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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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daß er sie liebte.
Die Tür flog krachend auf, und Hazel d’Ark stand im Eingang. Sie warf einen entsetzten Blick auf Owen und stürzte
herbei, um vor ihm niederzuknien. Mit geübter Routine nahm
sie seine Hand, grunzte, als sie die klamme Kühle spürte, und
prüfte Owens Puls. Die andere Hand legte sie an seine Stirn,
zuckte zusammen, als sie das Fieber spürte, und wischte
Owens schweißnasse Hand an ihrer Hose ab. Sie prüfte seinen
Puls erneut, diesmal mit einer Uhr, und öffnete anschließend
Owens Kragen, damit er leichter atmen konnte.
»Todtsteltzer …? Verstehst du, was ich sage? Owen! Weißt
du, was dir fehlt?«
»Zuviel Zorn …«, antwortete er. Zumindest glaubte er, daß
er geantwortet hatte. Er war nicht mal sicher, ob Hazel überhaupt da war. Vielleicht war alles nur Einbildung, weil er sich
so sehr wünschte, sie zu sehen. Und dann durchzuckte ihn ein
scharfer Schmerz: Sie hatte ihm eine heftige Ohrfeige versetzt.
»Bleib wach, Todtsteltzer! Hast du Zorn gesagt?«
»Nebeneffekte«, stieß er rauh hervor. »Es zerreißt mich. Ich
verbrenne von innen heraus. Nicht einmal das Labyrinth des
Wahnsinns kann mir noch helfen.«
»Scheiße«, fluchte Hazel leise. »Ich erinnere mich, daß du
mich über die Gefahren des Zorns zu warnen versucht hast.
Eine Sucht, die einen Menschen töten kann. Fluch und Segen
der Todtsteltzer. Verdammt! Bleib wach, Owen! Halt durch,
ich hole einen Arzt!«
»Nein. Kein Arzt kann mir helfen. Hazel, ich wollte dir noch
etwas sagen …«
»Schon gut, Owen. Schon gut. Ich verstehe dich. Ich weiß
genau, was du durchmachst. Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Du wirst nicht sterben. Man nennt es Entzug. Ich bleibe
bei dir. Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich bei meinem
Entzug gefühlt habe, damals, als Plasmakind. Du wirst nicht
sterben, Owen. Du wirst dir nur wünschen , tot zu sein.«
Sie setzte sich neben Owen, schlang die Arme um ihn und
wiegte ihn wie ein Kind. Ihre Arme waren stark und ruhig. Ein
Gefühl von Frieden und Ruhe strömte aus ihr und erfüllte
Owen. Sein Zittern und die Muskelkrämpfe ließen allmählich
nach und verebbten schließlich ganz. Der Schmerz wich aus
ihm wie Wasser, das in einen bodenlosen Abfluß strömt. Das
Fieber schwand, und Owens Atem normalisierte sich. Noch
immer floß Kraft von Hazel zu ihm. Ihre mentale Verbindung
funktionierte endlich wieder. Ihre Gedanken blieben getrennt,
denn Hazel hatte eine entschlossene Schranke zwischen sich
und Owen errichtet.
Physisch allerdings stimmten sie sich mehr und mehr aufeinander ein, bis sämtliche Nebeneffekte des Zorns verschwunden
waren, bis der Schmerz vergangen und Owen wieder er selbst
war. Sie saßen noch eine Weile beisammen, und Hazel hielt
Owen noch immer in den Armen.
»Wunderbar«, sagte Owen schließlich. »War es für dich genauso schön?«
Hazel lachte und stieß ihn weg. »Du bist wieder gesund,
Kerl. Und jetzt mach, daß du auf die Beine kommst . Unten
schreien sie laut nach dir . «
Sie erhoben sich und lächelten sich an. Keiner von beiden
wußte so recht, was er als nächstes sagen sollte. »Danke«,
meinte Owen schließlich. »Du hast mich gerettet. Ich wäre
wahrscheinlich hier gestorben, aber du hast mich davor bewahrt. Ich wußte gar nicht, daß du diese Fähigkeit besitzt.«
»Ich habe eine Menge Fähigkeiten, von denen du nichts
ahnst, Todtsteltzer. Und noch ein paar mehr.«
»Das stimmt. Wo steckt Silver?«
»Irgendwo draußen auf der Straße. Er kämpft für seine Stadt.
Ich hätte nie gedacht, daß er ein Held sein könnte, aber das
zeigt nur wieder einmal, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann.«
»Stimmt«, entgegnete Owen. »Niemand von uns ist vollkommen.«
Mehr an Entschuldigung und Versöhnung würde es nicht geben, und beide wußten es. Deswegen wechselten sie rasch das
Thema.
»Du weißt«, sagte Hazel, während sie zur Tür gingen, »daß
das jederzeit wieder geschehen kann. Immer dann, wenn du
den Zorn zu sehr einsetzt . «
Owen zuckte die Schultern . »Ich habe nur getan, was nötig
war. Der Zorn ermöglicht es.«
»Ich weiß genau, wie es sich anfühlt«, erklärte Hazel. »Bei
dir ist es der Zorn , bei mir ist es Wampyrblut.«
Sie traten in den Korridor und blickten sich an. Schließlich
lächelte Owen. »Ich schätze, man muß selbst süchtig sein, um
einen anderen Süchtigen zu verstehen. Gehen wir runter und
spielen wieder einmal die Helden, und beten wir zu Gott, daß
die armen Bastarde, die sich

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