Todtsteltzers Ehre
seinen exponierten Kopf fest
mit beiden Händen.
»Wir wollen uns doch richtig verstehen«, sagte sie ruhig.
»Du ärgerst mich, und ich werde dir den Kopf von den Schultern reißen. Und deine Servomotoren sind dermaßen verkleistert, daß du überhaupt keine Chance mehr hast, mich zu pakken, ehe ich damit fertig bin. Klar?«
Der Romanow dachte darüber nach. Durch das Summen der
Energieschilde hörte er deutlich, wie weitere Servomotoren
Kurzschlüsse erlitten. Und er mußte jetzt wirklich bald wieder
Luft bekommen. Er schaltete die Energieschilde ab und lächelte Owen hoffnungsvoll an.
»Ich würde jetzt wirklich gern kapitulieren. Bitte.«
Hazel lächelte triumphierend und lockerte den Griff ein wenig. Sie sah Owen an. »Liegt bei dir, Todtsteltzer. Wenn du ihn
tot sehen möchtest, gehört er dir.«
»Ach verdammt«, sagte Owen müde. »Bringen wir ihn vor
Gericht. Er ist zu jämmerlich, um ihn umzubringen. Ich möchte
nur Valentin.«
»In welchem Fall ich mich wirklich auch ergeben möchte«,
warf der Kartakis ein. Er löste vorsichtig den Schwertgürtel
und ließ ihn zu Boden fallen. Dann zog er mit Daumen und
Zeigefinger den Disruptor aus dem versteckten Halfter und ließ
ihn auch fallen. Hazel nickte kurz.
»In Ordnung, komm herüber zu Lord Festgeklemmt, und
mach keinen Mucks, ohne daß ich es will.«
»Ich würde es nicht wagen«, sagte der Kartakis.
Hazel gab den Hals des Romanows aus der Beinklammer frei
und stieg ihm von den Schultern. Owen wartete, bis Hazel sich
entfernt hatte, und fixierte dann die beiden Aristokraten mit
einem kalten Blick, der sie verunsicherte. »Wo finde ich
Valentin Wolf?«
»Er ist kurz vor Eurem Eintreffen gegangen«, antwortete der
Kartakis. »Sagte, er wollte eine Überraschung für Euch vorbereiten. Hat nicht gesagt, was für eine, und wir haben nicht gefragt. Das tut man nicht bei Valentin Wolf.«
»Ich habe ihn entdeckt«, murmelte Oz Owen ins Ohr. »Ich
stehe nach wie vor mit den Sicherheitssystemen der Burg in
Verbindung. Valentin hält sich gerade in der Sicherheitszentrale auf und fährt eine Gruppe sehr seltsamer Programme auf den
Lektronen. Frag mich aber nicht, was für welche. Ich kann
nicht behaupten, daß mir je so etwas untergekommen wäre.«
»Es ist egal, was er dort hat«, meinte Owen. »Ich bringe ihn
sowieso um. Hazel, bleibt hier und bewacht die beiden. Oz hat
Valentin entdeckt.«
»Jetzt mal langsam!« warf Hazel ein. »Ich möchte nicht, daß
du allein hier herumläufst. Wir sind Partner, weißt du noch?«
»Ich weiß«, antwortete Owen. »Aber ich muß das allein tun.«
Hazel nickte widerstrebend. »Achte darauf, daß es nicht zu
lange dauert, oder ich komme dich suchen.«
»Verstanden. Behaltet die beiden hier gut im Auge. Ihr könnt
ihnen nicht trauen.«
»Natürlich nicht«, sagte Hazel. »Es sind Lords.«
Sie lächelten sich an, und Owen drehte sich um und ging.
Hazel schlenderte zu dem umgestürzten Tisch hinüber und
lehnte sich daran. Der Kartakis bewegte sich ein klein wenig
näher an die Waffen heran, die er fallengelassen hatte, erstarrte
aber, als Hazel ihn mit funkelndem Blick fixierte. »Seid so frei,
etwas zu probieren, meine Lords«, sagte sie. »Und ich bin so
frei, mir etwas noch Amüsanteres auszudenken.«
Die beiden Lords sahen sich an und blieben dann ganz reglos.
Owen suchte sich rasch den Weg durch leere Steinflure und
näherte sich dabei unerbittlich dem, was früher einmal seine
Sicherheitszentrale gewesen war. Er war entschlossen, jeden
gnadenlos niederzumachen, der ihn aufzuhalten oder zu behindern versuchte, aber er begegnete überhaupt niemandem. Was
merkwürdig war. Wo steckten die Wachen? Owen ging ein
klein wenig langsamer, während er darüber nachdachte. Bislang hatten Hazel und er in der Burg lediglich ein paar Wachtposten, zwei Aristokraten und einen einzelnen Labortechniker
angetroffen. Wo steckten alle nur? Und welche unerfreuliche
Überraschung plante Valentin für ihn? Owen schnitt ein finsteres Gesicht und schritt wieder schneller aus. Er mochte keine
Rätsel. Er wollte einfach nur Valentin tot und blutig zu seinen
Füßen liegen sehen, brauchte das regelrecht. Owen hatte vielleicht sein Volk nicht retten können, war aber immer noch in
der Lage, es zu rächen.
Er zwang sich zu einer schnelleren Gangart, und bald rannte
er regelrecht durch die vertrauten Steinflure, daß seine Stiefel
laut auf den dicken Teppichen hämmerten. In ihm war für
nichts anderes mehr Raum als Schuld und Schmerz und das
Weitere Kostenlose Bücher