Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi
Ehemann, der voller Sorge zuallererst zu seiner
Angetrauten trabte, besorgt um ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden. Immerhin
lag der Überfall bereits einige Minuten zurück. Da ich seine Gattin Julia kurz,
aber nachhaltig kennengelernt hatte, griente ich in mich hinein und fand ihn
noch sympathischer.
ACHT
»Es gibt zwei
Dinge, die mich misstrauisch machen. Erstens finde ich es seltsam, wenn ich an
verschiedenen Tatorten immer wieder auf dieselben Personen treffe.«
Hauptkommissar Delbrock sah erst mich an, dann wanderte sein Blick zu Cornelia
und blieb dort hängen. »Und zum Zweiten misstraue ich den Frauen. Ich misstraue
ihnen als Zeuginnen, als Verdächtige und sogar als Ehefrauen. Und das sage ich
im Hinblick auf meine langjährige Erfahrung als Mann und als ermittelnder
Beamter. Halten Sie mich also nicht für einen unfreundlichen Menschen.«
Er räusperte sich,
und bei seinen weiteren Ausführungen schaute er nun auch immer wieder Matthias
an.
»Es ist mir nicht
ganz klar, warum Sie drei sich heute hier getroffen haben, aber machen Sie sich
bitte eines bewusst: Sollten Sie nach wie vor eine Leiche ausgraben wollen, weil
Sie vielleicht neue Erkenntnisse darüber gewonnen haben, ob es diese ominöse
Leiche überhaupt gibt beziehungsweise wo sie liegen könnte, dann müssen Sie mir
das unverzüglich mitteilen. Tote, Leichen, Skelette egal welchen Alters gräbt
man nicht aus wie Blumenzwiebeln.«
»Blumenzwiebeln
gräbt man in der Regel auch eher ein.« Cornelia lächelte den Hauptkommissar in
einer Weise an, die mich entzückt hätte.
Kommissar Delbrock
sah aus, als wäre er schon im Bett gewesen. Der Großteil seiner Haare stand ab,
und seine Augen waren gerötet.
Konrad und Mona
Schulze Nüßing, die Eltern, waren natürlich wieder aufgestanden, und auf Monas
Frage, was der Hauptkommissar zu trinken wünsche, hatte dieser geantwortet:
»Gern einen Kaffee mit Milchhaube und Zucker.« Er hatte tatsächlich
»Milchhaube« gesagt und seinem Gesicht dabei ein Lächeln entlockt.
Ich zweifelte
keinen Moment daran, dass Mona selbst mitten in der Nacht derartigen
Herausforderungen gewachsen war.
»Also, der
Eindringling hat Sie beide aus dem Haus gelockt, ob geplant oder zufällig, und
die Zeit dann genutzt, um diese junge Dame zu Boden zu schlagen und ein altes
Tagebuch und einen ebenso alten Lageplan zu entwenden?«
Cornelia nickte
heftig und erzählte: »Matthias und Michael waren noch nicht lange fort, vielleicht
fünf Minuten, da bellten die Hunde wieder wie von Sinnen. Es war natürlich
dumm, aber ich glaubte, die beiden wären noch in der Nähe. Also bin ich zur
Haustür gegangen und habe sie geöffnet. Der Typ muss direkt daneben gestanden
haben, denn ich erinnere mich, dass ich versucht habe, mich an der Türklinke
festzuhalten. Ich muss sie also noch in der Hand gehalten haben, als ich
niedergeschlagen worden bin. Das Tagebuch und der Plan lagen auf dem Tisch, er
kann nur wenige Sekunden gebraucht haben.«
Cornelia sah blass
aus um die Nasenspitze. Einige Sommersprossen traten deutlich hervor, aber ihre
Augen strahlten wach und klar. Es war mittlerweile halb zwölf.
Mona und Konrad
saßen im Bademantel am Herdfeuer, Julia hingegen war nach einem kurzen Auftritt
wieder ins Bett gegangen. »Ich habe gar nichts gehört. Das muss allerdings
nichts heißen. Ich lese immer noch etwas im Bett und höre dabei per Kopfhörer
Musik.«
Mit ausdruckslosem
Gesicht bestätigte Matthias diese Angewohnheit seiner Gattin. Das Musikhören mit
dem Kopfhörer schien mir ein Spiegelbild der Beziehung zu sein: Es ist mir
egal, wann du ins Bett kommst, ich höre ohnehin Musik.
»Wer kann davon
erfahren haben, dass Sie sich heute Abend hier treffen und offensichtlich über
die richtige Stelle zum Graben geredet haben?«
Cornelia und ich
schauten uns ratlos an, Matthias zuckte ebenfalls mit den Achseln, ergänzte
aber diese Geste mit den Worten: »Nur meine Familie hier, Mutti, Vati und
Julia. Ich vermute, dass der Täter noch immer das Haus und den Grund beobachtet,
umso mehr, als bei der polizeilich geführten Ausgrabung nichts gefunden worden
ist.«
»Jedenfalls
scheinen sich mehrere Leute erstaunlich sicher zu sein, dass vor fast
hundertdreißig Jahren an diesem Hof ein Mord geschehen ist.« Delbrock brummte vor
sich hin wie ein Bär, der aus dem Winterschlaf geholt wurde und am Essen
gehindert wird.
»Ich sage Ihnen
jetzt einmal, wie wir weiter vorgehen werden.« Delbrock wuchtete seinen
schweren Körper in
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