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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Feinde
so lange am Leben geblieben. Hat mal ausgespannt, sich ausgeruht, die Batterien wieder aufgeladen. Er wird früh genug wieder auftauchen und irgendwas Schlimmes anstellen, und dann
können wir erneut probieren, ihn zu fassen.«
Owen mußte lächeln. »Wir sind weit gekommen, wenn Ihr
schon die Stimme der Vernunft seid, die meine Hitzköpfigkeit
zügelt.«
Hazel schniefte. »Denk bloß nicht, das wäre mir noch nicht
aufgefallen. Es zeigt nur, wie mitgenommen wir sind. Wir
brauchen Zeit, um uns auszuruhen, Todtsteltzer. Virimonde hat
uns schwer getroffen.«
»Wahrhaftig. Keine großartige Heimkehr, alles in allem.«
Eine Pause trat ein, und Hazel blickte zu ihm hinüber, Gesicht und Tonfall sorgsam ruhig und gelassen. »Owen, wie
kommt es, daß du mir nie zuvor etwas von Katie erzählt hast?
Ich meine, sie war deine Geliebte. Sie muß dir wichtig gewesen
sein.«
»Das war sie«, bestätigte Owen. »Ich habe sie nicht erwähnt,
weil sie Euch nichts anging. Ihr könntet nie die Art Beziehung
verstehen, die uns verband.«
»Du härtest mit mir reden können«, fand Hazel. »Ich hätte
mich bemüht, es zu verstehen. Erzähle mir von dieser Katie.
Wie war sie? Wie hast du sie kennengelernt?«
Owen schwieg so lange, daß Hazel beinahe schon vermutete,
er würde überhaupt nicht antworten, aber endlich tat er es doch
– mit einer ruhigen, fast emotionslosen Stimme, als wäre es die
einzige Möglichkeit für ihn, sich auf solch schmerzliche Erinnerungen einzulassen. Er sah Hazel dabei nicht ein einziges
Mal an.
»Ihr Name war Katie DeVries, und sie war sehr schön. Ihr
ganzes Erwachsenenleben hindurch war sie eine Kurtisane der
einen oder anderen Art gewesen, vom Hau s der Freuden besonders ausgebildet und angepaßt, um jeden Wunsch zu erfüllen und dabei zu helfen, daß man neue Wünsche entwickelte.
Sie diente als Überraschungsgast bei einem Winterball auf Golgatha , und als sie mir zum ersten Mal vorgestellt wurde,
hielt ich sie für das Wundervollste, was ich je gesehen hatte.
Wir tanzten und redeten miteinander, und sie hörte mir zu,
schien zu verstehen, was ich sagte, und sich etwas daraus zu
machen – was so viele andere nicht taten. Sie fand sogar meine
Witze lustig. Sie war vollkommen. Also erwarb ich ihren Kontrakt zu einem absoluten Wucherpreis, und sie wurde meine
Geliebte.
Natürlich stellte sich heraus, daß sie nicht vollkommen war.
Ihre Tischmanieren konnte man nur als grauenhaft beschreiben.
Schon früh morgens zeigte sie sich viel zu froh und munter,
und obendrein war sie eine Agentin des Imperiums und hatte
die Aufgabe, mich auszuspionieren. Alles, was ich sagte und
tat, meldete sie einem Kontakt auf Golgatha . Oz fand es heraus
und berichtete mir davon, aber mir war es egal. Ich war damals
nur ein kleiner Gelehrter, ohne Interesse an Politik. Ihre Berichte mußten eine sehr langweilige Lektüre gewesen sein. Gelegentlich gab ich etwas Kontroverses zum besten, damit niemand auf die Idee kam, Katie von mir abzuziehen. Wir waren
so glücklich. Ich denke nicht, daß wir je einen Streit hatten.
Sieben Jahre blieben wir zusammen. Manchmal denke ich, daß
ich damals zum letzten Mal glücklich war. Daß ich es so hoch
schätzte, weil ich irgendwo tief im Herzen wußte, daß mir eines Tages alles genommen würde.
Ich habe sie so sehr geliebt. Ich hätte nie erwartet, sie einmal
töten zu müssen. Ihr ein Messer zwischen die Rippen zu stekken, es herumzudrehen und sie dann in den Armen zu halten,
während sie verblutete.«
»Jesus, Owen …«
»Ich hätte sie gerettet, wäre es mir möglich gewesen.«
»Sie hat versucht, dich umzubringen.«
»Manchmal denke ich, daß es so war. Ich habe sie nie gefragt, ob sie mich liebte. Ich fürchtete mich vor der Antwort.
Wenn ich sie gekannt hätte, dann hätte Katie vielleicht nicht so
viel von mir mitgenommen, als sie starb.«
»Hör sofort auf damit, Todtsteltzer! Wenn du mir rührselig
kommst, dann stehe ich noch auf und haue dir ein paar auf die
Ohren!«
Owen lächelte kurz. »Das würdet Ihr, nicht wahr?«
»Verdammt richtig! Zieh dich nie selbst runter, Owen; es gibt
immer reichlich andere Leute, die nur auf eine Gelegenheit
warten, es zu tun. Katie gehört zur Vergangenheit. Laß sie auf
sich beruhen und geh weiter deinen Weg.«
»Ihr wart es, die das Thema zur Sprache brachte«, gab Owen
nachsichtig zu bedenken. »Und ich weiß gar nicht, warum Ihr
Euch auf einmal so für meine romantische Vergangenheit

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