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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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»Glauben Sie mir, Mann, für mildernde Umstände bin ich
schon zu lange im Geschäft.«
    Er holte einen
Kanister aus einer Ecke und schüttete großzügig Benzin auf die Strohballen. Wie
unnötig, dachte ich. Strohballen brannten ohnehin wie Zunder. Dann warf er ein
Streichholz auf das Stroh, hastete durch die Tür hinaus in die frische
Nachtluft, und wir hörten, wie er den Riegel vorschob. Der einzige Ausgang aus
der Scheune war uns versperrt. Es gab noch zwei völlig verstaubte kleine
Fenster, die höhnisch auf uns herabzublicken schienen, denn mit gefesselten
Händen gab es keine Möglichkeit, diese Oberlichter zu erreichen.
    Das Feuer rauchte
und knisterte bereits lebhaft und würde sich schnell ausbreiten, gab es doch
genug brennbares Material in einer Feldscheune. Da waren wir zwei Menschen
wahrscheinlich noch der schwierigste Braten. Voller Panik betrachtete ich den
ausgehobenen Krater im Boden. Vielleicht könnten wir uns dort in feuchter Erde
einbuddeln und warten, bis das Feuer über uns hinweggezogen war und die erste
Wand einstürzte? Ein unsinniger Gedanke, ehe wir verbrannten, waren wir ohnehin
am Rauch erstickt.
    Plötzlich stand
Cornelia neben mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Schnell, zeig mir
deine Hände.« Ich sprang auf. Das hätte ich besser nicht getan, denn sofort
wurde mir übel, und vor meinen Augen drehte sich alles. Der Schlag gegen den
Kopf mit dem Spaten machte mir noch zu schaffen, und es dauerte ein paar
Sekunden, bis ich wieder etwas sehen konnte.
    In der Hand hielt
Cornelia eine große Flaschenscherbe. Schnell begann sie, an dem Kabelbinder um
meine Handgelenke herumzusäbeln. »In der Scheune liegen ein paar alte
Bierflaschen. Es war gar nicht so einfach, eine davon leise unter dem Stroh zu
zerdrücken.«
    »Von dir könnte
Indiana Jones noch etwas lernen. Allerdings sind wir noch nicht draußen aus dem
Schuppen.«
    Ich gab ihr einen
Kuss auf die Nase und bewegte vorsichtig meine befreiten Arme. Die Hitze wurde
schnell unerträglich. Mein Gesicht glühte, die Augen brannten, als hätte jemand
Asche hineingestreut. Ich griff nach dem Spaten, den Pavlo liegen gelassen
hatte, und ging zu einer der älteren Scheunenwände, während Cornelia mit dem
Fuß die Strohballen auseinanderschob. Mit Wucht stieß ich den Spaten immer
wieder zwischen die Bretter, aus denen der Schuppen gebaut worden war. Doch ich
hatte die Sorgfalt der damaligen Bauern unterschätzt, das Holz war hart und
unnachgiebig.
    Cornelia keuchte
und hustete bereits ununterbrochen, und ich schrie, sie solle sich auf den
Boden legen, um den toxischen Dämpfen des Rauches zu entgehen. Lange würden wir
nicht mehr durchhalten. Ich brauchte ein Beil, um ein Loch in die Seitenwand zu
schlagen.
    Als ich Schläge
gegen das Holz vernahm, die nicht von meinem Spaten herrührten, glaubte ich zu
halluzinieren. Doch die Geräusche kamen von draußen, und als ich Holz splittern
sah, entfernte ich mich ein Stück von der Wand und kroch zu Cornelia. Sie hielt
sich ein Taschentuch vor den Mund und lag auf dem Boden, die Augen geschlossen.
Ich legte mich daneben und fasste sie um die Taille.
    Nun befand ich
mich tatsächlich in Lebensgefahr, früher, als ich gedacht hatte. Doch um mich
hatte ich keine Angst, ich war nur in Panik, dass ihr etwas zustoßen könnte.
Ich hatte Angst, dass ihr Herz aufhören könnte zu schlagen, dass ihre Augen
sich nie wieder öffneten und ihre Lippen keine Worte mehr formten. Und erst ihr
Lachen. So ein Lachen wollte man bis ins hohe Alter hören!
    Und endlich,
endlich zerbarsten einige Latten, und jemand zwängte sich durch den Spalt.
Mittlerweile waren meine Augen durch einen Tränenschleier so getrübt, dass ich
wie ein Insekt auf das Licht einer grellen Taschenlampe oder einer Baulampe
zustrebte. Cornelia, die ich noch immer um die Taille gepackt hielt, zog ich
mit.
    Es ist ein
unbeschreibliches Gefühl, wenn kalte, frische Nachtluft auf erhitzte Haut
trifft und die gequälten Lungen füllt. Am liebsten wäre ich ewig eng an
Cornelia geschmiegt auf der feuchten Erde gelegen und hätte die herrliche Luft
eingesaugt. Aber irgendwelche Sanitäter zerrten an unserer Kleidung herum und
sprühten uns Medikamente in den Rachen. Mir war übel, und ich fühlte mich, als
könnte ich den Brandgeruch nicht eine Sekunde länger ertragen. Von jemandem
gestützt, der leider auch ziemlich nach Rauch stank, stolperte ich durch die
Nacht. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Hauptkommissar Delbrock sich

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