und ein Mitglied der Familie Schulze Nüßing
nebst zweifelhafter Begleitung und ein Mörder mitten in der Nacht auf dem Hofe
der Schulze Nüßings herum?« Er winkte ab, als Cornelia etwas sagen wollte. »Ihren
angeblichen Grund kenne ich schon. Der wäre mir als erwachsenem Menschen
peinlich genug.«
    Er führte seine
Tasse zum Mund, um gleich darauf zu bemerken, dass sie längst leer war. Mit
einer beinahe zornigen Bewegung stellte er sie auf die Untertasse zurück.
    »Frau Nüßing,
können Sie mir sagen, wo und wie wir Ihren Bruder erreichen können?«
    »Fehlt Ihnen die
Adresse oder die Telefonnummer?«
    »Mir fehlt der
Teilnehmer am anderen Ende der Leitung. Ihr Bruder ist weder über sein Handy
noch über den Festanschluss zu erreichen.«
    »Ich habe gestern
Abend das letzte Mal mit ihm telefoniert, auf dem Festnetz. Dabei hat er nichts
von einer Reise erzählt.« Konnte er auch nicht, dachte ich, sie hatte ihn ja
kaum zu Wort kommen lassen. Cornelias gestrige Nachfrage, wo Clemens Hovermann
damals verscharrt worden war, schien mir unendlich lang her zu sein.
    »Waren Sie denn
schon bei ihm zu Hause?«
    »Ich habe einen
Beamten dort hingeschickt und warte auf Nachricht, danke«, knurrte der
Hauptkommissar.
    Ich überreichte
Delbrock schließlich noch ein Exemplar von Nüßings Buch und staunte über die
mangelnde Empathie meiner Begleiterin, die fröhlich erklärte: »Mein Bruder
signiert es Ihnen gern, wenn Sie ihn gefunden haben.«
    »Vorerst genügt es
mir, wenn Sie, Frau Nüßing, Ihre Aussage hier signieren.«
    Damit waren wir
entlassen. »Ich lese und bin nicht da«, sagte der Kommissar knapp zu seiner
Sekretärin und schloss die Tür des Büros.
    Die Sekretärin war
eine flotte Erscheinung mit kurzen roten Haaren und einem Lächeln, das für die
bloße Verfolgung von Spitzbuben und Verbrechern viel zu schade war.
    »Jetzt ist es
schon Nachmittag. Lass uns eine Kleinigkeit essen gehen und dann meine
Verwandten mit Kuchen und vielen Fragen überraschen.« Cornelia wartete meine
Antwort nicht ab, sondern strebte stadteinwärts. Ich holte sie schnell ein, und
zu zweit marschierten wir flott durch die Gassen und Straßen in Richtung
Innenstadt.
    Ich mochte Münster
schon immer sehr gern. Es ist eine Stadt, die an Läden und Boutiquen einiges zu
bieten hat und dabei doch übersichtlich und beschaulich geblieben ist. Viele
alte Gebäude und Fachwerkhäuser machen ihren Reiz aus, ebenso wie zahlreiche
Kirchen, die diese katholische Stadt prägen. Und natürlich gibt es die
Studenten. Überall strömen sie auf Fahrrädern oder in Pulks durch die Straßen,
lachend, diskutierend oder in Gedanken versunken. Und immer trifft man vor der
Lambertikirche auf eine Gruppe Touristen, die hinaufsehen zu den Käfigen,
welche seit dem Mittelalter am Kirchturm hängen. Hier hatte man damals drei Wiedertäufer,
die Münster unter einer Schreckensherrschaft gehalten hatten, zur ewigen
Mahnung aufgehängt.
    Später saßen
Cornelia und ich im Auto. Auf meinen Knien ruhte ein Pappteller mit mehreren
Kuchenstückchen, wenigstens so lange, wie Cornelia geradeaus fuhr.
    »Sag mal«, fragte
ich vorsichtig, »machst du dir eigentlich Sorgen, weil dein Bruder nicht ans
Telefon geht?«
    »Sorgen um
Andreas? Nein. Warum auch? Die Hovermanns müssten ihm doch dankbar sein, weil
er die Geschichte endlich offengelegt hat. Und für die Familie Nüßing ist es zu
spät, ihn umzubringen, das Buch ist bereits veröffentlicht. Dank eines
geschäftstüchtigen Lektors.« Begleitet wurde diese nette Schlussbemerkungen von
einer rasanten Kurvenfahrt, die meinen Appetit auf ein leckeres Stück Torte in Gefahr
brachte. Mein Magen mochte diese Art der Bewegung gar nicht.
    Zum Glück standen
wir gleich darauf auf dem Hof der Schulze Nüßings, der, bei Sonnenlicht
betrachtet, tatsächlich eher geeignet war, seine Kinder zum Ferienspaß
anzumelden als Leichen im Garten auszugraben. Es gab einen großen
Abenteuerspielplatz mit allerhand Geräten zum Klettern und

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