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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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uns triumphierend an. Dann wedelte er unmissverständlich
mit der Waffe in meine Richtung, da ich die Zeit genutzt hatte, um mich
Cornelia zu nähern.
    Artig rutschte ich
also wieder auf meinen Platz und bemerkte: »Sie haben eine ganze Menge
herausgefunden. Vielleicht hätten Sie das Buch mit Andreas Nüßing zusammen
schreiben sollen.«
    »Nun, in diesem
Falle wären die Schatzsucher wie Hyänen über das Grundstück der Schulze Nüßings
hergefallen. Aber hören Sie weiter. Das Porträt dieses Lehrlings gab er als
liebender Vater seinem Sohn Clemens mit in die Verbannung. Es war das einzige
Porträt, das er von sich besaß. Heute kann man natürlich stets seine Fotoalben
hervorholen und eine ganze Sammlung von Porträtaufnahmen von sich selbst und
der buckligen Verwandtschaft anschauen, wenn einem denn danach ist.«
    Ingo machte ein
Gesicht, als würde ihn dieses Verlangen niemals befallen.
    »Außerdem gab der
Vater dem Sohn noch eine alte, recht wertvolle Brosche mit. Woher er das Stück
hatte, habe ich nicht in Erfahrung bringen können, vielleicht gehörte es seiner
Mutter oder Großmutter. Bekannt ist mir nur, dass sie aus Gold ist, mit
Saphiren bestückt.«
    Jemand sagte
scharf: »Und dafür haben Sie mindestens zwei Menschen getötet? Ganz zu
schweigen von dem schändlichen Vergiften einer alten Nonne.«
    Erstaunt drehte
ich mich um. Offenbar war es Cornelia gelungen, den Knebel aus ihrem Mund zu
schieben. Ihre Augen blitzten vor Zorn, und ich hoffte, sie sagte oder tat
nichts Unüberlegtes.
    »Ah, Frau Nüßing.
Ich habe Sie unterschätzt und das gleich mehrfach. Wenn Sie allerdings schreien
oder Theater machen, werden Sie die nächste Zeit bewusstlos in dieser Scheune
verbringen.«
    Er schnalzte
wieder auf diese überhebliche Art mit der Zunge und schob seinen Rollstuhl nun
so zurecht, dass er uns beide gut im Blick hatte.
    »Nein, nein. Diese
Brosche ist bestimmt ein paar Tausend Euro wert, aber sie ist nicht der Grund
für diese Suche. Zudem musste ich befürchten, dass dieses schon damals
wertvolle Stück auch den Mörder von Clemens Hovermann gelockt hatte. Aber das
Bild seines Vaters, das hätte der Mörder ihm sicher nicht weggenommen. Was
hätte er auch damit anfangen sollen?«
    Dabei schaute er
Cornelia an und sprach weiter. »Außerdem, Alfons Schulze Nüßing war offenbar
verzweifelt genug, um den Sohn seines Freundes und Geschäftspartners
hinterrücks zu töten, aber er war kein durch und durch schlechter Mensch.«
    Ich schüttelte in
gespielter Entrüstung den Kopf. »Sie wollten also wissen, wie Ihr Vorfahre
ausgesehen hat? Was haben Sie doch für einen Familiensinn. Ihren Vater bringen
Sie um, den Ururgroßvater wollen Sie sich einrahmen.« Mir war durchaus klar,
dass es hier um viel mehr gehen musste als ein bloßes Erinnerungsbild.
    Ingo genoss es ja
sichtlich, uns sein Wissen Häppchen für Häppchen zu reichen, umso mehr, als wir
uns als seine Gefangenen in einer ausgesprochen ungemütlichen Lage befanden.
Mich erstaunte seine Gelassenheit. Man hätte doch meinen sollen, dass er nach
dem Erfolg seiner Suche diesen Ort möglichst schnell verlassen wollte, zumal
sich in nur wenigen Hundert Metern Entfernung zahlreiche Polizisten befanden.
    Allerdings fiel
mir jetzt erst auf, dass die wenigen Fenster der Scheune komplett verhüllt
waren, sodass kein Lichtstrahl nach draußen dringen konnte. Und dann begriff
ich endlich: Ingo konnte uns gar nicht laufen lassen! Wir waren die einzigen,
die wussten, dass er der Mörder war.
    Allmählich begann
ich die Prophezeiung über meinen baldigen Tod als Segen zu empfinden, denn ihr
zufolge hatte ich noch bis morgen Nachmittag. Dann erst lief die Frist von fünf
Tagen ab. Rein rechnerisch hätte ich also noch genug Zeit, uns oder zumindest Cornelia
zu retten. Wenn das nicht nach einem waschechten Heldentod klang!
    Hastig und voll
Sorge, dass Ingo meine Unruhe bemerken könnte, sah ich mich nach einer
möglichen Waffe um. Daher dauerte es einen Moment, bis ich Ingos folgende Worte
und deren Bedeutung verstand.
    »Es gab Anfang des
Jahres 1873 nur einen Lehrling in der Galerie Goupil & Cie in Den Haag, den
Neffen eines Teilhabers. Der junge Mann beendete seine Lehre im Sommer
desselben Jahres und wechselte dann zu einer anderen Filiale nach London. Sein
Name war Vincent van Gogh.«
    Cornelia zog
zischend Luft durch die Zähne und fragte fasziniert: »Wollen Sie damit sagen,
dass bei der Leiche von Clemens Hovermann die ganzen Jahre eine frühe

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