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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Hovermann
gewesen wäre, wüsstet ihr das, glaub mir.« Sie lachte auf und fügte ganz
ernsthaft hinzu: »Ich möchte ganz sicher nicht zu dieser Familie gehören. Die
sterben mir zu viel.«
    Bevor ich mich dem
unangenehmen Gedanken hingeben konnte, dass ich die schreckliche Prophezeiung
vielleicht deshalb am Hals hatte, weil ich ein Hovermann war, kam Matthias
wieder herein. In der Hand hielt er eine Flasche Schnaps, eine Art
Kräuterlikör.
    »Leute, ich weiß
jetzt, an welcher Stelle Clemens Hovermann begraben liegt. Und darauf brauche
ich einen kleinen Rachenputzer.« Er schwenkte die Flasche und schaute uns
fragend an. Cornelia schüttelte den Kopf, ich nickte.
    In diesem Moment
ging die Tür auf, und herein kam Julia. Das heißt, sie blieb nach zwei
Schritten im Raum stehen und nickte uns mit der Höflichkeit einer Eisprinzessin
zu. »Ich wünsche noch einen schönen Abend. Dich wollte ich daran erinnern, dass
du morgen früh um Viertel nach sieben einen Termin mit unserem Hufschmied
hast.« Dabei sah sie nicht ihren Mann an, sondern vielmehr die Flasche Schnaps
in seiner Hand.
    Cornelia prostete
ihr mit ihrem Glas Rotwein zu und lächelte zuckersüß. »Schlaf schön, Julia. Du
siehst ziemlich fertig aus und musst sicher morgen auch früh raus.«
    »Ja, natürlich.
Ich jogge jeden Morgen. Der Kampf gegen die Pfunde, du weißt ja, was ich meine,
Cornelia.« Mit ihrem Lächeln hätte sie Brunhilde aus dem Nibelungenlied
eingeschüchtert. Klasse. Julia drehte uns ihre hübsche Rückenansicht zu und
verschwand.
    Derartige
Auftritte von Frauen liebe ich. Von wegen Zickenterror. Das sind Guerillakriege
in ihrer ausgefeiltesten Form. Ein Hinterhalt jagt den nächsten, und wenn man
gerade denkt, jetzt gäbe es einen Waffenstillstand, haben die Kämpferinnen nur
den Schauplatz neu sondiert.
    »Sehr
diszipliniert, deine Frau, Matthias. Also, was hast du herausgefunden?«
    »Wie gut kennt ihr
euch mit Bäumen aus?«
    »Nun, ich denke,
gut genug, um zu wissen, dass der Baum an der Scheune eine Eiche ist.«
    »Genau«, stimmte
Cornelia mir zu. »Und so ein Baum wird auch in dem Tagebuch erwähnt.«
    »Richtig«, sagte
Matthias. »Wie lange ist dieser Mord nun her?«
    Cornelia rechnete
laut. »Clemens muss 1884 ermordet worden sein, kurz nach dem Tode seiner
Schwester. Seitdem sind fast hundertdreißig Jahre vergangen.«
    Matthias nippte an
seinem Glas. »Wie alt schätzt ihr die Eiche an unserer Scheune?«
    Ich verstand
sofort, worauf er hinauswollte. »Nun, sie wird bereits einige Generationen
überdauert haben, aber …«
    »Diese Eiche«,
Matthias deutete nach draußen, »diese Eiche ist ziemlich genau zweiundachtzig
Jahre alt!« Triumphierend blickte er in die Runde. »Ich habe mich gerade ins
elterliche Schlafgemach gewagt, und mein Vater hat mir bestätigt, dass unser
Baum in keinem Fall so alt sein kann, um als Grabstätte gedient zu haben.«
    »Aber sie steht
doch an der gleichen Stelle wie im Buch beschrieben.« Der Einwand kam von
Cornelia, die nun an den Lippen ihres Cousins hing. Wahrscheinlich sah sie uns
in Gedanken schon den Baum fällen und in seinen Wurzeln nach der Leiche wühlen.
    »Nein, diese Eiche
steht in Wahrheit mehrere Meter von der alten Stelle entfernt. Nur der Abstand
zur Scheune ist gleich geblieben. Die Scheune wurde aber renoviert und
vergrößert. Wie Vater mir erzählt hat, hat vor vermutlich zweiundachtzig Jahren
ein Blitz in die alte Eiche eingeschlagen und sie geradezu aufgeschlitzt. Es
muss ein wahrhaft schreckliches Unwetter gewesen sein, bei dem auch die Scheune
arg gelitten hat. Sie wurde danach umgebaut, um sie stabiler zu machen. Und dabei
hat man sie vergrößert. Das Holz stammte teilweise sogar aus der zerstörten und
gefällten Eiche.« Er stellte sein Glas langsam auf den Beistelltisch.
    »Aber hätte man
dann nicht die Leiche finden müssen?«, fragte ich mich und die anderen.
    »Nicht unbedingt«,
erklärte Matthias. »Eine Scheune hat man früher nicht gebaut wie ein Haus, also
mit einer Baugrube. Außerdem wurde nur einfach ein vorhandenes Gebäude
vergrößert. Man kann den Anbau am Boden sogar sehen, ich habe nur nie darauf
geachtet. Meist ist der Boden dazu ohnehin viel zu verdreckt. Jedenfalls haben
meine Vorfahren den Baum gefällt, einen einigermaßen glatten Grund hergestellt
und mit einer Betonmasse aufgefüllt. Wer weiß, wie tief Clemens vergraben
liegt. Schon bei einem Meter hätte es niemand beim Bauen gemerkt.«
    »Man wundert sich
doch immer wieder, wie

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