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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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erwiderte Giles genauso leise, ohne den Blick vom
Schirm abzuwenden. »Beinahe tausend Jahre ist es her, daß ich
Golgatha zum letzten Mal gesehen habe, aber es kommt mir
vor wie gestern. Jeder, den ich jemals kannte und mochte, ist
längst tot und zu Staub zerfallen. Der ganze Planet ist überlaufen mit Klonen und Espern, und die Familien sind korrupt,
verweichlicht oder geistig degeneriert, und das Imperium …
das Imperium aus meiner Erinnerung existiert nicht mehr. Ich
komme mir vor wie ein Geist, wie jemand, der längst geschlagene Schlachten kämpft und nicht wahr haben will, daß die
Welt sich inzwischen weitergedreht hat. Das Imperium trug
bereits in meiner Zeit die ersten Anzeichen des Verfalls, aber
ich hätte mir niemals träumen lassen, daß es eines Tages so
endet. Ich weiß nicht, ob ich helfen soll, sein Elend zu beenden, oder ob ich versuchen soll, es zu retten. Es ist eine perverse Verzerrung von allem, an das ich je geglaubt habe. Aber ich
werde die Dinge wieder ins Lot bringen. Ich werde die Menschen aus diesem Alptraum von Geschichte wecken und das
Imperium wieder zu dem machen, was es einmal war.«
»Mit der Hilfe deiner Freunde«, sagte Owen leichthin.
    Zum ersten Mal sah Giles seinen fernen Nachfahren an. In
seinem markanten, von tiefen Linien durchzogenen Gesicht
regte sich kein Muskel. »Selbstverständlich, Verwandter. Alleine wäre ich niemals so weit gekommen. Erst du und deine
Freunde haben all das möglich gemacht. Das werde ich euch
niemals vergessen. Aber jetzt wird es Zeit für eine Konferenz,
denke ich. Bevor die Schlacht beginnt und wir uns in alle Richtungen verstreuen. Vielleicht dauert es eine ganze Weile, bis
wir uns wieder miteinander unterhalten können.«
    »Worüber sollten wir uns denn unterhalten?« fragte Ruby.
Sie war damit beschäftigt, ihre Fingernägel mit einem gefährlich aussehenden Dolch zu maniküren. »Wir landen auf der
Oberfläche, bringen alles um, was eine Uniform anhat, schnappen uns soviel Beute, wie wir tragen können, und dann veranstalten wir ein Wettrennen, wer als erster die Löwenstein umbringt. Genau die Art von Party, die mir liegt.«
    »Trotzdem gibt es ein paar Dinge, über die wir miteinander
reden müssen«, beharrte Giles starrköpfig. »Das Labyrinth des
Wahnsinns hat uns verändert, aber ganz offensichtlich auf verschiedene Art und Weise. Nach den Berichten zu urteilen, die
ich seit Eurer Rückkehr gelesen habe – ich warte übrigens noch
immer auf Euren, Ruby –, scheint es ganz so, als hätten sich
unsere Fähigkeiten in … unterschiedliche Richtungen entwikkelt. Ich habe gelernt zu teleportieren. Owen besitzt psychokinetische Fähigkeiten . Jakob und Ruby haben pyrokinetische
Begabungen entwickelt , und Hazel kann alternative Versionen
von sich selbst aus verschiedenen Zeitlinien heraufbeschwören.
Ich verstehe nicht einmal ansatzweise, wie das funktioniert.
Und nichts von alledem hätte ich erwartet.«
    »Warum hätten wir uns denn nicht unterschiedlich entwikkeln sollen?« erkundigte sich Jakob Ohnesorg. »Wir sind doch
schließlich verschiedene Persönlichkeiten. Und außerdem –
was wissen wir schon über das Labyrinth ? Daß es höchstwahrscheinlich ein Artefakt von einer fremden Rasse war, daß niemand sagen kann, wie alt es war oder welchen Zweck es ursprünglich hatte, und daß die letzten Menschen , die vor uns
hindurchgegangen sind, die Hadenmänner erschufen. Das ist
nicht gerade viel, oder?«
    »Es sei denn, du weißt mehr über das Labyrinth des Wahnsinns , als du bisher zugegeben hast«, sagte Hazel. »Was ist
damit, Giles? Was hast du uns die ganze Zeit über verschwiegen?«
    »Selbstverständlich nichts«, antwortete Giles. »Ich habe es
kurze Zeit studiert, bevor ich nach Shandrakor flüchten mußte,
aber ich habe seinen Sinn nie verstanden. Ich bin nicht einmal
sicher, ob der menschliche Verstand überhaupt dazu in der Lage ist. Ich glaube nicht, daß wir es jemals wissen werden. Was
zählt ist einzig und allein, daß wir alle wunderbar reich beschenkt worden sind. Jetzt liegt es an uns, diese Geschenke zu
verstehen. Und im Gegensatz zu dem, was Ruby Reise zu
glauben scheint, werden die Kämpfe unten auf der Oberfläche
weder einfach, noch geradeheraus sein. Die Löwenstein hat
eine ganze Armee von Leibwächtern und Sicherheitsleuten; sie
hat das Militär, und sie wird sicherlich noch einige häßliche
Überraschungen für uns bereithalten. Man sollte niemals die
Paranoia

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