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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Gedanken von Milliarden von
Menschen, wenn ich auf Sendung gehe. Das Leben ist wunderbar. Oder wenigstens war es das, bis ich von einem Kriegsgebiet ins nächste geschickt wurde. Als ich sagte, ich wolle über
aufregende Ereignisse berichten, meine ich nicht damit, daß ich
zu einem Teil davon werden wollte.«
»Vermißt Ihr Eure wirklichen Eltern niemals?« erkundigte
sich Evangeline. »Ich meine die, die Ihr nie kennengelernt
habt.«
»Nein«, antwortete Tobias tonlos. »Ich brauchte sie damals
nicht, und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich lebe mein
eigenes Leben. Ich habe niemals irgend jemanden gebraucht.
Mit Ausnahme von Flynn natürlich. Irgend jemand muß
schließlich die Kamera in die richtige Richtung halten. Erzähl
uns doch von deiner Kindheit, Flynn. Das ist bestimmt eine
hörenswerte Geschichte.«
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muß«, sagte Flynn.
»Aber ich hatte eine vollkommen normale und glückliche
Kindheit. Keine großen Traumata, keine schweren Verluste.
Und mir gefällt, was sie hier zu verwirklichen versucht haben.
Ein Ort, an dem jeder glücklich sein konnte. Es war sicher eine
wundervolle Welt. Bevor Shub kam, meine ich.«
»Was haltet ihr Spielsachen eigentlich von alledem?« fragte
Finlay. »Ich vermute, keiner von euch hatte eine Kindheit, es
sei denn, ihr erinnert euch an euer Leben vor Shub. Erinnert ihr
euch an die Zeit davor?«
Die Spielsachen sahen sich an, und am Ende war es Halloweenie, der redete. Er saß Julian zu Füßen und hatte sich zu
einer knochigen Kugel zusammengerollt. Seine leeren Augenhöhlen starrten in die flackernden Flammen des Feuers. »Wir
alle erinnern uns an die Zeit, als wir noch Spielsachen waren
und sonst nichts . Wir wurden so programmiert, daß wir nichts
vergessen konnten, und so sind die Erinnerungen noch heute
da. Aber unsere Erinnerungen haben erst von dem Zeitpunkt an
eine Bedeutung, an dem Shub kam und uns mit einem vergifteten Geschenk aus unserem Schlaf riß. Die Furien gaben uns
Intelligenz und ein Bewußtsein, eingehüllt in ihre eigene Programmierung. Sie schenkten uns einen freien Willen und versuchten dann, uns vorzuschreiben, was wir damit zu tun hätten.
Keiner von uns kannte eine Kindheit. Wir erwachten und waren bei vollem Bewußtsein. Ich bin ein Junge; aber ich weiß
nicht, was das wirklich heißt. Wir verstehen kaum, was es heißt
zu leben. Lebendig zu sein. Wir haben nichts, auf dem wir unser Leben aufbauen könnten, bis auf die Charaktere, als die wir
ursprünglichen geschaffen worden sind. Wir werden niemals
wissen, ob wir zu der Person geworden sind, die wir sind, weil
wir es so gewollt haben, oder weil wir noch immer unserer
alten Programmierung folgen. Das Leben ist für uns zum größten Teil noch ein Geheimnis. Alles ist so neu, so … furchteinflößend. Wir müssen alles für uns ganz allein entscheiden. Und
Emotionen … sie sind so schwierig. Nehmt zum Beispiel Liebe. Wir glauben zu wissen, was es bedeutet, aber wir haben
keine Vergleichsmöglichkeiten. Haß ist da schon leichter zu
verstehen. Und Furcht. Vielleicht sind deswegen so viele Spielsachen böse geworden anstatt gut. Böse zu sein fällt leichter.«
»Aber einige von uns mögen nicht, was aus uns geworden
ist«, sagte Poogie der freundliche Bursche. »Bevor Shub kam,
waren wir keine denkenden Wesen. Wir wußten nicht, was
Sünde ist. Shub hat unsere Unschuld ausgenutzt. Wir wurden
in Blut und Leid und Mord hineingeboren, und einige von uns
werden damit niemals fertig. Rachedurst erfüllte uns bis zum
Überdruß, und die Menschen waren so leichte Beute. Wir wurden als Verdammte geboren. Aber einige von uns haben gelernt, nach Erlösung zu suchen.«
Der Seebock rülpste laut und pickte Marshmallowstücke aus
den Lücken zwischen seinen großen, quadratischen Zähnen.
»Und einige von uns haben gelernt, unerträglich großkotzig zu
sein. Wir sind das, was wir schon immer waren, nur mehr davon. Mir gefällt mein Leben als Seebock. Würde ich nicht existieren, müßtet Ihr mich erfinden, damit Ihr die Nase über mich
rümpfen könntet. Ich bin ein Ärgernis, also bin ich. Und wenn
das jemandem nicht gefällt, scheiß drauf. Richtig, Bär?«
»Nicht einmal annähernd«, widersprach Reineke Bär. »Ihr
müßt meinen Freund hier entschuldigen. Wir beide waren
Stars, als wir noch Spielzeuge waren. Alle haben uns geliebt,
und ich glaube nicht, daß er jemals darüber hinwegkommen
wird. Ich persönlich

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