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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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war.
Leutnant Ffolkes stapfte übers Deck heran. Vorsichtig kletterte er über die Toten und Verwundeten. Der Sicherheitsoffizier hielt einen Disruptor in der Hand, und ein Ärmel seiner
Uniform war blutbesudelt. Wieder schien es nicht sein eigenes
zu sein. Ffolkes spähte über die Reling nach unten und ruckte
gelassen beim Anblick der brennenden Stadt, als verspüre er
eine innere Befriedigung.
»Von dort unten verpaßt Ihr das Beste, wirklich!« sagte er
beiläufig. »Darf ich annehmen, daß Ihr trotzdem alles dokumentiert?«
»Oh, selbstverständlich«, antwortete Tobias und erhob sich
vorsichtig. »In Nahaufnahme und manchmal sogar sehr persönlich.«
Ffolkes musterte ihn. »Die Imperatorin mag Euch vielleicht
den Befehl dazu gegeben haben, Shreck; aber ich bin immer
noch derjenige, der die Verantwortung trägt. Haltet Euch an
Eure Instruktionen. Keine … Polemik, oder ich werde Euch
kaltstellen.«
»Verstanden«, erwiderte Tobias. »Keine Polemik. Nichts als
Blut und Tod und brennende Wohnhäuser.«
»Genau. Ich bin ja so froh, daß wir uns verstehen«, sagte
Ffolkes. »Macht weiter.«
Er stolzierte davon, um jemand anderen zu ärgern. Tobias
winkte ihm mit einer obszönen Geste hinterher, dann bemerkte
er, daß Flynn noch immer auf dem Boden lag. Er zog ihn zu
sich hoch. Der Kameramann war ganz in das versunken, was
ihm sein elektronisches Auge über das Komm-Implantat vermittelte. Tobias hätte sich mit Hilfe seines eigenen KommImplantats in die Frequenz der Kamera einloggen können, doch
er verspürte keine Lust dazu. Es gab für alles Grenzen. Es fiel
ihm auch so schon schwer genug, mit dem fertig zu werden,
was sich vor seinen Augen abspielte.
    Owen Todtsteltzer zitterte am ganzen Leib. Er kroch auf Händen und Knien durch sein Zimmer in der Schwarzdorn -
Taverne, wo von der Invasion bisher noch nichts zu bemerken
war. Sein Kopf war heiß, und dicke Schweißperlen tropften
von seinem verzerrten Gesicht. Schmerzwellen rasten durch
seinen Körper – scharfe, stechende Schmerzen, die bis tief in
die Eingeweide hinabreichten. Owen litt an hohem Fieber. Seine Gedanken waren träge und verschwommen. Die Schmerzen
drohten ihn zu zerreißen. Er kroch weiter, Zentimeter um Zentimeter, als wolle er vor den Schmerzen fliehen. Sein Gesicht
war eine einzige Grimasse; doch kein Laut kam über seine
Lippen. Owen schrie nicht. Es kostete ihn beinahe übermenschliche Anstrengung, aber er war ein Todtsteltzer. Er
durfte nicht zulassen, daß ihn irgend jemand in dieser Verfassung sah. Er prallte mit der Schulter gegen ein Tischbein und
fegte das Hindernis mit einem Schwinger beiseite. Erneut versuchte er sich zu übergeben, doch sein Magen war längst leer.
Owen war blind vor Schmerz durch den Inhalt gekrochen.
    Das Zittern hatte begonnen, als er die schmale Treppe hinter
der Theke nach oben geklettert war. Zuerst hatte er geglaubt, es
sei eine Reaktion auf die Todesgefahr, in der er geschwebt hatte, oder vielleicht die Folgen der Anstrengung, gegen so viele
Angreifer gleichzeitig gekämpft zu haben. Der Tag war
schließlich recht hart gewesen.
    Dann war es schlimmer geworden. In Owens Kopf hatte sich
mit einemmal alles gedreht. Seine Hände hatten gezittert wie
Espenlaub, und sein Gang war zunehmend unsicherer geworden, bis er geschwankt hatte wie ein Betrunkener. Irgendwie
hatte er es bis ins Obergeschoß geschafft und war mit der
Schulter an der Wand weitergegangen, um nicht hinzufallen.
Der Weg bis zu seinem Zimmer war ihm endlos erschienen,
aber schließlich hatte er es geschafft . Owen hatte es sogar irgendwie fertiggebracht, die Zimmertür hinter sich zu schließen,
bevor er zusammengebrochen war und sich übergeben hatte.
    Sein Kopf krachte gegen ein neues Hindernis . Er spürte es
kaum.
Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, daß er an der
Wand angelangt war und daß es nicht mehr weiterging. Er
drehte sich mühsam um und stöhnte vor Pein. Dann lehnte er
sich mit dem Rücken gegen die Wand und saß mehr oder weniger aufrecht. Die Schmerzen waren noch schlimmer geworden – falls das überhaupt möglich war –, und Owen hatte das
Gefühl, bei lebendigem Leib zu verbrennen. Das Zimmer war
ein einziger verschwommener Schatten, und Owen spürte, wie
Tränen über seine Wangen strömten, ohne daß er es hätte verhindern können.
»Lieber Gott, was geschieht nur mit mir?« stöhnte er und erschrak beim Klang seiner eigenen Stimme.
»Nebeneffekte. Das kommt von

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