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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Menschen
umbrachte, die sie zu sich nahmen. Valentin überlebte natürlich. Wahrscheinlich deshalb, weil man seine radikal veränderte Körperchemie durch nichts anderes mehr beeinträchtigen
konnte als durch rauchende Salpetersäure. Die Esperdroge verlieh ihm geringfügige telepathische Fähigkeiten sowie die völlige Beherrschung des autonomen Nervensystems, und seine
Gedanken folgten nun fremden und unvertrauten Pfaden. Er
nahm eine Droge nach der anderen und wahrte durch schiere
Willenskraft ein komplexes Gleichgewicht. Valentin betrachtete sich als ersten Vertreter einer neuen Art Menschen, wie die
Hadenmänner eine waren – einen alchemistischen Schritt nach
vorn auf der Evolutionsleiter, oder vielleicht zur Seite.
Er sah zu, wie Carlos Silvestri ein ums anderemal die Messer
warf und dabei großen Männern die Augen ausstach, nur weil
er es tun konnte, um allen zu beweisen, daß er den mächtigen
Owen Todtsteltzer nicht fürchtete. Silvestri war groß und dünn,
bestand ganz aus langen Gliedern und unerwarteten Winkeln.
Er kleidete sich in Rotschattierungen, die traditionellen Farben
seines Clans. Es paßte nicht zu ihm. Das Gesicht war rund und
geschwollen, als hätte es sich noch nicht entschieden, wie es
einmal werden wollte, obwohl der Mann mindestens vierzig
war. Er trug den Schädel kahlrasiert und rupfte sich die übrigen
Haare aus. Er konnte gut mit dem Messer und noch besser mit
dem Schwert umgehen. Er hätte sich als großer Schwertkämpfer und Duellant erweisen können, hätte er nur den Mut seiner
Überzeugungen aufgebracht. Der Silvestri war jedoch seit eh
und je ein ausgesprochen vorsichtiger Mann, der lieber von den
Seitenlinien aus zusah und durch seine Untergebenen handelte
und sich nie, niemals selbst die Hände schmutzig machte. Er
hatte Finlay Feldglöck niemals die Ermordung seines guten
Freundes William Saint John vergeben und viel Zeit und Geld
in Pläne investiert, die Feldglöck ums Leben bringen sollten,
aber mit nichts davon Erfolg gehabt. Nachdem Finlay wieder
ein mächtiger und bedeutender Mann geworden war und der
Silvestri seine Macht durch Ohnesorgs Abkommen und das
Auftauchen des Schwarzen Blocks drastisch reduziert sah, war
Carlos gezwungen, sich an Valentin zu wenden, seinen einzigen möglichen Retter. Und falls sich das ganz anders entwikkelt hatte, als vom Silvestri ursprünglich geplant, legte er nur
noch ein bißchen mehr Emphase in den Wurf seiner Messer.
Valentin lächelte und richtete die Aufmerksamkeit auf Pieter
Romanow, diesen fetten, rotbackigen Mann, der sich in ein
zerrissenes Meisterwerk gewickelt hatte. Pieter hegte die Auffassung, daß man einen Mann an der Breite und der Verwirklichung seiner Gelüste erkennen sollte, und er schwelgte in der
Befriedigung seiner Sinne, bis sie unter der Last seines Willens
ächzten. Er verspürte einen Hunger in sich, der nicht zu stillen
war, so sehr er sich auch bemühte. Seine Leute gehorchten jeder seiner Launen, oder er ließ sie umbringen und durch andere
ersetzen, die dazu bereit waren. Pieter war der Inbegriff eines
Aristokraten, und Ohnesorgs Abkommen hatte ihn besonders
hart getroffen. Für ihn waren verringerte Macht und die Profite
aus bloßer Geschäftstätigkeit nichts. Also suchte er nach einem
Bundesgenossen, einem großen Mann voller Macht und Einfluß, der alles wieder so richtete, wie es früher gewesen war
und wie es sein sollte. Einen Mann mit Visionen, mit einer
Bestimmung. Leider fand er nur Valentin. Der Wolf hatte jedoch wenigstens einen Plan, was mehr war, als man von den
meisten behaupten konnte, und Pieter sah sich genötigt, einen
Mann zu bewundern, dessen Sinn für Genuß tatsächlich noch
seinen übertraf. Also schloß er mit Valentin einen Pakt, und
wenn der Romanow die Art ihrer Machtbasis auch etwas erschreckend fand, so stöberte er doch stets eine weitere Mahlzeit
und eine weitere Flasche aus dem exzellenten Weinkeller des
Todtsteltzers auf, um sich abzulenken.
Und schließlich war da noch Athos Kartakis. Ein kleiner und
dunkelhäutiger Mann mit strahlendem Lächeln und einem
Temperament, das in einer Sekunde vom hellsten Tag zur finstersten Nacht umspringen konnte. Er sammelte Beleidigungen
und betrachtete Duelle als Sport. Er akzeptierte nie das erste
Blut als Siegbedingung, sondern war stets auf den Tod des Gegners aus. Die Leute achteten meist sorgfältig auf das, was sie
in Gesellschaft des jungen Lord Kartakis sagten.
Sein Clan war nie mehr gewesen als ein eher kleines Haus
und

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