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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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man
natürlich auch so gehen wie ein Held. Allerdings hoffte ich, nicht wie John
Wayne zu gehen, der war mir zu wenig elegant. Nein, ich wollte lieber wie Yul
Brynner sein in dem Film, in dem er als Indianer zu einem Opferstein der Mayas
schritt, um sich seinem Schicksal zu stellen. Das passte nun wirklich gut zu
mir.
    Draußen war es
sehr dunkel, und wir beide gingen ohne weitere Absprache zur Scheune, dem
Schauplatz der gestrigen Morde. Schemenhaft erhob sich die Eiche, die nun, wie
ihre Vorgängerin, Zeugin von Mord und Totschlag geworden war. Die Hunde waren
jetzt still. Zu meiner Erleichterung kam mein Begleiter nicht auf diese
filmische Idee, dass wir uns trennen müssten, um den Gegner einzukreisen. Wir
blieben zusammen und waren sehr vorsichtig. Als wir den Pfad bis zur Scheune
zurückgelegt hatten, schlugen plötzlich die Hunde wieder an, laut und wütend.
    »Verdammt«,
entfuhr es Matthias. »Der Kerl hat uns gelinkt. Er ist beim Haus.« Ich zuckte
zusammen, als ein Schuss losging. Beinahe hätte ich mich auf den Boden
geworfen, zu frisch war die Erinnerung an den gestrigen Abend. Matthias schoss
zum zweiten Male in die Luft, was auch immer er sich davon erhoffte. In wenigen
Minuten waren wir zurück auf dem Hof und hörten, wie ein Auto mit quietschenden
Reifen davonfuhr. Sehen konnten wir nichts.
    Matthias ging als
Erstes in die Ställe und kontrollierte, ob dort alles in Ordnung war.
Achselzuckend kam er wieder heraus, und wir kehrten zum Hintereingang zurück.
Die Waffen nahmen wir erst einmal mit ins Kaminzimmer. Ich fragte mich, ob
Cornelia etwas gesehen hatte, doch abgesehen vom Knistern der brennenden
Holzscheite war es sehr still im Zimmer.
    Matthias setzte
sich schwerfällig in einen Sessel und griff nach der Schnapsflasche.
»Vielleicht war es nur irgendein Typ, der seinen Müll abladen wollte. Das
hatten wir hier schon öfter.«
    Und dann sah ich
sie. Sie lag halb auf der Seite, etwa einen Meter von der schweren Haustür
entfernt. Sie sah aus, als würde sie schlafen. Ich stürzte zu ihr und warf mich
neben ihr auf die Knie. Dann strich ich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht.
Ganz warm fühlte sich die Haut an, so lebendig. Sie konnte nicht tot sein.
    »Du musst nach dem
Puls fühlen, Michael. Was machst du denn da?« Matthias zeigte sich an diesem
Abend als der umsichtigste, freundlichste und klügste Landwirt, den ich kannte.
Er hielt bereits den Telefonhörer in der Hand und wartete auf Empfang.
    Hektisch griff ich
erst nach dem Handgelenk, dann suchte ich die Stelle hinter dem Ohr. Mein Gott,
ich fand keinen Puls! Alles fühlte sich warm, weich und gut an, aber nirgends
spürte ich das bekannte Pochen. In meiner Verzweiflung und Sorge legte ich
meine Hand schließlich unter ihre linke Brust.
    Bevor ich hier
verweilen konnte, bewegte Cornelia plötzlich mit einem Stöhnen den Kopf und
sagte, ohne die Augen aufzuschlagen: »Melde dich bitte zu einem
Erste-Hilfe-Kurs an. Versprich mir das, Michael.«
    Ich achtete nicht
auf Matthias, der mit jemandem sprach, sondern lachte ihr erleichtert ins
Gesicht. Endlich konnte ich auch wieder in die wunderbaren grauen Augen
schauen.
    »Was ist dir
passiert?«
    Mit meiner Hilfe
richtete sich Cornelia mühsam auf und hielt sich den Kopf. Sie war verletzt,
eine etwa fünf Zentimeter lange, etwas blutende Schramme zog sich über die
Schläfe und schwoll zunehmend an.
    Kaum stand
Cornelia, da ging sie auch schon auf den Tisch zu. Sie kam aber nicht weit.
Plötzlich drückte sie sich die Hände vor den Mund und rannte in die entgegengesetzte
Richtung und zur Haustür hinaus. Ich eilte hinterher und sah, wie sie etwa zwei
Meter von der Haustür entfernt das spanische Essen erbrach wie ein Kind nach
einer Karussellfahrt: breitbeinig, nach vorn gebeugt und hemmungslos.
    »O je, die Arme.«
Matthias stand neben mir. »Herr Delbrock kommt gleich, und ich habe zur
Sicherheit auch auf einen Krankenwagen bestanden.«
    »Den können wir
wieder wegschicken. Jetzt geht es mir besser.« Cornelia drehte sich zu uns um.
»Kannst du mir einen Eimer Wasser geben? Das mach ich natürlich sauber.«
    »Lass mal, da habe
ich eine bessere Idee.«
    Ohne eine Miene zu
verziehen, ging er zum Hundezwinger, sperrte ihn auf und ließ die Hunde heraus.
    »Das ist ekelig.«
    »Ja. Das ist
ekelig. Lasst uns reingehen. Ich fürchte, unser Eindringling hat Tagebuch und
Gebäudeplan mitgehen lassen. Ich schaue mal nach meinen Eltern. Und nach
Julia.«
    Matthias war nicht
der leidenschaftliche

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