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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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oder Beins, als sie die Leichen zu dem lodernden Scheiterhaufen schleppten. Und als schon der Geruch des Todes, der Gestank versengten Fleisches die Luft erfüllte, welche Panik musste ihn da beim Anblick der Überlebenden erfasst haben? Aber da gab es schon kein Zurück mehr; sie waren bereits zu weit gegangen.
    Das war es, was du der Weltöffentlichkeit vorenthalten wolltest: was ihr mit den Lebenden gemacht habt.
    »Warum hat er heute Nacht versucht, Sie zu töten?«, fragte Rizzoli.
    Maura schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Sie haben ihn im Krankenhaus gesehen. Sie haben mit ihm gesprochen. Was ist da gewesen?«
    Maura dachte an ihr Gespräch mit Sutcliffe zurück. Sie hatten an Schwester Ursulas Bett gestanden und über die Autopsie gesprochen. Über Labortests und Totenscheine. Und über Toxikologie-Screenings. »Ich glaube, die Autopsie wird uns die Antwort liefern«, sagte sie.
    »Was glauben Sie, was Sie da finden werden?«
    »Den Grund für den Herzstillstand. Sie waren doch in der Nacht dabei. Sie haben mir gesagt, dass Schwester Ursula kurz vor dem Herzalarm Anzeichen von Panik gezeigt habe. Dass sie ausgesehen habe, als ob sie schreckliche Angst hätte.«
    »Weil er da war?«
    Maura nickte. »Sie wusste, was passieren würde, und sie konnte nicht sprechen, weil sie diesen Schlauch im Hals hatte. Ich habe schon zu viele solche Situationen miterlebt. Ich weiß, wie es da zugeht. Alles drängt sich am Krankenbett, es herrscht
    Chaos und Konfusion. Ein halbes Dutzend Medikamente werden gleichzeitig verabreicht.« Sie hielt inne. »Ursula war allergisch gegen Penizillin.«
    »Würde das bei dem Screening herauskommen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er muss so etwas befürchtet haben, nicht wahr? Und ich war die Einzige, die auf dem Test bestanden hat.«
    »Detective Rizzoli?«
    Sie blickten sich um. Eine OP-Schwester stand in der Tür.
    »Ich soll Ihnen von Dr. Demetrios sagen, dass die Operation gut verlaufen ist. Sie nähen den Patienten gerade zu. In etwa einer Stunde dürfte er auf die chirurgische Intensivstation verlegt werden.«
    »Dr. Isles wartet hier schon die ganze Zeit; sie möchte gerne zu ihm.«
    »Es wird noch eine Weile dauern, bis er Besuch haben kann. Wir haben ihn intubiert und ihm Beruhigungsmittel gegeben. Es ist besser, wenn sie später noch mal herkommen; vielleicht am Nachmittag.«
    Maura nickte und erhob sich langsam. Rizzoli stand ebenfalls auf. »Ich fahre Sie nach Hause«, sagte sie.
    Der Morgen graute schon, als Maura ihr Haus betrat. Ihr Blick fiel auf die Blutspur, die sie auf dem Fußboden hinterlassen hatte – der sichtbare Beweis eines Albtraums, der Wirklichkeit geworden war. Sie ging durch alle Zimmer, als ob sie jedes einzelne der Dunkelheit entreißen wollte – als ob sie sich vergewissern wollte, dass dies immer noch ihr Heim war und in diesen Mauern kein Platz für die Angst war. Sie ging in die Küche und sah, dass das eingeschlagene Fenster bereits mit Brettern vernagelt worden war, damit das Haus nicht auskühlte.
    Jane musste das angeordnet haben.
    Irgendwo klingelte ein Telefon.
    Sie nahm den Hörer des Wandapparats ab, doch niemand meldete sich, und es war auch kein Freizeichen zu hören. Die Leitung war noch nicht repariert worden.
    Mein Handy, dachte sie.
    Sie ging ins Wohnzimmer, wo sie ihre Tasche abgestellt hatte. Doch bis sie das Telefon endlich hervorgekramt hatte, war das Läuten bereits verstummt. Sie tippte die PIN ein, um die Mailbox abzuhören.
    Der Anruf war von Victor. Sie sank wie benommen auf die Couch, als sie seine Stimme hörte.
    »Ich weiß, ich hätte noch warten sollen, ehe ich dich anrufe. Und du fragst dich wahrscheinlich, warum du dir überhaupt noch anhören sollst, was ich zu sagen habe, nachdem ... nach allem, was passiert ist. Aber jetzt liegt ja alles offen auf dem Tisch. Du weißt, dass ich das nicht tue, weil ich mir davon irgendeinen Vorteil erhoffe. Also wirst du mir vielleicht glauben, wenn ich dir sage, wie sehr ich dich vermisse, Maura. Ich glaube, wir könnten das wieder hinbekommen mit uns beiden. Wir könnten es noch einmal versuchen. Gib mir noch eine Chance, ja? Bitte.«
    Eine ganze Weile noch blieb sie auf der Couch sitzen, das Handy in den klammen Fingern, und starrte in den kalten Gaskamin. Nicht jedes Feuer kann man wieder entfachen, dachte sie. Manchmal ist es einfach besser, die Asche erkalten zu lassen.
    Sie steckte das Handy wieder in die Tasche. Dann stand sie auf und machte sich daran, das Blut vom

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