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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Eigentlich habe ich nicht das Recht
dazu, schätze ich. Mein Volk hat alles verloren. Aber ich kann
es wenigstens rächen. Valentin wird für das bezahlen, was er
hier angerichtet hat. Ich werde zusehen, wie er stirbt, wie er
langsam stirbt, und zur Hölle mit den Konsequenzen.«
Hazel versetzte ihm einen kräftigen Klaps auf die Schulter.
»Das gefällt mir schon besser. Wenn schon nichts sonst, bleibt
immer die Rache.«
»Ihr seid eine Frau, die die einfachen Freuden schätzt, Hazel.«
»Das denkst du wohl, du Hengst.« Sie lächelte Owen an, und
er konnte nicht umhin, das Lächeln zu erwidern.
Sie standen eine Zeitlang zusammen, genossen den Augenblick der Gemeinsamkeit. Die Welt war ganz still, und nicht
einmal das Flüstern einer Brise störte die Leichenruhe. Owen
und Hazel blickten sich langsam um, und nichts blickte zurück.
Hazel runzelte plötzlich die Stirn.
»Was ist?« fragte Owen.
»Ich hasse es, wenn ich morbide klinge … aber müßten hier
nicht verdammt viele Leichen herumliegen? Oder Leichenteile
oder … irgendwas? Aber ich sehe auf Kilometer hinaus nur
Schlamm.«
»Das hat etwas für sich«, sagte Owen langsam. »Es wirkt ein
wenig ordentlich, oder? Ich wußte gar nicht, daß jemand schon
einen Trupp zum Aufräumen geschickt hat. Wartet mal eine
Minute.« Er wandte sich an seine KI. »Oz, wo sind all die Toten?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte, Owen. Den
Berichten zufolge fand genau hier eine größere Schlacht zwischen den Bauern und den Invasionstruppen statt.«
»Untersuche mal die Gegend, Oz. Finde ein paar Leichen für
mich.«
»Bin schon dabei. Das ist aber interessant. Ich entdecke da ein
paar verweste tierische Überreste, die in den Schlamm hineingemischt sind, aber nirgendwo eine Spur von menschlichen
Überresten in irgendeiner Form. Ich kann mir das nicht erklä
ren.«
»Also was zum Teufel ist mit den Toten passiert? Könnte
Shub zu Besuch gekommen sein, um Rohmaterial für seine
Geistkrieger zu suchen?«
»Unwahrscheinlich«, antwortete die KI. »Auch wenn man
bedenkt, wie verstreut die imperiale Flotte zur Zeit ist, wäre ein
solcher Besuch kaum unbemerkt geblieben. Und was eine Aufräummannschaft angeht, das kannst du vergessen. Zur Zeit gibt
es nicht mal genügend Personal, um für die Bedürfnisse der
Lebenden zu sorgen, geschweige denn die der Toten. Es sei
denn … Valentin hätte sie entfernen lassen.«
»Warum sollte er das tun?«
»Um zu demonstrieren, daß es ihm leid tut? Um Wiedergutmachung zu leisten?«
Hazel mischte sich ein und wollte wissen, was Oz sagte.
Owen erklärte es ihr, und sie schnaubte geringschätzig. »Das
kannst du vergessen. Valentin hat sich noch nie im Leben für
irgendwas entschuldigt.«
»Aber ich wette, er weiß, was hier passiert ist«, sagte Owen.
»Das wäre genau die Art Vorfall, über die er informiert sein
möchte. Also schätze ich, werden wir uns nur durch den
Schlamm zu meiner alten Burg schleppen, ihn am Kragen hervorzerren und fragen müssen.«
»Klingt für mich nach einem guten Plan«, sagte Hazel. »Ist
es okay, wenn ich ihm meine Knarre ins Ohr stecke, während
du ihn verhörst?«
»Seid mein Gast.«
Owen machte sich auf, das Meer aus aufgewühltem Schlamm
in der Richtung zu durchschreiten, in der er seine alte Burg
vermutete. Ein grauer Schleier von grimmiger Rätselhaftigkeit
täuschte den Sinn für Entfernungen. Laut Oz lag Owens altes
Zuhause nur wenig über drei Kilometer entfernt, so daß er und
Hazel sich unmittelbar außerhalb der Burgsensoren befanden.
Es sei denn, Valentin hatte sie auch hochfrisiert. Owen lächelte
humorlos. Es bedeutete einen Dreck, wenn Valentin es getan
hatte. Sollte er ruhig wissen, daß sich ihm der Tod näherte.
Vielleicht standen Owen und Hazel zu zweit gegen eine unbekannte Zahl von Feinden, aber Owen war es egal. Selbst eine
Armee konnte ihn jetzt nicht mehr aufhalten. Als ihm dieser
Gedanke kam, blieb er abrupt stehen und machte ein finsteres
Gesicht. Immer häufiger ertappte er sich bei Gedanken, die ihm
Angst machten. Er fragte sich, was aus ihm wurde. Die Veränderungen, die das Labyrinth des Wahnsinns in ihm ausgelöst
hatte, schienen sich glatt noch zu beschleunigen. Zuerst hatten
sie ihm nur mehr Biß verliehen, dann zu einem Mann mit unbekannten ESP-Fähigkeiten gemacht, aber seit langem schon
war er nicht mehr nur ein Mensch. Er ließ die menschliche Natur hinter sich und war sich dessen bewußt, und es machte ihm
Angst. Vielleicht klammerte er sich deshalb so

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