Todtsteltzers Ehre
mich
zu erinnern, wie Ihr mir erklärt habt, daß dergleichen völlig
und vollkommen unmöglich wäre.«
»Ja, mein Lord. Streng genommen ist es wirklich unmöglich.
Es dürfte nicht passieren.«
»Aber das tut es.«
»Ja, mein Lord.«
»Ihr seid gefeuert«, erklärte Valentin. »Holt Euch die Abfindung und weist Euren Stellvertreter an, Euren Kopf an einen
Stuhl zu nageln, ehe Ihr aufbrecht. Und nein, Ihr erhaltet keine
Empfehlung.«
Er schaltete den Bildschirm aus und lehnte sich zurück. Der
Silvestri hob den Dolch auf, der ihm entglitten war. »Ihr hättet
ihn umbringen lassen sollen, Wolf.«
»Seid nicht albern, Carlos«, erwiderte Valentin geistesabwesend. »Söldner haben eine sehr starke Gewerkschaft.« Er lachte
auf einmal in sich hinein, ein leiser, gefährlicher Laut. »Lieber
Owen, woher wußtet Ihr nur, daß Ihr mich hier findet? Ich habe
meine Spuren extrem sorgfältig verwischt. Und doch seid Ihr
jetzt hier, taucht wieder mal überraschend auf und ruiniert mir
den Tag. Stets seid Ihr bestrebt, mir den Spaß zu verderben.
Trotzdem hoffe ich, daß Ihr meine kleine Vergeltung zu würdigen versteht. Schließlich benötigt jede dramatische Szene ein
Publikum, das sie zu würdigen weiß.«
Der Silvestri zog den zweiten Dolch aus dem Auge eines
Portraits und zerriß dabei absichtlich die alte Leinwand. »Ich
habe keine Angst vor dem großen bösen Todtsteltzer. Soll er
doch kommen. Er und sein Miststück.«
Der Romanow warf den unbezahlbaren Wandbehang ab, den
er wie einen Umhang getragen hatte, und runzelte nachdenklich die Stirn. »Ihr habt vielleicht nicht genug Verstand, um
Euch vor dem Todtsteltzer zu fürchten, aber ich schon. Er ist
ein gefährlicher Mann. Er hat die meisten Dinge, die man ihm
nachsagt, tatsächlich vollbracht. Sogar diejenigen, die unmöglich klingen. Aber im Gegensatz zu Euch übrigen hatte ich
gleich das Gefühl, unsere Sicherheitskräfte könnten sich als
unfähig erweisen, eine lebende Legende aufzuhalten oder auch
nur zu verlangsamen, falls diese von unserem Unternehmen
hier Wind bekommen sollte. Also habe ich eigene Vorkehrungen getroffen. Eine kleine Überraschung, besonders für den
Todtsteltzer. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, oder
sogar wenn nicht, so gehe ich jetzt lieber und packe sie aus.«
Er marschierte hocherhobenen Hauptes hinaus. Valentin
spendete seinem Abgang lässig Beifall, und sein Scharlachlä
cheln wurde noch breiter. »Überraschungen. Ich liebe Überraschungen ja so! Wie es sich trifft, habe ich selbst eine oder
zwei für den lieben Owen vorbereitet.«
»Sie sollten lieber den plötzlichen Tod unserer Feinde mit
sich bringen, oder wir stecken in ernsten Schwierigkeiten«,
meinte der Kartakis, der den Atem wieder unter Kontrolle hatte. Er klang auf einmal sehr ernst und schien keinesfalls glücklich darüber. »Der Todtsteltzer wird wirklich nicht erfreut sein,
wenn er erfährt, was wir aus seinem alten Heim gemacht haben.«
»Ich habe keine Angst vor ihm«, versetzte der Silvestri trotzig.
»Ja, nun, das kommt daher, daß Ihr ein kompletter Idiot
seid«, sagte der Kartakis gelassen. »In unserer Branche ist das
normalerweise ein Vorteil, aber zur Zeit können wir uns Genüsse wie den Wahnsinn nicht erlauben. Wir müssen nachdenken. Einen Plan entwickeln. Wir haben Leute und Ressourcen.
Wenigstens hat der Todtsteltzer nicht noch eine Armee zur
Unterstützung mitgebracht.«
»Er benötigt keine Armee«, gab Valentin zu bedenken. »Er
hat Hazel D’Ark.«
»Ihr seid bemerkenswert ruhig bei dieser Geschichte!«
schnauzte der Kartakis. »Wißt Ihr etwas, das sich unserer
Kenntnis entzieht, oder habt Ihr heute ein paar Pillen extra eingenommen?«
Valentin lächelte gelassen. »Ich habe einen Plan. Einen sehr
unerfreulichen Plan, geradezu maßgeschneidert, um Owens
Schwächen auszunutzen. Ihr braucht nicht mehr zu tun, als
diese D’Ark beschäftigt zu halten. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt – ich muß die Ausführung in die Wege leiten.
Oh, es wird ja soviel Spaß machen, ihn leiden zu sehen!«
Er erhob sich, verneigte sich elegant und ging. Er spazierte in
gelassener Haltung davon, als hätte er keine Sorge auf der
Welt. Die beiden Aristokraten blickten ihm hinterher.
»Dieser Mann lebt nicht in derselben Wirklichkeit wie wir
anderen«, bemerkte der Silvestri.
Der Kartakis schnaubte. »Bei seinem Plan geht es wahrscheinlich darum, seine Verluste abzuschreiben, uns im Stich
zu lassen und wie der geölte Blitz zum Horizont zu flitzen.
Wenn
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