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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erweisen würde, als sie es ihren zahllosen Opfern gegenüber
getan hatten. Die Kriegsverbrecherprozesse begannen nur
Stunden nach Löwensteins Sturz und wurden täglich in voller
Länge über Holovision ausgestrahlt, damit die Leute verfolgen
konnten, wie Gerechtigkeit geübt wurde. Die Verfahren zogen
sich endlos hin, und es schien keinen Mangel an Beschuldigten
zu geben, egal wie schnell die Gerichte sie an den Galgen
schickten. Die öffentlichen Hinrichtungen lockten riesige,
meist stille Menschenmengen an, als müßten die Leute die
Verbrecher selbst sterben sehen, um zu glauben, daß es tatsächlich geschah.
Die Gerichte veröffentlichten so schnell wie möglich Einzelheiten über das Schicksal der Opfer. Es waren halt nur so viele.
Das Parlament verfolgte die Kriegsverbrecherprozesse mit
mehr als nur ein bißchen Eifersucht. Das lag sowohl an der
Macht, die sie ausübten, als auch an der öffentlichen Aufmerksamkeit, die sie von den Parlamentsdebatten ablenkten. Die
Abgeordneten waren jedoch zu klug, um sich einzumischen.
Mehr noch als Gerechtigkeit benötigte das Volk Rache.
Owen und Hazel erreichten die große Halle, den letzten
Raum vor dem eigentlichen Plenarsaal. In den letztgenannten
führte eine alte, massive Eichentür, die, einer alten Tradition
folgend, immer nur von innen geöffnet wurde. Die Abgeordneten nutzten dieses Privileg, um die Leute so lange wie möglich
warten zu lassen und sie damit an ihren Platz in der neuen Ordnung zu erinnern – eine von Löwenstein entlehnte Praxis, obwohl man das natürlich nie laut aussprach. Wie immer war die
große Halle gedrängt voll, und es herrschte ein betäubender
Lärm. Jeder suchte nach Kontakt, um ein neues Abkommen zu
treffen oder über eine neue Gelegenheit zu reden. Holographien
waren nicht zugegen; jeder mußte persönlich anwesend sein. In
der heutigen Zeit der Klone, Fremdwesen und jener falschen
Vertreter, die man Furien nannte, wußte man gern, mit wem
man sprach. An versteckten Stellen waren ESP-Blocker installiert, damit alle ehrlich blieben, und zum Teufel damit, falls es
die Esper schockierte.
Als Owen und Hazel eintraten, erstarrte alles. Aller Augen
richteten sich auf sie, und das Geschnatter erstarb rasch vollständig. Owen und Hazel blickten sich in der Stille gelassen
um und senkten höflich die Häupter. Aller Augen wandten sich
wieder ab, und das Gebrabbel der Gespräche nahm seinen
Fortgang. Niemand wünschte, mit dem Todtsteltzer und der
d’Ark zu konversieren. Es wäre unsicher gewesen. Aus den
verschiedensten Gründen. Owen und Hazel gingen ohne Eile in
die Halle hinein, und jedermann machte ihnen Platz.
»Der übliche warmherzige Empfang«, stellte Owen fest und
scherte sich nicht darum, ob jemand mithörte.
»Undankbare Bastarde«, sagte Hazel und sah sich hoffnungsvoll um, ob nicht einer der Anwesenden so dumm war,
sich beleidigt zu geben.
»Sie haben wirklich Gründe, uns nicht zu mögen«, sagte
Owen leiser. »Helden und Rollenvorbilder sollten rein und makellos sein. Ich fürchte, wir haben uns in dieser Hinsicht als
enttäuschend erwiesen.«
»Mir blutet das Herz«, sagte Hazel. »Ich habe nie behauptet,
ich wäre eine Heldin. Es fehlt nicht viel, und ich gehe fort, und
das Parlament kann seinen Bericht in den Wind schreiben.
Verdammt, es fehlt kaum mehr, und ich brenne das Haus nieder, ehe ich gehe.«
»Sachte, sachte«, murmelte Owen und lächelte unbekümmert, damit es jeder sehen konnte. »Zeigt Euren Widerwillen
nicht. Sie würden es als Zeichen der Schwäche betrachten.«
Hazel schniefte. »Wenn mich jemand als schwach betrachtet
und versucht, daraus einen Vorteil zu schlagen, kann er seine
Innereien gleich im Eimer mit nach Hause tragen.«
»Nehmt die Hand vom Schwert, verdammt! Ihr könnt hier
niemanden umbringen. Duelle sind verboten. Trefft nur Anstalten, das Schwert zu ziehen, und ein halbes Hundert Wachtposten tauchen aus allen Ritzen auf. Auch für uns wird da keine
Ausnahme gemacht. Ich wünschte wirklich, Ihr würdet Euch
über die Veränderungen hier auf dem laufenden halten.«
»Ach, weißt du, du liebst es wirklich, mir bei jeder Gelegenheit eine Rede zu halten. Außerdem würde ich mit einem halben Hundert Wachen fertig.«
Owen seufzte. »Ja, das würdet Ihr wahrscheinlich, aber das
ist nicht der Punkt. Wir versuchen, einen guten Eindruck zu
machen.«
»Seit wann?«
»Seit wir es wiederum nicht geschafft haben, Valentin Wolf
vor Gericht zu bringen.«
Hazel

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