Todtstelzers Krieg
herum
vorging. Schwejksam und Frost hatten einen Freiraum um
Stelmachs Gesicht herum gegraben, damit er atmen konnte,
und als er an den beiden vorbeisah, die noch immer bemüht
waren, ihn freizuschaufeln, erblickte er eine ganze Kompanie
von Kampfandroiden. Sie marschierten die Straße herab genau
auf die drei Menschen zu. Stelmach kam der Gedanke, daß er
sich einfach nur still verhalten mußte. Die Roboter würden ihn
wahrscheinlich gar nicht bemerken. Schließlich lag er noch
immer unter Trümmern begraben. Sie würden Schwejksam und
Frost töten und weiterziehen, und Stelmach wäre völlig sicher.
Er mußte nichts weiter tun, als den Mund halten . Aber er konnte nicht . Sie waren seine Freunde.
Er zwang sich zum Schreien, so laut er konnte. Schwejksam
und Frost wirbelten herum, sahen die marschierenden Roboter,
und ihre Hände sanken auf die Waffen in den Holstern . Erst
dann fiel ihnen ein, daß sie ihre Disruptoren bereits gegen den
ersten Androiden eingesetzt hatten und die Energiekristalle
noch ein wenig Zeit benötigten, bevor die Waffen wieder
schußbereit sein würden . Sie hatten nichts als ihre Schwerter.
Metallklingen gegen Maschinen aus Stahl, die noch dazu allesamt mit Disruptoren bewaffnet waren. Stelmach rief Schwejksam und Frost zu, sich in Sicherheit zu bringen und ihn zurückzulassen; aber sie rührten sich nicht. Sie sahen sich an, Auge in
Auge, und schienen die herannahenden Roboter völlig zu ignorieren. Irgend etwas wechselte zwischen den beiden hin und
her – Wut oder Verzweiflung oder irgendein Gefühl, das Resignation sein mochte –, und sie wandten sich zu den Androiden
um, die in diesem Augenblick ihre Waffen hoben. Stelmach
wollte seinen Freunden erneut zurufen, daß sie verschwinden
sollten, aber er brachte aufgrund des Staubs in seiner Lunge
keinen Ton mehr heraus.
Und dann erhob sich eine gewaltige Macht rings um
Schwejksam und Frost, eine Präsenz, die wie gigantische Flügel auf die Luft einschlug und mächtiger und mächtiger wurde,
bis sie in einer alles überschwemmenden Woge auf die Roboter
zurollte und sie zerriß und ihre zerschmetterten Glieder über
die Straße wehte. Und so schnell sie entstanden war, löste sich
die unheimliche Präsenz auch wieder auf, und Schwejksam und
Frost waren nur noch ganz gewöhnliche Menschen, nichts weiter.
Sie blickten sich einen langen Augenblick in die Augen, dann
wandten sie sich zu Stelmach um, der noch immer unter den
Trümmern gefangen war. Er konnte sehen, wie es in den Köpfen der beiden arbeitete. Er wußte, was sie dachten … was sie
denken mußten . Und doch überraschte es ihn nicht, als sie sich
über ihn beugten und erneut anfingen, die Ziegelsteine beiseite
zu räumen. Sie waren eben nicht wie er.
Schließlich hatten sie Stelmach befreit, und Schwejksam
stützte ihn, während Frost grob den Staub aus seinen Kleidern
klopfte . Es dauerte eine Weile, bis sich der Nebel in Stelmachs
Kopf gelichtet hatte, doch als es soweit war, befreite er sich aus
Schwejksams Griff und stand aus eigener Kraft aufrecht.
»Ihr habt mich gerettet«, sagte er mit einer Stimme, die so
rauh war, daß es unmöglich allein vom Staub kommen konnte.
»Das mußtet Ihr nicht tun.«
»Doch, mußten wir, Stelmach«, erwiderte Schwejksam. »Ihr
gehört schließlich zur Familie. Ihr hättet für uns das gleiche
getan.«
»Ihr versteht nicht«, sagte Stelmach. Er zwang die Worte
förmlich über seine Lippen. »Ich bin dafür verantwortlich, daß
wir hier sind. Ich habe die Pinasse sabotiert. Der Imperatorin
sind Gerüchte über Eure … Kräfte zu Ohren gekommen. Sie
wollte einen Beweis. Also hat sie mir den Befehl erteilt, Euch
in Gefahr zu bringen und dann zu beobachten.«
»Vertraue niemals einem Sicherheitsoffizier«, bemerkte
Frost. Ihre Hand fiel auf den Griff des Disruptors. Stelmach
rührte sich nicht.
»Er hätte es für sich behalten können«, sagte Schwejksam.
»Nein, hätte ich nicht«, widersprach der Sicherheitsoffizier.
»Wir sind eine Familie.«
Er grinste Schwejksam an , und Schwejksam erwiderte das
Grinsen. Frost nickte nur – was für einen Investigator, der sich
sonst nur am Töten erfreute, soviel wie ein Lächeln bedeutete –
und nahm die Hand wieder von der Waffe.
»So«, sagte sie. »Und was machen wir jetzt?«
»Als erstes konzentrieren wir uns darauf, lebend zur Festung
zu kommen«, antwortete Schwejksam. »Alles andere kann
warten. Wir denken uns etwas aus. Uns ist bisher immer
Weitere Kostenlose Bücher