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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Boden aufzuwischen.
    Gegen zehn Uhr riss die Wolkendecke endlich auf. Es hatte wieder geschneit, und die weiße Pracht glänzte so blendend hell im Sonnenschein, dass Rizzoli während der Fahrt nach Hause immer wieder die Augen zusammenkneifen musste. Sie hatte die Straße fast für sich, und eine unberührte Schneedecke überzog die Gehsteige. An diesem Weihnachtsmorgen fühlte sie sich wie neu geboren. Von allen Zweifeln befreit.
    Sie legte eine Hand auf den Bauch und dachte: Das kriegen wir beide schon hin, Kleines, du und ich.
    Vor ihrem Wohnblock stellte sie den Wagen ab und stieg aus. Auf dem Gehsteig blieb sie noch einen Moment stehen, um den Sonnenschein zu genießen und die kristallklare Luft tief in ihre Lungen zu saugen.
    »Frohe Weihnachten, Jane.«
    Sie erstarrte, und ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Ganz langsam drehte sie sich um.
    Gabriel Dean stand vor dem Hauseingang. Sie sah, wie er auf sie zukam, doch sie wusste einfach nicht, was sie zu ihm sagen sollte. Sie waren sich einmal so nahe gewesen, wie ein Mann und eine Frau es nur sein können, doch nun standen sie einander gegenüber wie zwei Fremde und brachten keinen Ton heraus.
    »Ich dachte, du bist in Washington«, sagte sie schließlich.
    »Ich bin vor etwa einer Stunde hier angekommen. Ich habe die erste Maschine von D.C. genommen.« Er hielt inne. »Danke, dass du es mir gesagt hast«, sagte er schlicht.
    »Tja, nun.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich war mir gar nicht so sicher, ob du es überhaupt wissen wolltest.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil es eine Komplikation bedeutet.«
    »Das Leben besteht nun mal aus Komplikationen. Wir müssen sie einfach nehmen, wie sie kommen, und damit fertig werden.«
    Eine nüchterne, sachliche Antwort. Der Mann im grauen Anzug – das war ihr erster Eindruck von Gabriel Dean gewesen, als sie ihn kennen gelernt hatte, und so sah sie ihn auch jetzt, als er in seinem dunklen Mantel vor ihr stand. So ruhig, so beherrscht, so distanziert.
    »Wie lange weißt du es schon?«, fragte er.
    »Bis vor ein paar Tagen war ich mir nicht hundertprozentig sicher. Da habe ich dann so einen Schwangerschaftstest aus der Apotheke gemacht. Aber geahnt habe ich es schon seit ein paar Wochen.«
    »Und warum hast du es mir erst jetzt gesagt?«
    »Ich wollte es dir eigentlich gar nicht sagen. Weil ich dachte, ich würde es nicht behalten wollen.«
    »Warum denn nicht?«
    Sie lachte. »Na, erstens bin ich ein absolut hoffnungsloser Fall, was Kinder betrifft. Wenn mir jemand ein Baby in die Hand drückt, weiß ich einfach nicht, was ich damit anfangen soll. Soll ich es nun Bäuerchen machen lassen oder ihm die Windel wechseln? Und wie soll ich das mit meiner Arbeit vereinbaren, wenn ich ein kleines Kind zu Hause habe?«
    »Ich wusste gar nicht, dass man sich zur Kinderlosigkeit verpflichten muss, wenn man in den Polizeidienst eintritt.«
    »Aber es ist so schwer, verstehst du das denn nicht? Ich schaue mir andere Mütter an und begreife einfach nicht, wie die das schaffen. Und ich weiß nicht, ob ich es schaffen kann.« Sie stieß eine weiße Atemwolke aus und straffte die Schultern. »Immerhin habe ich das Glück, dass meine Eltern hier in der Stadt wohnen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Mutter total begeistert wäre, wenn sie auf das Kleine aufpassen dürfte. Und ein paar Straßen von hier gibt es auch eine Tagesstätte. Ich muss da mal anrufen und fragen, ab welchem Alter sie die Kinder aufnehmen.«
    »Aha. Du hast also alles schon minuziös geplant.«
    »Mehr oder weniger.«
    »Einschließlich der Betreuung für unser Baby.«
    Unser Baby. Sie schluckte. Und dachte an das neue Leben, das in ihr heranwuchs. Es war auch ein Teil von Gabriel.
    »Ich muss noch die eine oder andere Einzelheit klären.«
    Er stand kerzengerade vor ihr, spielte immer noch den Mann im grauen Anzug. Doch als er sprach, hörte sie einen zornigen Unterton in seiner Stimme, der sie verblüffte. »Und was ist mit mir?«, fragte er. »Da breitest du deine ganzen Pläne vor mir aus, und nicht ein Mal sprichst du von mir. Na ja, eigentlich überrascht mich das nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wieso bist du denn so sauer?«
    »Das ist schon wieder deine alte Nummer, Jane. Du kannst es einfach nicht lassen. Rizzoli, die Unbesiegbare, die ihr Leben fest im Griff hat. Unnahbar in ihrer eisernen Rüstung. Wer braucht schon einen Mann? Du jedenfalls nicht.«
    »Was soll ich denn sagen? Ach bitte, bitte, rette mich? Ich kann dieses Kind nicht ohne

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