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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wäre. Als er schließlich ganz durchtickte und sich in seinem Turm
verbarrikadierte, war klar geworden, daß jemand ihn als Oberhaupt ablösen mußte, ehe der Clan auseinanderfiel. Du warst
nicht interessiert, und die übrigen höherrangigen Familienmitglieder waren zu sehr in Intrigen gegeneinander verwickelt, so
daß die Bürde mir zufiel. Die einzige Senior-Shreck, die jeder
akzeptieren konnte. Es war nicht leicht, aber ich denke gern,
daß ich etwas bewirkt habe.«
»Das hast du ganz sicherlich, Tantchen«, sagte Toby vorsichtig. »Unter deiner Leitung sind die Shrecks in großem Stil wieder in die Politik eingestiegen. Ich wußte ja gar nicht, daß du
dich mit aktueller Politik so gut auskennst.«
»Ich habe nun einmal einen Monitor, junger Mann, und ich
sehe mir durchaus andere Sachen an als diese schrecklichen,
niemals endenden Seifenopern. Und ich habe Ratgeber. Viele
Ratgeber. Möchte einer von euch eine Tasse Tee?«
»Das wäre sehr schön, Lady Shreck«, antwortete Flynn.
Grace bedachte ihn mit einem beifälligen Blick. »Ich freue
mich, daß manche jungen Leute immer noch gute Manieren
zeigen. Im Gegensatz zu anderen, deren Namen ich nennen
könnte, was ich aber nicht tue. Möchtest du auch Tee, Toby?«
»Eigentlich könnte ich etwas vertragen, was ein klein wenig
stärker …«
»Du nimmst Tee.«
»Ich nehme Tee.«
Grace läutete, indem sie an einer handlichen Schnur zog.
»Sie werden eine Zeitlang brauchen, fürchte ich. Mit einer guten Tasse Tee darf man es nicht überstürzen, obwohl der Himmel weiß, daß mein Personal es versuchen würde, falls ich es
duldete. Sie erzählen mir in einem fort von diesem FertigzeugUnsinn, als ob ich mich dafür interessieren würde. Manche
Sachen muß man einfach richtig machen, und mehr ist dazu
nicht zu sagen.«
»Wohnt Ihr schon lange hier, Lady Shreck?« erkundigte sich
Flynn. »Ihr scheint Euch hier sehr wohl zu fühlen.«
»Oh, ich wohne schon hier, seit ich ein junges Mädchen war,
vor mehr Jahren, als ich Interesse habe, mich zu erinnern. Mein
Bruder Christian und seine Familie haben mir eine Zeitlang
Gesellschaft geleistet, und wir hatten eine solch fröhliche Zeit
zusammen. Bis er verschwand.« Grace runzelte die Stirn. »Ich
bin seit eh und je überzeugt, daß Gregor dabei die Finger im
Spiel hatte, konnte ihm aber nie etwas nachweisen. Und ich
mußte schließlich an den Namen der Familie denken. Ein
Skandal hätte uns ruinieren können.«
»Du hast nie erlaubt, daß überhaupt jemand das Thema auch
nur zur Sprache brachte!« warf Toby scharf ein.
»Ich war besorgt, daß jemand, der zuviel Interesse an Christians Schicksal zeigte, es womöglich würde teilen müssen«,
sagte Grace nicht weniger scharf. »Christian und Gregor haben
sich nie verstanden. Das ist kein Geheimnis. Eines Tages haben
sie sich heftig gestritten, genau hier in diesem Zimmer. Christian stürmte hinaus und ward nie mehr gesehen. Frage mich
nicht nach weiteren Einzelheiten, Tobias, weil ich keine kenne.
Ich war zu dem Zeitpunkt nicht mal im Haus. Deine Mutter
Helga hat nach Christian gesucht und ist ebenfalls nie wieder
aufgetaucht. Nie wurde eine Spur von einem der beiden gefunden. Manchmal liebe ich es, der Vorstellung nachzuhängen,
daß sich die beiden gefunden und entschieden haben, versteckt
und in Sicherheit zu bleiben. Ich stelle mir gern vor, daß sie
irgendwo glücklich leben, sicher und unentdeckt.«
»Warum haben sie sich dann nie bei mir gemeldet?« wollte
Toby wissen.
»Gregor ließ dich ständig überwachen«, erklärte Grace sanft.
»Du warst der Köder. Ich habe dafür gesorgt, dich in meiner
Nähe zu haben, habe dich beschützt, so gut ich konnte, bis ich
schließlich einen sicheren Platz auf einem Internat für dich
fand.«
»Vielleicht sollte ich Gregor fragen, was passiert ist«, überlegte Toby. »Ihn möglichst allein erwischen und sehr nachdrücklich befragen.«
»Davon rate ich dir ab, mein Lieber. Sehr wahrscheinlich
würde er einfach Anweisung geben, dich zu erschießen, wenn
man seine heutige geistige Verfassung bedenkt. Und ohnehin
ist es ein bißchen spät, um solche Gefühle für deine verschwundenen Eltern zu zeigen, nicht wahr? Du bist ein Journalist, der den Dingen auf den Grund geht; du hättest schon vor
Jahren mit der Suche beginnen können, falls du wirklich daran
interessiert gewesen wärst.«
»Sie sind fortgegangen und haben mich zurückgelassen«,
sagte Toby und blickte dabei zu Boden. »Sie sind

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