Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
der menschlichen Norm. Der Reporter
drückte Sprechtasten auf den Rückseiten. Die Owenpuppe sagte: »Kämpft für die Gerechtigkeit!« Die Hazelpuppe sagte: »Töten! Töten! Töten!« Irgendwie gelang es Hazel, sich zu
beherrschen. Sie hatte gelernt zu erkennen, wenn man sie provozieren wollte. Owen brachte genügend Verstand auf, sein
ansatzweises Gelächter in ein nicht ganz überzeugendes Husten
umzuwandeln. Der enttäuschte Reporter beschloß, daß jetzt
Zeit wurde, seine Trumpfkarte auszuspielen. Falls er Hazel
damit nicht in Fahrt brachte, wollte er seinen Gewerkschaftsausweis fressen. Er steckte die Puppen in die Tasche zurück
und holte beiläufig die letzten Posten hervor.
»Und dann gibt es natürlich noch die.« Er hielt zwei knuddelige Plüschfiguren in Owen- und Hazelkostümen hoch.
»Eine Plüschfigur?« fragte Hazel in einem Ton, der eine unmittelbar bevorstehende Kernschmelze ankündigte. »Sie haben
eine Plüschfigur aus mir gemacht?«
Alle hielten die Luft an und überlegten sich, in welche Richtung sie fliehen wollten, sobald ihnen die Scheiße um die Ohren flog. Die Kameras würden weiterhin die optimalen Bilder
für sie machen. Vorausgesetzt, sie überlebten, was an Entsetzlichem geschah. Und dann griff Owen nach den Plüschfiguren
und nahm je eine in beide Hände.
»Ich finde sie ganz niedlich.«
»Du magst diese Monstrositäten?« fragte Hazel.
»Na ja, ich möchte mir nicht unbedingt eins davon aufs
Kopfkissen legen, aber ich möchte definitiv etwas davon haben. Wir sprechen hier von bedeutsamen Einkünften.«
Hazel beruhigte sich sichtlich, als sie darüber nachdachte.
»Ja. Möglich. Die Kleinen sind ganz verrückt nach solchem
Mist. Ein gutes Weihnachtsgeschäft, und wir könnten für den
Rest unseres Lebens ausgesorgt haben.«
Owen lächelte innerlich. Im Zweifel konnte man Hazel immer ablenken, indem man Geld zur Sprache brachte.
Die Reporter gelangten widerwillig zu dem Schluß, daß doch
nichts passieren würde, und seufzten lautlos und enttäuscht.
Einige riefen sogar ihre Kameras zurück. Der Provokant nahm
mürrisch seine Plüschfiguren zurück, stopfte sie wieder in den
Sack und fragte sich, ob er alle Quittungen aufbewahrt hatte,
um sein Geld zurückzufordern. Alle gingen allmählich auseinander. Und dann tauchte der Parlamentsbevollmächtigte auf,
und die ganze Situation ging zum Teufel.
Es war alles in allem ein recht typischer Bevollmächtigter.
Ein Emporkömmling aus dem öffentlichen Dienst, über alle
Erwartungen hinaus befördert, da einfach nicht genug Leute
vorhanden waren, auf die man zurückgreifen konnte. Er versuchte, alle Welt zu überzeugen, daß er so wichtig war wie die
Meldungen und Anweisungen, die er überbrachte. Dieser spezielle Bursche war weit über seine Verhältnisse gekleidet, gekrönt von der traditionellen roten Schärpe eines Kuriers und
einer entschieden pampigen Einstellung. Die Reporter wichen
zurück, als er heranmarschierte und sich vor Owen und Hazel
aufbaute. Er reckte die Nase hoch in die Luft und funkelte die
beiden an, nur um sie an ihren tatsächlichen Platz in der Ordnung der Dinge zu erinnern, und ließ dann seine vorbereitete
Ansprache vom Stapel, ohne sich die Mühe zu machen und
sich ihnen vorzustellen.
»Sir Todtsteltzer, Miss d’Ark, Ihr erhaltet hiermit den Befehl,
Euch zur abendlichen Sitzung des Parlaments einzufinden und
über Euren Einsatz auf Virimonde Bericht zu erstatten. Das
Parlament möchte bereits im voraus sein äußerstes Mißfallen
darüber ausdrücken, daß Ihr nicht nur keinen der aufsässigen
Lords lebendig zurückgebracht habt, sondern Euch auch der
höchst verabscheuungswürdige Schurke Valentin Wolf vollständig entkommen konnte. Man erwartet von Euch, diese
Fehlschläge umfassend zu erläutern. Des weiteren könnt Ihr
jeden Bonus vergessen.«
Alle Kameras zoomten sich wieder auf die Szene ein. Die
Reporter erkannten schließlich einen heraufziehenden Sturm,
wenn sie ihn sahen. Deshalb entschied sich Owen, vernünftig
mit dem Mann zu reden – nur, um sie zu ärgern.
»Wir haben den abscheulichen Praktiken auf Virimonde ein
Ende bereitet«, erklärte er nachsichtig. »Das Haus der Gebeine
existiert nicht mehr. Die Toten wurden gerächt. Und wir haben
eine höchst gefährliche Intrige gegen das Imperium im Keim
erstickt. Nicht schlecht für einen Arbeitstag.«
Der Bevollmächtigte schniefte. Es war ein lautes, arrogantes
und vollkommen unausstehliches Geräusch. Er übte

Weitere Kostenlose Bücher