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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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meisten mit Pfeil und
Bogen. Owen empfand keinerlei Verachtung für die Bögen.
Ein Pfeil konnte einen Menschen ebensogut umbringen wie
alles andere, wenn er die richtige Stelle traf. Owen brummte
seinen Gefährten zu, sie sollten die Hände deutlich auf Distanz
zu den eigenen Waffen halten, und behielt die Wachleute auf
den Türmen selbst im Auge. Einer richtete etwas auf die Neuankömmlinge, was ein Fernrohr zu sein schien. Hoffentlich
beruhigten sich die Bewaffneten auf der Palisade, sobald der
Späher die Fremden als Menschen identifiziert hatte, nicht als
Hadenmänner, aber Owen hielt sich trotzdem für alles bereit.
So müde er war, er blieb doch überzeugt, daß er einem Pfeil
ausweichen konnte. Verdammt, er konnte wahrscheinlich dem
Bogenschützen den Kopf von den Schultern schießen, ehe er
die Sehne richtig gespannt hatte, aber Owen fand, daß er darauf
doch lieber verzichten sollte. Es wäre eindeutig nicht die beste
Möglichkeit gewesen, bei Sankt Bea einen guten ersten Eindruck zu machen. Mutter Beatrice, nahm er sich entschlossen
vor. Sie mag es überhaupt nicht, wenn man sie Sankt Bea
nennt. Seine Gruppe erreichte das Haupttor, ohne daß auf beiden Seiten ein Fall von nervösem Finger aufgetreten wäre, und
Owen blickte zum linken Wachtturm hinauf und blinzelte
durch den Regen.
    »Owen Todtsteltzer und seine Gruppe sind hier auf Ersuchen
der Obersten Mutter Beatrice Cristiana erschienen. Wie wäre
es, wenn Ihr uns einlaßt, ehe wir hier draußen alle ertrinken?«
    »Bleibt, wo Ihr seid«, meldete sich eine heisere Stimme vom
Wachtturm. »Wir haben einen Boten zur Obersten Mutter geschickt. Sie wird Euch erst identifizieren müssen.«
    »Sei nicht so ein Esel, Sohn«, war eine andere Stimme vom
Wachtturm zu vernehmen. »Das ist wirklich der Todtsteltzer.
Habe sein Gesicht in einem Dutzend Holodokumentationen
gesehen, ehe ich hierherkam. Er war ein Held der Rebellion.
Und das neben ihm ist Hazel D’Ark.«
    »Das ist Hazel D’Ark?« fragte die erste Stimme. »O verdammt! Ist es nicht schon schlimm genug, leprakrank zu sein,
auch ohne sie hier zu haben?«
    Owen sah Hazel an. »Eure Reputation spricht sich herum.«
»Gut«, sagte sie. »Jetzt sag ihm, sie sollen endlich Tempo
machen, oder ich trete ihr Tor ein und füttere sie mit den Angeln.«
»Ich habe das verstanden«, sagte die zweite Stimme. »Bitte
laßt unser Tor in Ruhe. Es ist unser einziges. Wartet eine Minute, bis wir die Riegel zurückgezogen haben, dann lassen wir
Euch ein. Die Oberste Mutter ist gleich hier, und es gibt warme
Mahlzeiten und trockene Kleider für Euch alle.«
»Und eine Leine für Hazel D’Ark«, sagte die erste Stimme.
»Ich habe das verstanden!« rief Hazel.
Eine Pause trat ein. »Wißt Ihr, wer ich bin?« fragte die erste
Stimme.
»Nein.«
»Dann, denke ich, belassen wir es dabei.«
Das Tor öffnete sich knarrend, während sich Hazel noch den
Kopf nach einer passend verheerenden Antwort zerbrach. Alle
Feindschaft war jedoch vergessen, als Owen und seine Gruppe
in die Siedlung eilten, froh darüber, endlich aus dem Regen zu
kommen. Hinter dem Tor lag ein weiträumiger Platz, der bereits halb mit Gestalten in Mantel und Kapuze gefüllt war, und
weitere trafen ständig ein. Alle hatten die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, was sie einander unheimlich ähnlich und zu einer anonymen Masse machte. Sie erinnerten an eine Zusammenkunft etwas zerlumpter, grauer Gespenster. Owen stand
tropfend vor ihnen und lauschte dem sehr erfreulichen und beruhigenden Klang des Regens, wie er aufs Dach trommelte. Er
blickte sich langsam um, versuchte abzuschätzen, was ihn hier
für ein Empfang erwartete, und dann hob die Menge die Stimme zu einem heiseren Jubel. Owen hörte ihn sich eine Zeitlang
an. Er hatte durchaus das Gefühl, ihn verdient zu haben.
Schließlich hob er die Hand, und der Jubel brach so plötzlich
ab, wie er eingesetzt hatte. Alle Kapuzen wandten sich ihm mit
unheimlicher Vorfreude zu. Verdammt! dachte er. Sie möchten
eine Ansprache hören!
»Es ist schön, endlich hier zu sein«, sagte er ganz ernst. »Die
gute Nachricht lautet, daß Mutter Beatrice’ Hilferuf im Imperium gehört wurde. Die schlechte Nachricht lautet: Wir sind alles, was an Hilfe kommt. Das Imperium kämpft an einem halben Dutzend Fronten gleichzeitig ums Überleben und kann
nicht mehr Kräfte erübrigen. Aber es ist ja schon bekannt geworden, daß Hazel und ich selbst die schwierigsten Probleme
gelöst

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