Todtstelzers Krieg
bewußtlos, wirbelte auf einem Bein herum und trat dem zweiten
in den Unterleib. Und während der dritte noch immer mit der
Axt ausholte, machte Owen einen Schritt nach vorn, packte den
Mann mit beiden Händen am Kragen und stieß ihm den Kopf
ins Gesicht.
Chances Kiefer klappte herab. Owen stand ungerührt da und
schaute sich mit stiller Befriedigung um. Er atmete nicht einmal schneller. Die drei Wachen saßen oder lagen stöhnend auf
dem Boden und sahen insgesamt ausgesprochen schlecht aus.
»Ihr hattet recht«, bemerkte Chance. »Ihr würdet tatsächlich
einen großartigen Diplomaten abgeben. Niemand würde es
wagen, anderer Meinung zu sein. Ich habe noch nie jemanden
gesehen, der sich so unglaublich schnell bewegt hat. Was zur
Hölle seid Ihr?«
»Ich bin ein Todtsteltzer. Vergeßt das nie wieder.« Owen trat
zur gegenüberliegenden Tür und betätigte die Klinke. Die Tür
war verschlossen.
Owen rief eine laute Warnung und warf sich mit der Schulter
gegen das Holz, und die Tür gab mit lautem Krachen nach.
Eine Angel war aus dem massiven hölzernen Rahmen gerissen
worden. Owen hielt die Tür fest, richtete sie vorsichtig wieder
hochkant auf und lächelte dann das halbe Dutzend erschrockener Männer an, das sich an einem langen Tisch versammelt
hatte. »Klopf klopf«, sagte er fröhlich. »Mein Name ist Owen
Todtsteltzer, und Ihr befindet Euch in ernsten Schwierigkeiten.
Gibt es Fragen dazu?«
»Kommt herein, Lord Todtsteltzer«, sagte der Mann am Kopf
der Tafel. »Wir haben Euch bereits erwartet.«
»Ja«, erwiderte Owen. »Jede Wette, daß Ihr das habt.« Er
blickte über die Schulter zu Chance. »Sucht Euch einen Stuhl,
setzt Euch und haltet den Mund. Ich will nicht, daß Ihr mich
ablenkt.«
»Das paßt mir ausgezeichnet«, erwiderte Chance. »Ich möchte diese Schau um nichts in der Welt versäumen. Aber Ihr seid
ganz auf Euch allein gestellt, Todtsteltzer, das wißt Ihr.«
Die sechs Männer funkelten Chance wütend an, als er sich
einen Stuhl heranzog und dann in einer Ecke des Zimmers
Platz nahm, wo er alles sehen konnte, ohne in die Schußlinie zu
geraten.
Owen trat an das Ende des langen Tisches, und aller Augen
richteten sich wieder auf ihn.
Er ließ sich Zeit, während er ein wütendes Gesicht nach dem
anderen in sich aufnahm. Er kannte keinen der Sechs; doch er
erkannte Männer mit Macht und Einfluß, wenn er sie sah –
nicht an ihren perfekt geschneiderten Garderoben oder an ihrem Übergewicht, sondern an ihrem Verhalten.
Sie waren verärgert über seine Ankunft, aber nicht besorgt.
Sie empfanden keine Furcht vor ihm. Sie waren schon so lange
reich und geborgen, daß sie sich nicht mehr vorstellen konnten,
wie das war, sich vor jemandem zu fürchten. Owen grinste
kurz. Das zumindest würde er ändern.
Vielleicht fühlte er sich durch sie ein klein wenig an sich
selbst erinnert, an den Owen Todtsteltzer auf Virimonde, bevor
er wachgerüttelt worden war – und falls das zutraf, dann um so
schlimmer für sie.
»Möchtest du vielleicht, daß ich diese Leute für dich identifiziere?« erkundigte sich Ozymandius in seinem Ohr. »Ich habe
in meinen Datenbänken sämtliche Einzelheiten über sie.«
»Gern, warum nicht?« flüsterte Owen unhörbar. »Mach dich
endlich mal nützlich . Moment mal – Datenbänke? Wo steckt
deine Hardware? Du bist schließlich tot!«
»Werde bitte nicht persönlich. Und paß auf, was ich zu sagen
habe. Ich werde mich nicht wiederholen. Wir fangen links an
und gehen im Uhrzeigersinn weiter. Der erste ist Artemis Daley. Ein Händler. Er besorgt alles, vorausgesetzt, der Preis
stimmt. Legal oder illegal: Um solche Kleinigkeiten hat er sich
nie gekümmert. Wer sich mit der Bezahlung verspätet, kriegt
es mit seinen Knochenbrechern zu tun.
Neben Daley haben wir Timothy Neeson, Bankier. Ihm gehört dieses Gebäude, ebenso wie viele andere hier in Nebelhafen. Er ist die Nummer eins in seinem eng begrenzten Gebiet,
und das bedeutet, daß er in Nebelhafen sehr viel Macht besitzt.
Kein Geschäft in Nebelhafen, an dem er nicht mitverdient.
Der nächste in der Reihe ist Walt Robbins, der größte
Grundbesitzer der Stadt. Ihm gehört fast alles, was nicht der
Bank gehört. Seine Spezialität sind billige Arbeitskräfte und
Slums, weil damit das meiste Geld zu verdienen ist.
Auf der anderen Seite des Tisches haben wir Thomas Stacey.
Er ist der Rechtsanwalt für die anderen Anwesenden – und für
jeden sonst, der über genügend Geld
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