Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi
Nummer und
wählte. Leider brach sie dann ab und steckte das Gerät unverrichteter Dinge
wieder ein.
»Ich will den Mann
nicht aufhalten, Michael, ich will ihn nur beobachten. Ich muss wissen, wer es
ist. Und dann holen wir Delbrock. Nein, nicht direkt zum Hof.«
Cornelia leitete
mich auf den Weg, den wir bei unserem ersten Besuch am frühen Morgen genommen
hatten. Auf diese Weise kamen wir aus einer ganz anderen Richtung zur Scheune.
Sie hatte recht. Wenn jemand Wachposten stand, erwartete er bestimmt eine
Störung vom Hof aus, auf dem es nun von Polizei und Feuerwehr nur so wimmelte,
von den zahlreichen Schaulustigen, die mit ihren Autos überall rings um den Hof
standen und neugierig Ausschau hielten, ganz zu schweigen. Uns konnten die
vielen Leute nur recht sein. Erstens fiel dann ein geparktes Auto mehr gar
nicht auf, und zweitens bot uns diese Zuschauermenge eine gute Deckung.
Leise schloss ich
die Autotür, ohne jedoch die Verriegelung zu betätigen. Es konnte sein, dass
wir schnell in den Wagen springen mussten, und ich wollte gerüstet sein.
Cornelia griff
nach meiner Hand, und etwas geduckt näherten wir uns vorsichtig der Scheune,
die noch etwa hundertzwanzig Meter von uns entfernt lag. Dabei nutzten wir die
Deckung der alten Bäume und Sträucher am Feldrand.
Hinter den Bäumen
stieg dichter Rauch auf, doch wir konnten das Ausmaß des Brandes nicht sehen.
Nachdenklich
fragte ich: »Haben wir eigentlich so etwas wie eine Waffe dabei?« Meiner
Meinung nach wäre es klüger gewesen, erst zum Hof zu gehen und Matthias oder
seinen Vater zu bitten, uns mit einem ordentlichen Gewehr zu begleiten. Oder
noch besser, einen Polizeibeamten mit Dienstwaffe zu holen.
Cornelia kramte in
ihrer Tasche und streckte mir dann ein Messer mit einer dreißig Zentimeter
langen Klinge hin, das ich als Geschenk meiner Mutter erkannte. Es war ein sehr
edles Messer, und auch wenn ich eher selten kochte, ich wollte es eigentlich
nicht mit Blut besudelt sehen.
»Da bin ich aber
schwer beruhigt«, knurrte ich nur, und wir gingen weiter. Je näher wir der
alten Feldscheune kamen, desto erleichterter war ich, weil wir keinerlei Licht
oder Geräusch in dem Gebäude wahrnahmen.
Doch dafür hörten
wir plötzlich einen Laut, der wie ein unterdrückter Schrei klang. Erschrocken
blieben wir stehen, und der Druck von Cornelias Hand auf meine wurde sehr viel
stärker. In der Ferne prasselten laut die Flammen, und ich begann mich gerade
zu fragen, ob uns dieses Geräusch nicht getäuscht hatte, als wir leise Stimmen
vernahmen. Die Worte konnte ich nicht verstehen, doch sie schienen mir deutlich
außerhalb der Scheune gesprochen worden zu sein. Hatte Matthias einen ähnlichen
Verdacht wie wir und kam zusammen mit seinem Vater von der anderen Seite? Ich
hoffte es. Zwei Landmänner, zornig und bewaffnet. Das schien mir die richtige
Begleitung, um Grabschänder aufzuspüren.
Mutiger geworden
gingen wir zügiger und erreichten die Wand der Scheune. Ich presste mich gegen
das kalte Mauerwerk, und Cornelia tat es mir nach, zuckte aber sofort zusammen.
Das konnte ich verstehen, hier gab es mehr Spinnenfäden als in einer Gruft.
Im nächsten Moment
schnellte auch mein Kopf in eine andere Richtung, aber das lag weniger an
kleinen Krabbeltieren als vielmehr an einem großen Spaten, der mir gegen die
Schläfe knallte. Ich spürte einen heftigen Schmerz, dann war ich so benommen,
dass ich jegliche Orientierung verlor. Erst nach mehreren Sekunden konnte ich
meinen Verstand wieder so weit gebrauchen, dass ich mich besorgt nach Cornelia
umschaute. Ich hörte sie nicht und ich sah sie nicht mehr.
Wenn ich schon an
diese merkwürdige Prophezeiung glaubte, dann musste ich auch darauf vertrauen,
dass die Zeitangaben richtig waren. Demnach hatte ich noch ein paar Stunden.
Cornelia hingegen konnte alles Mögliche zugestoßen sein.
ELF
Irgendjemand schob
und zog an mir. Mein Kopf tat viel zu weh, als dass ich in der Dunkelheit etwas
hätte wahrnehmen können. Dann landete ich auf einem Haufen alten Strohs, und
erst jetzt bemerkte ich, dass mir meine Hände mit Kabelbindern oder etwas
Ähnlichem auf den Rücken gebunden waren. Der Kerl, der mich so grob dorthin
verfrachtet hatte, war kräftig, höchstens einen Meter siebzig groß und besaß
einen kantigen Kopf mit einem beeindruckenden Kiefer. Seine hellbraunen Haare
waren sehr kurz geschnitten, und ich fand, er sah nicht aus wie ein Deutscher.
Meine Vermutung wurde bestätigt, als eine gepflegte
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