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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nicht bewahren. Er hatte versucht, den Todtsteltzer zum Kampf herauszufordern wegen dem, was er Julian angetan hatte; aber der alte
Mann ließ sich nicht provozieren. Er konnte auch die Energieübertragung nicht mehr wiederholen; die Anstrengung würde
den geschwächten Julian wahrscheinlich augenblicklich töten.
Der Todtsteltzer hatte alles getan, was er konnte, und damit
war es das, soweit es ihn betraf.
    Evangeline ging ein paar Minuten zu Julian, doch er wollte
sie nicht sehen. Poogie war der nächste, und er wiegte den
kranken Menschen in seinen weichen Armen. Manchmal half
es ein wenig.
    Die Stimmung auf Deck wurde zunehmend angespannt. Alle
verspürten Wut und Zorn, wenn auch aus den verschiedensten
Gründen. Julian lenkte sie von ihrer Aufgabe ab, und das zu
einer Zeit, da sie sich voll auf die Erfüllung der Mission konzentrieren mußten . Statt der Unterstützung, die er versprochen
hatte, wurde der junge Esper immer mehr zu einer Belastung.
Niemand wollte es laut aussprechen.
    Die Unterhaltungen wurden kürzer und scharfzüngig.
Reineke Bär bemühte sich, zuversichtlich und fröhlich zu
sein, bis selbst der Seebock ihm sagte, daß er die Klappe halten
sollte. Sie alle kamen zu denselben, unausgesprochenen
Schlüssen: Der junge Mann, der sie bereits zweimal gerettet
hatte, würde wahrscheinlich sterben, und nichts und niemand
konnte etwas daran ändern. Sie konnten höchstens hoffen, daß
er schnell genug starb um seinet- und ihretwillen. Und so lehnten sie an der Reling, starrten auf den Großen Fluß und seine
dunklen Limonadenfluten hinaus und auf die vorüberziehenden
Bäume und bemühten sich im übrigen, nicht auf die Geräusche
zu hören, die aus der Kabine des Espers drangen.
Die Spielzeuge litten am meisten darunter. Schon wieder
starb ein Mensch wegen ihnen. Selbst der Adaptor Alles wurde
stiller und weniger streitlustig. Reineke Bär , der Seebock und
der kleine Skelettjunge Halloweenie saßen abwechselnd vor
Julians Tür und hielten Wache, damit immer jemand da war,
falls er rief. Es schien, als wollten sie dem Tod den Zugang zu
Julian verweigern.
Am späten Morgen passierten sie eine weitere Flußbiegung
und sahen, wie der Wald auf einem Ufer plötzlich zurückwich
und Platz für eine moderne Stadt machte oder wenigstens der
Nachahmung einer Stadt. Türme und Bauwerke ragten hoch in
den Himmel; doch bei näherem Hinsehen entpuppte sich alles
als zweidimensionale hölzerne Kulisse. Bunt bemalt in hellen
Farben und unglaublich detailliert, aber Kulissen. Aus der Ferne sah alles ziemlich echt aus. Bis man näher herankam. Und
aus der Nähe betrachtet war auch zu erkennen, daß die falsche
Stadt ein einziger großer Trümmerhaufen war. Gezackte Löcher zierten die meisten Wände, als wäre etwas Massives durch
sie hindurchgedrungen. Überall gab es Risse und tiefe Löcher,
und nicht wenige Spuren deuteten auf Feuer hin, die hier und
da gewütet hatten.
Die falsche Stadt erstreckte sich über vielleicht fünfzig
Blocks, die alle hell in der Sonne leuchteten. Nirgendwo war
eine Spur von Leben zu sehen.
Die Missis Merry Truspott verlangsamte ihre Fahrt, und alles
drängte sich an der Reling, um nichts zu versäumen.
»Was ist das?« fragte Finlay. »Wer wohnt hier?«
»Niemand«, antwortete Reineke Bär. »Es ist ein Spielfeld,
weiter nichts.«
»Sieht aus, als wären die Spielregeln ziemlich rauh«, sagte
der Todtsteltzer.
»Oh, das sind sie«, stimmte der Seebock zu. »Diese verdammten Bastarde hier sind Superhelden. Das hier ist ihr
Spielplatz. Superhelden und Superschurken, die ihre ewigen
Schlachten austragen. Die Umgebung leidet ziemlich stark darunter, deswegen hat man sie so konstruiert, daß alles leicht zu
reparieren oder zu ersetzen ist, damit der nächste Kampf rechtzeitig stattfinden kann. Hier gab es früher immer eine große
Schau für die Besucher; jede Stunde, pünktlich wie ein Uhrwerk, fanden Demonstrationen von Kraft und Schnelligkeit und
Flugkunst statt. Seht, wie die Helden die Schurken in der ganzen Stadt schlagen; seht, wie die Gebäude einstürzen und die
Wände fallen. Es war sehr beliebt, bis zu dem Tag, an dem die
Superhelden intelligent wurden und ein Bewußtsein hatten.
Und als sie erkannten, daß sie ihr Leben lang zur Unterhaltung
der Menschen durch brennende Reifen gesprungen waren. Die
Superhelden waren die menschenähnlichsten von allen Spielzeugen auf dieser Welt, und wahrscheinlich traf es sie deswegen am

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