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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Menschen folgten ihm beinahe instinktiv , sogar in die aussichtslosesten Situationen. Er war unschlagbar mit dem Schwert und
erstürmte Barrikaden und führte mutig tollkühne Rettungsaktionen durch, ohne auch nur für eine Sekunde das strahlende
Grinsen zu verlieren. Schon jetzt wurde er als Retter der Nebelwelt während der Invasion durch die Imperatorin Löwenstein gefeiert, als hätte er allein und eigenhändig die Imperialen
Streitkräfte nach Hause geschickt . Owen und Hazel hätten eine
andere Version der Geschichte erzählen können, doch sie zogen es vor zu schweigen. Die Rebellion brauchte ihre Helden,
um die Massen aufzurühren.
    Noch immer war nicht klar, welcher der beiden Ohnesorgs
denn nun der echte war. Beide waren sie mächtige Kämpfer
und kühne Strategen. Und so benutzte der Untergrund, weise
wie immer, beide gleichermaßen.
    Johana Wahn war ein anderer Fall. Das Imperium hatte irgendwo tief in ihr etwas zerbrochen, und es war nicht wieder
richtig zusammengewachsen. Aber dann war Johana von dem
rätselhaften Überesper berührt worden, der Mater Mundi, und
seither besaß sie gewaltige Kräfte. Ihre Gegenwart brachte die
Luft ringsum zum Knistern wie ein Gewitter, das jeden Augenblick loszubrechen drohte. Johana lebte nur für ihre Rache, und
sie verließ sich darauf, daß die Rebellion ihrem Leben Sinn
und Ziel gab. Einst hatte sie einen anderen Namen getragen;
doch das war in einem anderen Leben gewesen, und es war
schon sehr lange her. Die meiste Zeit über erinnerte sie sich
kaum noch an den unbedeutenden Esper, der Diana Vertue
geheißen hatte.
    Owen Todtsteltzer blickte sich unauffällig um und musterte
seine Begleiter nachdenklich. Wie es schien, hatten sie alle in
der kurzen Zeit, die sie voneinander getrennt gewesen waren,
dramatische Veränderungen durchgemacht. Jakob Ohnesorg
sah dreißig Jahre jünger aus, und er wirkte hart genug, um
Blechdosen zu kauen und Nägel zu spucken. Er sah dem jungen Jakob sehr viel ähnlicher als zuvor, doch es war noch immer ein deutlicher Unterschied zu erkennen. An Jung Jakobs
unverzagtem Heldenmut war etwas beinahe unnatürliches, als
wäre er kein wirklicher Mensch, sondern ein Charakter aus
irgendeinem Holodrama, der ohne Verlust seines Charismas
aus dem Bildschirm und in die Realität getreten war. Im Gegensatz zu seinem älteren Selbst kam Jung Jakob daher, als
hätte er in seinem ganzen Leben noch nie einen Zweifel gehabt
oder einen Fehlschlag erlitten. Außerdem grinste er zuviel.
Owen vertraute niemandem, der so viel grinste. Es war einfach
nicht natürlich, jedenfalls nicht in diesen Tagen und in dieser
Epoche. Owen hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung,
wer Jung Jakob in Wirklichkeit war, höchstens einen Verdacht,
und den behielt er für sich. Wenn der Mann ein Hochstapler
war, dann ein verdammt überzeugender, und der Untergrund
benötigte dringend Helden, um die Massen in die Schlacht zu
führen.
    Selbst dann, wenn sie halb wahnsinnig waren wie Johana
Wahn. Owen machte sich Sorgen wegen ihr. Die Esper würden
ihrem Kommando blind folgen, und das allein deswegen, weil
sich einst die Mater Mundi, Unsere Mutter Aller Seelen, in ihr
manifestiert hatte. Für die Esper war Johana Wahn eine Heilige
– eine verrückte Heilige, aber nichtsdestotrotz eine Heilige –
und es ließ sich nicht verleugnen, daß sie geradezu unglaublich
machtvoll war. Wenn Johana richtig loslegte, erzitterte die
Realität. Aber nach all den Foltern und Qualen, die sie durchgemacht und überstanden hatte, war ihr seelisches Gleichgewicht ein zerbrechliches, und es war nur eine Frage der Zeit,
bevor sie unter dem Druck zerbrach. Owen hoffte nur, daß er
weit weg und in Sicherheit war, wenn das geschehen würde.
    Ruby Reise … ihr Anblick machte ihn so nervös wie immer.
Wäre sie nicht eine alte Freundin Hazels gewesen, hätte Owen
sie wahrscheinlich längst erschossen, davon war er fest überzeugt, und wenn es nur aus Prinzip gewesen wäre. Ruby um
sich zu haben war, als befände man sich mit einem paranoiden
Kampfhund in einer engen Zelle, der sich von seiner Kette losgerissen hatte. Am besten fuhr man noch mit Ruby, wenn es
einem gelang, sie rechtzeitig in die richtige Richtung zu drehen
und dann loszulassen. Man brauchte nur noch der Spur aus
Leichen zu folgen .
    Was Jakob Ohnesorg in ihr sah, blieb Owen ein Rätsel. Vielleicht lebte der Mann einfach nur gerne gefährlich. Man konnte
nicht abstreiten, daß er

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