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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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unbesiegbar, empfand sich
mehr als Naturgewalt, vor die Aufgabe gestellt, den Hadenmännern zu demonstrieren, daß sie den falschen Weg beschatten. Er stampfte herum und machte einen Ausfall – und er
rutschte im Matsch aus und stürzte.
Er schlug ungeschickt auf, prallte mit dem rechten Ellbogen
auf etwas Massives, und das Schwert fiel ihm aus den Fingern,
die für einen Moment taub geworden waren. Sofort waren Hadenmänner überall um ihn herum und stachen in einem fort auf
ihn ein, und nur ihr unsicherer Stand gab Owen die Möglichkeit, sich wieder aufzurappeln. Er schoß einem Hadenmann aus
kürzester Distanz in die Brust, und die anderen wichen zurück.
Owen griff nach dem Messer, das er im Stiefel stecken hatte,
und fluchte und lästerte, während er sich verzweifelt nach seinem Schwert umsah.
Und dann blickte er gerade rechtzeitig auf, um das stumpfe
Ende des riesigen Rammbocks heranzucken zu sehen. Vier Hadenmänner hatten sich aus dem Getümmel ringsherum entfernt,
um den Stamm mit laut summenden Servomotoren aufzuheben,
und mit schierer Entschlossenheit stürmten sie mit ihrer Last
durch Regen und Matsch vor. Owen fand gerade noch die Zeit,
seinen Tod kommen zu sehen, dann erwischte ihn der riesige
Baumstamm voll und rammte ihn an das Haupttor.
Für einen Augenblick war es wie im Traum. Das Ende des
Stamms sperrte das Licht aus, als wäre speziell für Owen die
Nacht hereingebrochen. Dann wurde er von vorne schwer getroffen und einen Augenblick später noch einmal von hinten,
und er hatte das Gefühl, die Last der ganzen Welt würde ihn
niederdrücken. Er spürte, wie sein ganzer Körper, Knochen
und Organe, regelrecht flachgedrückt wurde, schon bevor irgend etwas tatsächlich zerbrach. Dann spürte er den Schmerz,
und es war gar nicht mehr wie im Traum.
Die Rippen brachen, gaben unter dem Druck nach, spießten
Lungen und Herz auf. Blut spritzte ihm aus Mund und After.
Der Rammbock schwenkte zurück, aber Owen blieb, wo er
war, klebte im eigenen Blut fest. Der Schmerz war so schlimm,
daß er nicht mal mehr denken konnte, in der Agonie des Augenblicks gefangen wie eine Fliege in Bernstein. Langsam glitt
er jetzt hilflos am Tor herunter und hinterließ eine Spur aus
dunklem Blut auf dem Holz, das unter der Gewalt des Einschlags gebrochen und zersplittert war.
Owen lag reglos im Schlamm und hörte nicht einmal, wie
Hazel vor Entsetzen und Wut schrie, sah nicht, wie sie über die
Hadenmänner herfiel und alle umbrachte. Er lag im Matsch,
während der Regen langsam das Blut aus seinem verwüsteten
Gesicht spülte, und dachte: Was für eine dumme Art zu sterben! So vieles bliebe noch zu tun. Und dann kam ihm der Gedanke: Nein! Ich werde nicht sterben! Ich weigere mich. Nicht
hier und nicht jetzt, wo ich noch gebraucht werde.
Er tastete mit den Gedanken nach innen, in den geheimnisvollen Winkel seines Unterbewußtseins, der seine besonderen
Kräfte enthielt, und erweckte sie mit schierer Willenskraft. Er
zerrte sie aus jenem dunklen Ort hervor und lenkte sie in den
zerstörten, sterbenden Körper. Heilende Energie lief knisternd
durch ihn hindurch, und er hätte am liebsten geschrien, als neuer Schmerz auftrat von den gebrochenen Knochen, die sich
langsam wieder zusammenfügten. Erst als jedoch auch die
Lungen wiederhergestellt waren und Luft aufnehmen konnten,
brachte er auch nur die Spur eines Wimmerns zustande. Das
Herz heilte sich innerhalb eines Augenblicks und schlug von
neuem fest und kräftig. Die Knochen wurden stark, die Organe
gesund, und all das schmerzte wie im Schlund der Hölle. Und
dann zogen sich die Labyrinthkräfte wieder in die Tiefe zurück.
Owen lag dort im Schlamm, durchnäßt vom eigenen Blut und
schwach wie ein kleines Kätzchen, aber er war vom Rande des
Todes zurückgekehrt, durch nichts weiter als die Weigerung,
sich irgend etwas zu beugen, und sei es der Schwäche des eigenen Körpers.
Na ja, dachte er schließlich. Wieder mal eine Fähigkeit, von
der ich noch gar nichts geahnt hatte.
Hazel sank neben ihm auf die Knie, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen über die Menge an Blut. »Bleib still liegen,
Owen. Ich hole Hilfe.« Ihre Stimme bebte vor mühsam zurückgehaltenen Tränen. »Stirb nicht. Wage ja nicht, mir einfach wegzusterben, Owen! Das dulde ich nicht.«
»Sachte, meine Liebe«, sagte Owen, und es war kaum mehr
als ein Flüstern. »Ich bin in Ordnung. Habe mich selbst geheilt.
Helft mir auf.«
Hazel kontrollierte

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