Todsünde
als eine Chance – das ist alles, was wir uns erhoffen dürfen. Es gibt keine Garantien, keine Sicherheiten. Sie sah zu, wie Gabriel Janes Hand nahm. Dann wandten sich beide zum Altar um. Heute schlossen sie hier den Bund der Ehe, doch es würde gewiss auch Tage geben, an denen böse Worte fielen oder an denen eisiges Schweigen zwischen ihnen herrschte. Tage, an denen die Liebe kämpfen musste, um nicht abzustürzen, wie ein Vogel, der auf einem Flügel durch die Lüfte flattert. Tage, an denen Janes ungestümes Temperament und Gabriels etwas unterkühlte Natur aufeinander prallten, bis jeder sich in seine Ecke zurückzog und beide sich fragten, ob es wirklich so klug gewesen war, diese Verbindung einzugehen.
Und dann würde es Tage wie diesen geben, die einfach nur perfekt waren.
Es war Spätnachmittag, als Maura aus der Tür von St. Anthony’s trat. Die Sonne schien, und zum ersten Mal in diesem Jahr verspürte sie einen warmen Lufthauch. Eine erste leise Ahnung des Frühlings. Sie hatte das Autofenster geöffnet und ließ die Gerüche der Stadt hereinwehen, als sie in Richtung Jamaica Plain fuhr. Nicht nach Hause – ihr Ziel war die Pfarrkirche ›Unserer Lieben Frau vom Himmlischen Licht.‹
Sie trat durch die massive Vordertür ein und fand sich in einem düsteren, stillen Raum. Nur letzte Reste von Tageslicht drangen durch die Buntglasfenster. Sie sah nur zwei Frauen, die nebeneinander in der ersten Reihe knieten, die Köpfe im Gebet gesenkt.
Mit leisen Schritten ging Maura auf den kleinen Seitenaltar zu. Dort zündete sie drei Kerzen für drei Frauen an. Eine für Schwester Ursula. Eine für Schwester Camille. Und eine für eine Leprakranke ohne Gesicht, deren Namen sie nie erfahren würde. Sie glaubte nicht an Himmel und Hölle, sie war sich nicht einmal sicher, ob sie an die Unsterblichkeit der Seele glaubte. Und doch stand sie hier in diesem Haus des Gebets und entzündete drei kleine Flammen, und sie fand Trost in dieser Handlung, denn an eines glaubte sie wahrhaftig: an die Macht der Erinnerung. Nur wer vergessen ist, ist wirklich tot.
Sie trat aus dem Alkoven ins Kirchenschiff und sah, dass Pater Brophy sich zu den beiden Frauen gesetzt hatte und ihnen tröstende Worte zuflüsterte. Er blickte auf. Und im Schein der letzten Sonnenstrahlen, die wie flüssige Juwelen durch die Fenster strömten, trafen sich ihre Blicke. Für einen kurzen Moment vergaßen sie beide, wo sie waren. Und wer sie waren.
Sie hob die Hand zum Abschiedsgruß.
Dann verließ sie seine Kirche und kehrte zurück in ihre eigene Welt.
Danksagung
Mein herzlicher Dank gilt:
Peter Mars und Bruce Blake für die Einblicke in die Arbeit des Boston Police Department;
Dr. Margaret Greenwald, die mir die Welt der Gerichtsmedizin näher gebracht hat;
Gina Centrello für ihren unermüdlichen Enthusiasmus;
Linda Marrow – einer Lektorin, wie sie sich jede Autorin nur wünschen kann;
Selina Walker, die für mich auf der anderen Seite des großen Teichs Wunder wirkt;
Jane Berkey, Donald Cleary und dem wunderbaren Team der Jane Rotrosen Agency;
Meg Ruley, meiner Agentin, Fürsprecherin und Quelle der Inspiration – niemand kann dir das Wasser reichen;
... und meinem Mann Jacob, der nach all den Jahren immer noch mein bester Freund ist.
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