Todtsteltzers Ehre
sie waren nicht dazu konstruiert, mit dergleichen
fertig zu werden. Der Wachleute war kein Ende, und Finlay
tötete sie alle, außer denen, die genügend Verstand aufwiesen,
um sich umzudrehen und wegzulaufen, als sie den Tod auf sich
zukommen sahen.
Finlays Schwertarm schmerzte allmählich, und das Blut, das
an seinem Panzer herabtropfte, war jetzt manchmal sein eigenes, aber er scherte sich nicht darum. Er tat, wozu er geboren
war, und er leistete gute Arbeit. Sein Energieschild lenkte die
Schüsse der Strahlenwaffen ab, und im engen Treppenhaus
konnten sich ihm jeweils nur wenige Wachleute gleichzeitig
entgegenstellen, was nicht reichte, um ihn aufzuhalten, nicht
annähernd. Er stieg über die Leichen hinweg und setzte seinen
Weg fort.
Inzwischen hatte er in der Hälfte aller Stockwerke Feuer gelegt. Dichter schwarzer Qualm wogte hinter ihm die Treppe
herauf. Er hörte die Schreie der Panik und das Heulen der
Alarmsirenen, und es war Musik in seinen Ohren. Sollte der
Turm der Shrecks brennen! Er hatte nicht vor, wieder hinunterzusteigen.
Und schließlich gingen Gregor die Wachleute aus. Ihre eindrucksvoll aussehenden Rüstungen taugten nicht viel im
Kampf auf engstem Raum, und in Anbetracht des Turms, der
rings um sie in Flammen stand, entschieden die meisten, daß
sie nicht gut genug bezahlt wurden, um sich diesem Irren zu
stellen, und gaben Fersengeld. Finlay stieg weiter nach oben
und hustete manchmal im Rauch, wurde aber nicht langsamer.
Er erreichte die oberste Etage und ging den verlassenen Korridor entlang, wobei er unterwegs die Türen eintrat, bis er die
Panzertür zu Gregors Privatquartier erreichte. Er pustete sie mit
einer gerichteten Sprengladung aus der Fassung und marschierte durch den Rauch in Gregors blutroten Mutterschoß von einem Zimmer.
Gregor saß auf dem riesigen Rosenblattbett und hatte die
Decke schutzsuchend um sich gerafft. Die Hälfte seines übergroßen Gesichts war unter einem blutdurchtränkten Verband
versteckt, und Finlay lächelte kurz. Evangeline hatte gute Arbeit geleistet. Aber neben dem Bett stand, die Pistole in der
Hand, eine große, schlanke Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet,
um die bleiche Haut und die feinen Gesichtszüge zu betonen.
Valentin Wolf. Finlay lachte leise, ein beunruhigender Laut,
der nicht ganz danach klang, als hätte Finlay noch seine sieben
Sinne beisammen. Gregor zuckte zusammen. Valentin tat es
nicht.
»Na ja«, sagte Finlay. »Das ist ja, als wären alle meine Geburtstage auf einmal angebrochen. Die beiden Männer, die ich
hasse, gemeinsam in diesem Zimmer. Es gibt einen Gott, und
Er ist gut.«
»Ihr und ich, wir haben nie viel mit Ihm zu tun gehabt«, entgegnete Valentin gelassen. »Wir dienen seit jeher einem viel
dunkleren Herrn. Aber Euer Gefühl für den richtigen Zeitpunkt
ist wie immer untadelig. Ich bin hergekommen, um ein Bündnis mit Gregor zu schließen – wobei es um gewisse heikle Dinge geht, die Euch nicht zu interessieren brauchen. Und Ihr
wählt genau diesen Abend, um nach Eurer etwas verspäteten
Rache zu streben. Nun, ich kann Euch nicht gestatten, Euch
einzumischen, Finlay, also werdet Ihr, wie ich fürchte, sterben
müssen.«
Finlay lachte, und es klang häßlich. Gregor wimmerte, und
Valentin trat vor und bezog zwischen ihm und Finlay Stellung.
Er legte die Pistole weg und zog das Schwert.
»Ich habe viel von Eurer Schwertkunst vernommen, Feldglöck. Sehen wir mal, wie gut Ihr wirklich seid. Mann gegen
Mann, Schwert gegen Schwert … Bringen wir zu Ende, was
wir vor so langer Zeit im Feldglöck-Turm begonnen haben.«
»Ich habe jetzt keine Zeit dafür«, sagte Finlay und schoß Valentin Wolf mit dem Disruptor durch die Brust. Der Energiestrahl zuckte durch Valentins Körper und schleuderte ihn zu
Boden. Finlay rümpfte die Nase und wandte sich Gregor zu,
der ihn lautlos anknurrte. Finlay trat vor, legte Schwert und
Pistole weg und packte Gregor mit beiden Händen am Hemd.
Er zerrte den gewaltigen, aufgeblähten Körper aus dem Bett
und warf ihn auf den Boden. Valentins brennende Kleider hatten einige der umstehenden Möbel entzündet, und die Flammen
breiteten sich aus. Die Hitze und das flackernde Licht hüllten
die Ereignisse in eine passend höllische Atmosphäre. Finlay
blickte auf Gregor hinab.
»Ihr habt Evangeline weh getan. Ihr seid ein Mörder, ein
Verräter und ein Symbol für alles, was an den Familien und am
Imperium korrupt ist. Ohne Euch wird die Welt
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