Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi
Schaukeln und einen
Streichelzoo, wo sich Ziegen, Kaninchen und ein Hängebauchschwein an
irgendwelchen Küchenabfällen gütlich taten. Und natürlich waren da Pferde in
allen Farben und Größen nebst einer stattlichen Reithalle. Das Haupthaus würde
irgendwann ein neues Dach benötigen, doch es strahlte diese alte westfälische
Zuverlässigkeit aus. Schwere Gardinen hingen vor den weißen Fenstern, und die
Haustür war so groß, dass sie auch für zwei Häuser gereicht hätte. Drei
monumentale steinerne Tröge waren an der Hauswand entlang aufgereiht und mit
roten Geranien bepflanzt. Es sind immer rote Blumen, die vor Bauernhäusern
stehen, dachte ich.
Auf meine Frage,
wie gut Cornelia diesen Zweig der Familie kannte, antwortete sie: »Sie werden
mich wohl erkennen. Glaube ich. Da war doch die Beerdigung von meinem
Großvater. Vor zwei Jahren.«
»Aha.« Ich hatte
es gewusst. Wir hätten vorher anrufen sollen, um uns anzumelden. Cornelia
meinte allerdings, das sei unnötig, schließlich hätten die Leute einen
Ferienhof und seien viele Besucher gewöhnt.
Das Erste, was mir
auffiel, als wir aus dem Auto stiegen, war das große Holzschild mit der
Aufschrift: »Montags Ruhetag«. Klasse, dachte ich, wir machen wieder alles
richtig. Ruhetage sind Tage, an denen man niemanden sehen will.
Dies war meine
Interpretation der Dinge. Meine Begleiterin las das Schild und kommentierte
zuversichtlich: »Prima, dann haben sie Zeit für uns.«
Das sah die junge Frau,
die nun aus einem der Ställe kam, jedoch anders. Nicht unfreundlich, aber
resolut sprach sie uns an: »Hallo, wir haben heute Ruhetag und stehen auch für
Anfragen nicht zur Verfügung. Bitte kommen Sie einen anderen Tag wieder.«
»Wir haben keine
Kinder.« Viel dümmer konnte man nicht antworten. Aber das Kuchentablett in der
Hand passte optisch bestimmt hervorragend zu meinem Beitrag.
Die blonde Frau
stand nun direkt vor uns, ihre blauen Augen blickten etwas hochmütig auf meine
vollen Hände und dann auf Cornelia. Sie lächelte wie eine Sphinx, als sie
sagte: »Ach, Cornelia, du bist es. Du musst entschuldigen, aber montags
bekommen wir nicht so gern Besuch.«
Eine weitere
Stimme erklang: »Cornelia Nüßing! Natürlich freuen wir uns, wenn du kommst.
Lass dich mal ansehen, Mädchen.«
Das klang wie
Musik in meinen Ohren. Die Stimme gehörte zu einer älteren Dame in den
Sechzigern, die hinter der kühlen Blonden aus dem Stall getreten war. Ihre
grauen Haare waren kurz geschnitten, das Gesicht sonnengebräunt und kernig,
wenn man das bei einer Frau so sagen darf. Mutig streckte ich ihr die
Kuchenteilchen entgegen und stellte mich mit einem Nicken vor.
»Lasst uns
reingehen, ihr kommt bestimmt wegen der toten Hovermanns.«
Fünf Minuten
später saßen wir in einer geräumigen Küche, jeder ein Stück Kuchen vor sich,
und warteten, dass der Kaffee durch die Maschine gelaufen war. Julia Schulze
Nüßing, wie sich die jüngere Frau vorgestellt hatte, war die Ehefrau des
Hoferben Matthias und leitete mit ihm zusammen den Freizeithof. Ihre
Schwiegereltern Konrad und Mona halfen dabei, vermutlich hielten sie im
Hintergrund auch noch die Zügel in der Hand.
Die nötige Wärme
und Herzlichkeit, die bei der Arbeit mit Kindern nötig war, kam auch eher von
den beiden Senioren, dachte ich bei mir. Julia gab wohl für die braven Väter
der kleinen Reiter die aufregende Femme fatale. Viele Männer standen
zweifelsohne auf diesen kühlen, unnahbar wirkenden Frauentyp. Perfekte Figur,
sportliches Auftreten und den gefährlichen Charme einer Gottesanbeterin. Zu
ihren Reithosen trug sie eine lange beigefarbene Bluse, die recht großzügig
aufgeknöpft war und eine ausgezeichnete Taille betonte.
Dass sich nicht
ein Fleck auf diesem hellen Kleidungsstück befand, obgleich die Frau im Stall
gearbeitet hatte, wunderte mich. Aber manche Menschen verstanden es einfach,
immer adrett und frisch auszusehen. Ihre langen blonden Haare hatte sie locker
aufgesteckt, sodass einige Strähnen ihre zarten Gesichtszüge umspielten.
Während Cornelia ihre Gabel mit Lust in einen Käsekuchen stieß und sich bereits
die ersten Krümel von der Hose rieb, lehnte Julia den Kuchen ab und wollte
lediglich eine Tasse Kaffee.
Mona schenkte ein
und kam gleich zur Sache. »Hast du eine Ahnung, Conny, was diese beiden toten
Männer auf unserem Gelände gesucht haben?«
»Nun, ich kann mir
ungefähr denken, was Horst und Thomas Hovermann gesucht haben, aber warum man
auch sie getötet hat, ist
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