Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
erblickte Ohnesorg mit Mühe noch eine freie Ebene, die mit weiteren dunklen, bedrohlichen Formen gesprenkelt war. Nirgendwo machte
sich eine Spur von Leben bemerkbar: Keine Vegetation, keine
Insekten, kein offenes Wasser. Nur die vom Wind geformte
Landschaft, rauh und öde und absolut fremdartig.
    »Ich schätze, das Leben hat hier nie einen Ansatzpunkt gefunden«, sagte Ruby. »Ist im Grunde auch gut so. Das letzte,
was wir gebrauchen könnten, wären weitere Komplikationen
auf unserer kleinen Wanderung nach Vidar.«
»Das ist eine schrecklich selbstbezogene Sicht, Ruby«, fand
    Ohnesorg.
»Na und? Worauf möchtest du hinaus?«
»Ich weiß gar nicht, warum ich mich an diesen Gesprächen
    überhaupt noch beteilige. In Ordnung, geh voraus. Und halte
die Augen offen! Jung Jakob Ohnesorg und seine verdammten
Geistkrieger sollten sich eigentlich nicht in der Nähe herumtreiben, aber man weiß ja nie.«
    »Guter Punkt«, fand Ruby. »Sollen sie nur alle kommen! Ich
könnte ein bißchen Aktivität gebrauchen.«
Ohnesorg seufzte und folgte ihr aus der Höhle. Die Felswand
hinabzuklettern erwies sich als viel einfacher als die umgekehrte Richtung, und wenig später schritten sie durch das Tal zur
freien Ebene hinüber. Der Sturmwind blies nach wie vor heftig,
aber Ohnesorg und Ruby verfügten jetzt wieder über ihre volle
Kraft, so daß es ihnen nicht mehr annähernd soviel ausmachte
wie tags zuvor. Selbst der scheuernde Staub, der in alle Ritzen
drang, war nur noch ein minderes Ärgernis. Die Stelle, wo Vidar lag, brannte in ihren Gedanken wie ein Leuchtfeuer, und sie
nahmen den nächsten Weg dorthin, den sie nur finden konnten.
Die Zeit verblaßte allmählich im Hintergrund. Ohne eindeutige
Landschaftsmerkmale fiel es ihnen schwer festzustellen, wie
weit sie gekommen waren. Von Bedeutung waren nur der
Sturm und der harte, unnachgiebige Boden und die Stadt, die
irgendwo vor ihnen lag. Und so hielten Ohnesorg und Ruby die
Köpfe gesenkt, kniffen die Augen zusammen, um sie vor dem
Staub zu schützen, und setzten ihren Weg fort.
Die Welt zog langsam an ihnen vorbei und sah überall nahezu gleich aus. Manchmal glaubte Ohnesorg, am Rand seines
Blickfelds eine Bewegung zu sehen. Die Bewegung von etwas,
das dunkel und langsam und unmöglich groß war. Aber immer,
wenn er stehengeblieben war und genau hinsah, war es wieder
im Sturm verschwunden. Er konnte sich gar nicht sicher sein,
daß er tatsächlich etwas entdeckt hatte. Womöglich spielten
ihm nur die Augen Streiche und riefen die Illusion einer Bewegung hervor, in einer Landschaft, wo sich nichts rührte. Also
marschierte Ohnesorg weiter und hielt den Blick entschlossen
nach vorn gerichtet. Was für eine Art Leben sollte schließlich
unter solchen Bedingungen existieren? Nicht mal die Menschen wären hier, gäbe es nicht die Kobaltminen.
Er war so gut wie sicher, daß Ruby nichts gesehen hatte.
Falls doch, hätte sie zweifellos darauf geschossen.
Die dunklen Felsgebilde zogen langsam vorbei. Keine Form
glich der anderen, und sie erinnerten Ohnesorg an antike Statuen vergessener Götter. Teils waren es schlichte Monolithen von
Menschengröße, während am anderen Ende des Formenspektrums ganze Berge voller vom Wind geschnittener Spalten aufragten, die tief genug waren, um ein Sternenschiff darin zu
verstecken. Ohnesorg hätte gern an etwas anderes gedacht, aber
es gab einfach nichts anderes. Vielleicht handelte es sich bei
den Steinen um die Überreste vulkanischer Aktivität, die einmal als geschmolzenes Gestein durch Risse im Boden heraufgedrückt worden waren, nur um sich dann in der kalten Luft zu
verfestigen. Diese Erklärung war so gut wie jede andere.
O Gott, dachte Ohnesorg müde. Ich langweile mich wirklich
sehr!
Und schließlich erreichten sie den Kamm eines langen Anstiegs und blickten hinunter, und da breitete sich Vidar, die
Hauptstadt Lokis , vor ihnen über die Ebene aus. Sie bestand
aus weit gestreuten, gedrungenen schwarzen Häusern, hier und
dort durchsetzt mit dunklen Türmen eine Schattenfestung mit
roten und gelben Augen wie Hochöfen, die an einen Bergbaubetrieb der Hölle gemahnte. Eine hohe Metallmauer umgab die
Stadt, vom Scheuerstaub zu einem dunkelpupurfarbenen
Schimmer blankgescheuert, durchbrochen von zwei massiven
Metalltoren auf der Vorderseite. Der schwache Schimmer eines
starken Kraftfelds schloß die Stadt über den Mauern ab. Man
mußte feststellen, daß Vidar nicht im mindesten freundlich

Weitere Kostenlose Bücher