Todtsteltzers Ehre
Verbindung mit Adrienne und den Kindern. Und Evangeline,
die er verloren hatte, indem er sie verließ, als sie ihn am dringendsten brauchte. Jetzt war er allein, und es stand ihm frei, zu
tun, was er schon lange hätte machen sollen. Vor dem Gesetz
würde er kein Verständnis finden. Ebensowenig bei seinen
ehemaligen Freunden und Kameraden unter den Rebellen. Sie
würden ihn als Mörder bezeichnen, als Renegaten, und sich
zusammenschließen, um ihn zu jagen. Aber nichts davon bedeutete ihm etwas. Jetzt kam es nur noch darauf an, Gregor
Shreck für all den Schmerz und das Grauen zu bestrafen, wofür
dieser Mann die Verantwortung trug. Finlay nickte einmal und
entfernte sich vom brennenden Turm.
Gregor hätte es wissen müssen. Der gefährlichste Mann ist
immer derjenige, der nichts mehr zu verlieren hat.
Er hatte seine Waffen nicht hergegeben, als die Rebellion beendet war. Stets war er davon ausgegangen, daß er sie eines
Tages womöglich wieder brauchte. Nur für den Fall, daß die
neue Ordnung nicht funktionierte. Er bewahrte sie in einem
sicheren Versteck auf, in einem Teil der Stadt, wo niemand
Fragen stellte, und sprach niemals darüber. Nicht mal Evangeline wußte davon. Sie wäre nie damit einverstanden gewesen.
Ein Taxi brachte Finlay in weniger als einer halben Stunde
dorthin. Er ließ ein gutes Stück davor anhalten, gab dem Fahrer
genügend Trinkgeld, um sicherzustellen, daß der Mann sich
nicht an seinen Fahrgast erinnerte, und legte den restlichen
Weg zu Fuß zurück.
Er blieb vor der schlichten Stahltür stehen und prüfte sorgfältig, ob all seine versteckten Kontrollen intakt waren. Keine
davon war ausgelöst worden. Das Geheimnis war also gewahrt.
Er öffnete das Schloß mit Daumenabdruck und Stimmkode und
nickte zufrieden, als er feststellte, daß seine alten Freunde nach
wie vor an Ort und Stelle waren. Schwerter, Äxte, Energiewaffen, Projektilwaffen, Granaten und all die übrigen nützlichen
Kleinigkeiten, die er sich in seiner Zeit als Attentäter zugelegt
hatte. Er verfügte über ausreichend Feuerkraft, um eine kleine
Armee auszuschalten, und das war genau, was er vorhatte.
Zunächst zog er sich eine vollständige Körperpanzerung an.
Als nächstes kamen ein Energieschild-Armband ums linke
Handgelenk und ein Schwertgurt um die Taille. Das Gewicht
des Schwerts an der Hüfte fühlte sich beruhigend an, wie eine
Heimkehr. An der anderen Hüfte wurde ein voll geladener Disruptor im Halfter positioniert. Eine Projektilpistole schob sich
Finlay am Rücken hinter den Gürtel. Damit hatte er etwas Besonderes vor. Schließlich folgten zwei sich an Brust und Rükken kreuzende Schultergurte mit diversen Granaten, mit Splitter-, Erschütterungs- und Brandgranaten. Finlay stampfte eine
Zeitlang in der kleinen Kammer hin und her, um sich an die
Gewichtsverteilung zu gewöhnen. Sein Plan war ganz einfach.
Er hatte vor, durch den Haupteingang des Shreck-Turms zu
spazieren und jeden umzubringen, auf den er traf, bis er vor
Gregor Shreck stand.
Und genau das tat er auch. Der Plan funktionierte erstaunlich
gut. Die Sicherheitsvorkehrungen im Turm der Shrecks dienten, wie in den meisten Pastelltürmen, vor allem der Abwehr
von Angriffen aus der Luft, die mit Gravschlitten vorgetragen
wurden, oder von Bodenangriffen starker Kräfte. Sie waren
keine zureichende Vorbereitung auf einen einzelnen Killer mit
kalten Augen und kaltem Herzen, dem es egal war, ob er überlebte oder starb. Finlay ging auf die Wachtposten vor dem
Haupteingang zu, schoß dem einen ins Gesicht und schnitt dem
anderen die Kehle durch. Eine Richtungsladung aus dem
Schultergurt pustete die Tür aus den Angeln. Finlay warf eine
Splittergranate in die Eingangshalle, wartete, bis sie detonierte
und die Schreie einsetzten, stolzierte in den rauchverhangenen
Raum und metzelte die wenigen Leute nieder, denen die
Granate noch nicht den Rest gegeben hatte. Er warf auch eine
Brandgranate, um zur Ablenkung ein Feuer zu legen, und stieg
die Treppe ins nächste Stockwerk hinauf. Er war nicht so blöd,
daß er den Fahrstuhl benutzt hätte.
Wachleute kamen die Treppe heruntergelaufen, und er brachte sie sämtlich um. Stetig bahnte er sich den Weg nach oben
und hielt an jedem Stockwerk an, um Granaten und Brandsätze
zu werfen. Wer nicht bei den Detonationen umkam, sah sich
rasch mit dem Versuch beschäftigt, den sich ausbreitenden
Bränden und dem Rauch zu entrinnen. Die Sprinkler gaben ihr
Bestes, aber
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