Todtstelzers Krieg
ohne zu kämpfen. Ich möchte nicht, daß Ihr Euch in
irgendeiner Form destruktiv betätigt . Es könnte die Aufmerksamkeit der Maschinen auf uns lenken . Habt Ihr mich verstanden?«
»Selbstverständlich, Kapitän«, antwortete Frost. »Ich soll
mich anstrengen und nicht meine Beherrschung verlieren.«
»Das wäre das erste Mal«, murmelte Stelmach und verstummte, als Investigator Frost ihn mit kalten Blicken musterte.
»Los, Leute«, befahl Schwejksam und führte die kleine
Gruppe durch das Loch nach draußen, wo früher einmal eine
Tür gewesen war.
Sie blieben in Deckung, so gut es ging, und sie tauchten unter
und rührten sich nicht mehr, wann immer eine der Maschinen
zu nahe zu kommen drohte. Stelmach war außer sich vor
Angst; doch er biß die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und
behielt seine Furcht für sich. Er wußte, warum die Kriegsmaschinen ihre Pinasse angegriffen hatten . Vorher, an Bord der Elegance , hatte General Beckett persönlich Stelmach auf die
Seite genommen und ihm den Befehl erteilt, die Sicherheitskodes der Pinasse zu verändern, um sicherzustellen, daß sie in
freundliches Feuer gerieten, wenn schon nicht in das der Rebellen . Die Imperatorin wollte unbedingt, daß Schwejksam und
Frost mitten in die Kampfhandlungen gerieten, damit die beiden eine Gelegenheit erhielten , ihre angeblichen Kräfte zu demonstrieren. Und wenn sich keine natürliche Gelegenheit ergab, dann war Stelmach angewiesen, eine herbeizuführen, was
auch immer dazu erforderlich sein sollte, um anschließend die
Resultate zu berichten.
Stelmach hätte den Auftrag am liebsten abgelehnt. Er hatte
Frost und Schwejksam warnen wollen. Aber er hatte es nicht
getan. Er konnte nicht. Sie waren seine Freunde; doch er hatte
seine Befehle vom Eisernen Thron persönlich erhalten. Die
Loyalität gegenüber seinen Freunden stand der Loyalität gegenüber dem Thron entgegen, und Stelmach hatte einen Eid auf
seinen Namen und seine Ehre geschworen, der Imperatorin für
den Rest seiner Tage zu dienen – bis zum Tod, wenn es sein
mußte. Seine Pflicht war sonnenklar, und trotzdem fühlte er
sich nun, da er zwischen all dem Feuer und der Zerstörung runter Frost und Schwejksam herstolperte, so schlecht, daß er am
liebsten im Erdboden wäre.
Er dachte so angestrengt über seine Lage nach, daß er den
Kampfandroiden gar nicht bemerkte, der plötzlich aus einer
Seitengasse trat und den Disruptor auf ihn richtete. Frost sah es
und stieß Stelmach im letzten Augenblick zur Seite, und der
Sicherheitsoffizier fiel auf die Knie. Der Energiestrahl ging
über seinen Kopf hinweg und schlug in die Wand hinter ihm
ein. Die obere Hälfte der Mauer verschwand in einer Wolke
aus Ziegelstaub; doch die untere Hälfte kippte nach vorn und
brach über Stelmach zusammen. Er schrie kurz auf und riß die
Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen; dann begruben ihn
die Ziegel unter sich.
Schwejksam schoß dem Roboter mit einem einzigen Schuß
den grinsenden Kopf weg; doch der Androide fiel nicht. Also
schoß Frost ihm das Knie weg, nur um sicherzugehen. Der Androide krachte klappernd zu Boden und ruderte hilflos mit den
verbliebenen Gliedmaßen. Frost trat vor, wand ihm den Disruptor aus der Hand und schoß der Maschine in die Brust. Sie
rührte sich nicht mehr.
Schwejksam und Frost steckten ihre Waffen wieder weg und
eilten zu dem Trümmerhaufen, unter dem Stelmach begraben
lag. Der Sicherheitsoffizier konnte hören, wie die beiden arbeiteten, doch zu sehen war nichts. Rauch und Staub hatten seine
Augen mit Tränen gefüllt. Er spürte das Gewicht der eingestürzten Mauer auf seinem Körper; aber er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein. Hände und Füße spürte er noch, obwohl er
sich nicht einen Zoll bewegen konnte. Er war gefangen unter
einer ganzen Tonne Mauerwerk, oder wenigstens erschien es
ihm so. Er lag ganz still und atmete flach unter der schweren
Last auf seiner Brust. Stelmach und Frost riefen seinen Namen;
aber er fand nicht die Kraft, ihnen zu antworten . Seine Schmerzen waren ganz weit weg. Ein Gefühl von tiefem Frieden
machte sich in ihm breit.
Und dann vernahm er das Geräusch heranstapfender Metallfüße. Schwejksam und Frost schienen es nicht bemerkt zu haben. Sie waren noch immer damit beschäftigt, Stelmach auszugraben. Der Sicherheitsoffizier blinzelte mit den Augen, so
heftig er konnte, und irgendwie gelang es ihm, den Staub und
die Tränen zu vertreiben. Er sah wieder, was um ihn
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