Todtsteltzers Ehre
Jahrhunderten der Familientradition
verpflichtet war. Alles andere hätte bedeutet, daß die übrigen
Familienmitglieder vergebens gestorben waren. Also quittierte
er den Flottendienst und kehrte nach Golgatha zurück, um sein
Amt als der Feldglöck anzutreten.
Und insgeheim fluchte er über seine Pflicht und seinen Clan,
auf dem ganzen Flug hinunter zum Planeten, wo er sich einer
Menge bellender Reporter gegenübersah. Kameras sausten mit
schwindelerregendem Tempo um ihn herum und schubsten
sich gegenseitig weg in dem Bestreben, den besten Blickwinkel
zu ergattern. Die Reporter brüllten ihre Fragen schneller, als
Robert sie beantworten konnte. Der Clan Feldglöck war eine
der führenden Mächte des alten Imperiums gewesen, bis ihn
der Clan Wolf dezimiert und in alle Winde zerstreut hatte. Somit war die potentielle Wiedergeburt der Feldglöcks für fette
Schlagzeilen gut. Robert tat sein Bestes, um alle Fragen,
Kommentare und Anspielungen mit einsilbigem Grunzen zu
beantworten, während er sich die ganze Zeit einen Weg durchs
Gedränge bahnte. Zum Teil reagierte er so, weil er wußte, daß
Reporter auch die unschuldigsten Bemerkungen verdrehen
konnten, und zum Teil, weil er eigentlich nichts zu sagen hatte.
Er war mit der aktuellen Politik und den Familienintrigen des
Tages nicht vertraut und wollte nichts sagen, was ihn jetzt
schon in irgendeiner Richtung festlegte.
Besonders wollte er nicht eingestehen, daß er keinen Schimmer hatte, wie genau er den Clan Feldglöck wieder aufbauen
sollte.
Bei der Gelegenheit dachte er wehmütig an Owen Todtsteltzer und Hazel D’Ark. Man konnte zu ihnen ja sagen, was man
wollte, und es gab eine Menge, was man hätte sagen können –
aber wenigstens wußten sie, wie man mit der Presse umging.
Manche Reporter verlangten offenkundig Gefahrenzulage, um
Interviews mit ihnen zu machen. Aber diese beiden kamen mit
dergleichen Dingen durch. Bloße Sterbliche wie Robert Feldglöck hingegen, die in Zukunft womöglich noch auf die Unterstützung durch die Presse angewiesen waren, mußten in dieser
Hinsicht einen beschwerlicheren Weg einschlagen.
Kaum hatte er das Rudel aus Nachrichtenleuten abgehängt,
da nahm er als erstes Kontakt zu einer Agentur für Dienstpersonal auf und stellte den erfahrensten Butler ein, den man dort
vertrat. Ein ruhiger, bescheidener, aber erstaunlich bestimmt
auftretender Mann in den späten Fünfzigern war dieser Baxter,
und er war mehr als nur ein Butler. Er war Leibdiener, ein wahrer Gentleman und mit all den arkanen Geheimnissen und Ritualen aristokratischen Benehmens vertraut. Obwohl Robert
fast das ganze Leben bei der Raumflotte verbracht hatte, war er
doch genug bei der Familie zu Besuch gewesen, um die Grundlagen zu beherrschen; die alltäglichen Einzelheiten jedoch,
nach denen man das korrekte Verhalten und die soziale Stellung beurteilte, waren schnelleren Mutationen unterworfen, als
irgendein Außenstehender jemals hoffen konnte zu verfolgen.
Was natürlich genau der Punkt war. Die Gesellschaft der oberen Zehntausend sollte schließlich elitär, vielschichtig und geheimnisvoll sein. Wie wollte man sonst erkennen, wer dazugehörte und wer nicht? Der halbe Spaß, dazuzugehören, bestand
darin, hochnäsig auf die herabzublicken, die es nicht taten. Robert der Militär betrachtete die ganze Sache als fürchterlich
kindisch, aber er war trotzdem Aristokrat genug, um zu begreifen, wie ernst alle anderen sie nahmen. Jetzt war er selbst der
Feldglöck und mußte mitspielen. Man erwartete es von ihm.
Die Rebellion hatte den Familien vielleicht eine andere Rolle
zugewiesen, aber manches änderte sich nie.
Und so hörte er geduldig zu, als Baxter ihm Vorträge hielt
über Etikette und Stil und die korrekte Art, seine Manschetten
zu zeigen, über die aktuellen Tänze und den neuesten Klatsch
sowie darüber, mit wessen Unterstützung oder Widerstand er
rechnen konnte. Falls Clan Feldglöck wirklich wieder auf dem
aufsteigenden Ast war, waren sehr viele Leute der Meinung, es
wäre Zeit, sich durch Absprachen Vorteile zu verschaffen, solange die Feldglöcks noch schwach waren. Und genauso viele
waren ohne weiteres dazu fähig, sogar Mordanschläge zu arrangieren, um den Aufstieg der Feldglöcks zu verhindern und
den Status quo zu bewahren. Allein schon dadurch, daß er der
Feldglöck wurde, erbte Robert Intrigen und Fehden, die über
Jahrhunderte zurückreichten, und damit alte Bundesgenossen
und alte Feinde. In den
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