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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sahnten sie gleich an der Quelle kräftig ab. Sie
steckten auch einen großen Anteil aller Steuern ein sowie von
allen anderen öffentlichen Geldern, die ihnen unter die Finger
kamen. Sie deponierten ihre Einnahmen auf Banken von Golgatha . Falls das so weiterging, würde die Wirtschaft auf Loki schließlich zusammenbrechen, obwohl die Ratsherren zweifellos schon ihre Flucht für einen Zeitpunkt arrangiert hatten, an
dem jede Enttarnung noch in weiter Ferne lag.
Wild durchlief in wenigen Sekunden eine ganze Palette von
Emotionen, von Erschrecken über Wut bis hin zu kaltem Zorn.
»Falls die Kolonisten davon wüßten, würden sie die Ratsherren
aus den Betten zerren und auf der Stelle lynchen. Aber die
Ratsherren können dieses Arrangement auf keinen Fall allein
getroffen haben, Sir Ohnesorg! Jemand viel weiter oben muß
sie decken. Jemand auf Golgatha .«
»Verdammt!« sagte Ohnesorg. »Vielleicht kämpfe ich wirklich auf der falschen Seite. Falls Tallon und Jacks darüber Bescheid wissen … Sagt mal, haben wir eine Möglichkeit, mit
den Aufständischen in Verbindung zu treten? Geheim? Falls
wir sie überreden könnten, ihre Klagen innerhalb des Systems
vorzubringen, mit meiner Unterstützung …«
»Ihr versteht einfach nicht«, fand Wild, schaltete das Terminal aus und wandte sich Ohnesorg zu. »Ihr habt ja nicht gesehen, was die tun! Die Aufständischen kämpfen Seite an Seite
mit den Geistkriegern. Sie haben die äußeren Siedlungen vernichtet – ganze Städte und Dörfer, hingeschlachtet bis zum
letzten Mann, der letzten Frau, dem letzten Kind. Danach helfen die Aufständischen den Geistkriegern, die noch intaktesten
erwachsenen Leichen einzusammeln, damit sie in Geistkrieger
umgewandelt werden können. Die übrigen Leichen … Nicht
nur die Truppen von Shub verüben Greueltaten. Ich rufe gleich
mal einige Videoaufnahmen ab, die wir von ihrem letzten Angriff gemacht haben.«
Er schaltete einen Monitor ein, und Ohnesorg und Ruby verfolgten, wie Einheiten von Shub und den Aufständischen eine
Stadt mit Feuer und Stahl und Grauen vernichteten. Wild betrachtete mehr die Gesichter seiner Gäste als die Ereignisse auf
dem Bildschirm. Er kannte die Aufnahmen schon und wußte,
daß er sie nie wieder vergessen konnte.
Geistkrieger stolzierten durch die Straßen und brachten alles
um, was sich bewegte, von den eigenen Leuten mal abgesehen.
Sie waren Leichen mit grauer und blauer Haut, mit Metallaugen und grinsenden Zähnen, freigelegt hinter rissigen und verfaulten Lippen. Manche waren so übel zugerichtet, daß Knochen durch Risse im Fleisch zu erkennen waren oder Schleifen
zerfetzter Eingeweide aus aufgeschlitzten Bäuchen hingen.
Lektronen-Implantate steuerten die Servomechanismen toter
Gliedmaßen. Männer und Frauen, die nobel in der Schlacht
gefallen waren, waren gegen ihren Willen aus der Ruhe gestört
worden, um für Shub zu streiten. Schreckenswaffen waren sie
und Schreckenstruppen; man konnte sie weder verletzen noch
mit ihnen reden noch sie aufhalten. Solange die gepanzerten
Lektronen-Implantate intakt blieben, solange blieb auch in Bewegung, was sonst vom Körper übrig war, und gehorchte ihren
gnadenlosen Befehlen.
Sie pirschten sich mit unmenschlicher Geduld an ihre
menschliche Beute heran. Häuser gingen ringsherum in Flammen auf, und der endlose Wind fächerte die Brände an. Die
Lebenden fochten Schwert gegen Schwert mit den Toten, um
ihre Heime zu retten oder vielleicht auch nur, um Zeit zu gewinnen, damit ihre Lieben entkommen konnten. Letztlich starben doch alle. Die Geistkrieger hielten nicht inne, bis alles, was
gelebt hatte, reglos vor ihnen lag, tot wie sie selbst. Dazu hatte
man sie programmiert. Sie zerrten die letzten Frauen und Kinder aus ihren Verstecken und inszenierten eine Show für die
Kameras, indem sie ihre Opfer mit übermenschlicher Kraft
zerrissen. Danach errichteten die Geistkrieger seltsame Konstruktionen aus Menschenteilen, mehrere Meter hoch, wobei
Menschenknochen als Stützen dienten und augenlose Kindergesichter als Ornamente.
Die Szenerie verblaßte, und der Bildschirm schaltete sich
selbst ab. Ohnesorg ließ Luft hervor, die er angehalten hatte,
ohne es überhaupt zu bemerken. Er hatte im Verlauf der Jahre
seinen Anteil an Tod und Gemetzel und Greueln gesehen, aber
dieses unerbittliche, mechanische Morden gefror seine Seele.
Er sah Wild an.
»Ich habe Menschen mitmachen gesehen, Leute, die keine
Geistkrieger waren. Sie haben auch

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