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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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einige ganz erstaunliche Veränderungen
durchgemacht hatte. Es war, als hätte sein Körper die Zeit zurückgedreht und die vergangenen Jahren einfach ignoriert, so
jung und vital schien er mit einemmal wieder geworden zu
sein. Owen fragte sich, ob das für alle galt, die im Labyrinth gewesen und von ihm verändert worden waren. Und wenn es
so war, wie lange sie alle leben würden … Owen versuchte
sich ein zukünftiges Leben vorzustellen, das sich endlos vor
ihm erstreckte. Ewige Jugend. Doch dann grinste er und schüttelte den Kopf. Viel wahrscheinlicher würden sie alle unten auf
Golgatha sterben. Zuerst mußten sie das überstehen. Später
konnte er sich immer noch Gedanken um die Ewigkeit machen.
Owen verdrängte die Vorstellung und konzentrierte sich statt
dessen auf Ohnesorg. Der professionelle Rebell wirkte gerissen
und tödlich, und er schien begierig zu sein, sich Hals über Kopf
in die Schlacht zu stürzen, auf die er sein ganzes Leben lang
gewartet hatte. Auch das machte Owen Sorgen. Eine derartige
Entschlossenheit rührte in der Regel aus einer gefährlichen
Sturheit. Manchmal dachte Owen, Jakob Ohnesorg würde über
den Leichnam seines besten Freundes gehen, um den Sieg zu
erreichen, den er so sehr herbeisehnte.
    Owen verspürte Schuldgefühle, weil er solche Dinge über
seine Freunde und Kameraden dachte. Er hatte damit begonnen, nachdem er auf der Nebelwelt entdeckt hatte, wie wenig er
in Wirklichkeit über Hazel wußte, und jetzt schien er nicht
mehr damit aufhören zu können. Es sah ganz danach aus, als
hätten sie alle ihre geheimen Obsessionen und privaten Ziele,
und das Gemeinschaftsgefühl, welches das Labyrinth ihnen geschenkt hatte, schien im Verlauf ihrer Trennung verschwunden
zu sein. Owen konnte noch immer ihre Gegenwart ringsum
spüren, doch er konnte nicht mehr länger fühlen, was sie gerade dachten oder empfanden. Sie waren nicht mehr länger untereinander verbunden, Bewußtsein mit Bewußtsein, als hätte
das, was sie auf ihren verschiedenen Missionen erlebt hatten,
sie so sehr verändert, daß sie nicht mehr die gleichen Menschen waren wie zuvor.
    Owen spürte noch immer die Mächte des Labyrinths , die hell
in ihnen allen brannten, am hellsten in seinem Vorfahren Giles.
Owen betrachtete den Mann nachdenklich, und seine Hand glitt
unbewußt zum Griff des Schwertes an seiner Seite. Giles starrte noch immer mit mürrischem Gesicht auf den großen Holoschirm. Er war in seine eigenen Gedanken versunken und ignorierte die anderen völlig. Giles war derjenige von ihnen gewesen, der am meisten gezögert hatte, die Kräfte zu erforschen,
die ihnen vom Labyrinth des Wahnsinns geschenkt worden
waren. Es schien fast, als wären sie für ihn nur einnotwendiges
Übel, das man nur dann benutzte, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab. Owen hatte bei einem Gespräch mit seinem
Ahnen das Thema angerissen; doch Giles hatte nur wortkarg
erwidert, daß es ja wohl reiche, ein Todtsteltzer zu sein, und
das war das Ende der Konversation gewesen. Für Owen und
Giles war es schon immer schwierig gewesen, miteinander zu
reden. Sie stammten aus grundverschiedenen Epochen und
hatten völlig verschiedene Erfahrungen gemacht, und das einzige, was sie – abgesehen vom Namen gemeinsam hatten,
schien die Rebellion zu sein. Giles hatte kurze Zeit versucht,
für Owen eine Art Vaterfigur zu spielen. Das war gewesen,
nachdem er seinen eigenen mißratenen Sohn, den echten Hohen Lord Dram, getötet hatte, aber Owen hatte dem rasch Einhalt geboten . Ihm reichte es, daß sein leiblicher Vater einst
versucht hatte, sein Leben zu manipulieren. Owen war sein
eigener Herr, und wenn das Leben, das er nun führte, nicht
ganz so war, wie er sich das vorgestellt hatte, so war es immer
noch sein Leben, und er achtete eifersüchtig darauf, daß es
auch so blieb.
    Aber das war nicht alles. In Owens Hinterkopf regte sich
noch immer ein leiser Verdacht gegen Giles, der einfach nicht
verstummen wollte. Der ursprüngliche Todtsteltzer schien zu
mehreren Gelegenheiten überraschend gut informiert über die
gegenwärtige Lage, jedenfalls für einen Mann, der angeblich
die letzten 943 Jahre in Stasis verbracht hatte … Owen verdrängte den Gedanken für den Augenblick, und schlenderte zu
seinem Vorfahren am Holoschirm hinüber.
    »Was ist das für ein Gefühl«, fragte er leise, »nach so langer
Zeit wieder nach Hause zurückzukehren? Ist es so, wie du es
erwartet hast?«
    »Nein«,

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