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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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hätte das Gefühl
haben müssen, unüberwindlich zu sein. Warum war er dann so
verdammt müde? Zum Teil, weil er so viel allein tun mußte.
Owen und Hazel waren immer unterwegs, auf eigenen Einsätzen, und Ruby zeigte sich an Politik desinteressiert. In letzter
Zeit auch an allem anderen. Der Reiz des gewaltigen Reichtums war rasch geschwunden, sehr zu Rubys Erstaunen. Wann
man alles haben kann, hat kaum noch etwas Wert. In jüngster
Zeit schien Ruby die meiste Zeit mit Schlafen oder Trinken zu
verbringen oder damit, Schlägereien an Örtlichkeiten vom
Zaun zu brechen, wo man sie noch nicht kannte. Sie bemühte
sich um einen Auftritt in der Arena, aber niemand wollte sich
ihr entgegenstellen. Sogar die Fremdwesen wurden lieber
krank, als sich Ruby Reise zu stellen, darunter auch einige, die
man bis dahin gar nicht als intelligent erkannt hatte.
    Jakob vermutete, daß er dankbar hätte sein sollen, weil wenigstens er noch einen Sinn im Leben sah. Selbst wenn es einer
war, den er sich nie freiwillig ausgesucht hätte. Die neue Demokratie durch ihre Geburtswehen zu hätscheln, das war eine
harte und bittere Arbeit und eine, die Illusionen zerstörte. Er
war früher immer vage davon ausgegangen, die Demokratie
würde sich wie eine Flutwelle über das Imperium ausbreiten
und den überlebten Unfug der Aristokratie und der Privilegien
wegspülen, und die Leute würden freudig vortreten, um die
Bürde der Macht und Verantwortung zu schultern. Er hätte es
besser wissen müssen.
    Das Spiegelbild erwiderte seinen Blick fragend. Schließlich
gab es viel, wofür er dankbar sein konnte. Er war wieder jung
geworden, als das Labyrinth des Wahnsinns seine Lebensuhr
auf die frühen Zwanziger zurückdrehte. Er war stärker, schneller und fitter als je zuvor. Wurde von vielen als einer der größten Krieger des gegenwärtigen Zeitalters anerkannt. Warum
kam er sich dann so verdammt alt vor?
    Er drehte dem Spiegelbild den Rücken zu und sah sich in der
Luxuswohnung um, wobei er sich bemühte, es mit den Augen
seines alten, des früheren Ichs zu sehen, des legendären Berufsrebellen. Das war keine Bleibe, in der er je zu landen erwartet
hatte. Den größten Teil seines Lebens hatte er in armseligen
und vorübergehenden Unterkünften auf dem einen oder anderen unterdrückten Planeten zugebracht, um sich vor neugierigen Augen oder potentiellen Verrätern zu verstecken. Damals
war es ihm egal gewesen. Nur die Sache hatte gezählt. Er hatte
kein Recht, entspannt im Luxus zu leben, solange so viele sich
in Armut plagten.
    Natürlich waren solche Gefühle recht leicht entstanden, als er
noch jung und fit war und jede zweite Nacht eine andere
Kampfgefährtin mit Sternen in den Augen auf die Matte zog.
Während er dann älter wurde und seine Fehlschläge immer
stärker an ihm nagten, fiel es ihm zunehmend schwer, dem
Weg des Rebellen zu folgen. So viele Freunde waren tot, so
viele Hoffnungen auf so vielen Planeten waren geweckt worden, nur um von den überlegenen Streitkräften des Imperiums
wieder erstickt zu werden. Jakob entkam stets, hinterließ aber
tote Armeen. Er empfand es fast als Erleichterung, als er
schließlich auf Eisfels verraten und festgenommen wurde. Die
Last der eigenen Legende war zu schwer geworden, um sie
überhaupt noch tragen zu können, und nachdem seine Leute
ihn endlich befreit hatten, verschwand er mit schlichter Dankbarkeit auf Nebelwelt , wo er als Hausmeister unter dem Namen
Jobe Eisenhand arbeitete. Es fühlte sich so gut an, daß nicht
von jeder Entscheidung so viele Menschenleben abhingen!
Seine Lebensumstände blieben allerdings verdammt einfach.
    Und dann tauchte natürlich der verdammte Owen Todtsteltzer aus dem Nichts auf, um ihn zu Pflicht und Bestimmung
zurückzurufen. Das Labyrinth des Wahnsinns baute ihn später
gar völlig um, und die Rebellion kam und ging so schnell, daß
er es kaum glauben konnte. Und er blieb mit dem ernüchternden Effekt zurück, alle seine Träume wahr geworden zu sehen.
Er hatte so ziemlich alles erreicht, was er sich je gewünscht
oder wovon er je geträumt hatte, aber … Was tut man, wenn
man keine Träume mehr hat? Oh, genug Pflichten und Aufgaben erwarteten ihn, um ihn auf Jahre hinaus beschäftigt zu halten. Er konnte mit Politik seinen Lebensunterhalt verdienen.
Aber irgendwie war es nicht das gleiche.
    Gegenwärtig lebte er unter bequemen, aber bescheidenen
Verhältnissen. Er hatte eine Wohnung mit einem Schlafzimmer
in

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