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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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auf uns verlassen, niemals herausfinden, daß wir Statuen auf tönernen Füßen sind. Du bist eine
echte Freundin, Hazel. Ich weiß nicht, was ich ohne deine Hilfe
getan hätte.«
»Jetzt übertreibe mal nicht, Aristo«, entgegnete Hazel. Sie
mußte unwillkürlich grinsen.
Nebeneinander gingen sie die Treppe hinab und berührten
sich nur ganz leicht.
Unten entdeckten sie, daß es in der gesamten Taverne keinen
einzigen Gast mehr gab. Auch das Mobiliar hatte man entfernt.
Die Stühle waren an den Wänden aufgestapelt worden, und der
Rat der Stadt Nebelhafen hatte sich um einen großen runden
Tisch mitten in der Gaststube versammelt. Die Räte saßen über
einem Stadtplan und stritten lauthals und gestikulierten mit
Händen und Füßen. In einem ununterbrochenem Strom kamen
Leute von der Straße herein und brachten Lektronenterminals,
Monitorschirme und andere nützliche Ausrüstung aus dem
Technikerviertel, bevor sie wieder nach draußen verschwanden. Läufer kamen und gingen mit neuesten Informationen und
blieben nur kurz, bevor sie wieder in der Nacht verschwanden.
Sie waren die Augen und Ohren des Rats, nachdem die Kommunikationssysteme nicht mehr funktionierten . Wenigstens
waren die Menschen in Nebelhafen daran gewöhnt zu improvisieren.
Die Inhaberin des Schwarzdorns beobachtete das Durcheinander aus der Sicherheit der langen Holztheke am anderen Ende des Gastraums. Cyder besaß ein strahlendes Lächeln, das
ihre Augen manchmal nicht erreichte. Dünne Narben wie Sorgenfalten zogen sich über eine Hälfte ihres Gesichts. Sie war
früher die härteste und fleißigste Hehlerin von ganz Nebelwelt
gewesen. Inzwischen war sie eine höchst ehrenwerte Bürgerin,
Besitzerin einer beliebten, profitablen Taverne und wenn man
den Worten ihres alten Freundes John Silver glauben durfte –
auf dem besten Weg, einen Sitz im Rat der Stadt zu erhalten. So etwas gibt es auch nur auf der Nebelwelt, hatte Owen gesagt. Glaub nicht alles, was man dir erzählt, hatte Hazels Antwort gelautet.
Neben Cyder stand der junge Katze und nippte an einem
Bier. Katze – Cyders Kumpan, Liebhaber und gelegentlicher
Sündenbock. Cyder war bekannt dafür, nicht gerade zimperlich
zu sein. Katze besaß ein blasses, jugendliches Gesicht, das von
dunklen, wachen Augen beherrscht wurde und von Pockennarben, die wie Tätowierungen aussahen. Er steckte in einem weißen Thermoanzug, der sowohl im ständigen Nebel als auch im
Schnee gleichermaßen gute Tarnung bot. Katze war groß, geschmeidig und taubstumm, und er war wahrscheinlich der beste
Dieb, den die Nebelwelt je gesehen hatte.
Angeblich hatte er sich aus dem Geschäft zurückgezogen,
jetzt, da Cyder genug Geld hatte, um für ihn zu sorgen aber
Dachläufer mit seinen Qualitäten waren stets gefragt, und Katze liebte seine Arbeit.
Owen und Hazel gingen zur Theke, und Cyder begrüßte sie
mit einem mürrischen Gesicht. »Ich weiß nicht, warum ich
euch überhaupt aufgenommen habe«, sagte sie. »Jedesmal,
wenn ihr in meinem Leben auftaucht , geht alles vor die Hunde
und meine Taverne verwandelt sich in einen Trümmerhaufen.
Ich würde eine Versicherung gegen euch abschließen , wenn ich
nur jemanden finden könnte, der so dumm ist und die Police
unterschreibt. Seht euch doch nur an, was jetzt schon wieder
geschieht! Ich bin Zuschauer in meinem eigenen Laden! Ich
habe gutes Geld verdient, bis der verdammte Rat meine Gäste
hinausgeworfen hat. Die Ratsmitglieder sind viel zu beschäftigt, um ans Trinken zu denken. Wer bezahlt mir meinen Verdienstausfall?«
»Entspannt Euch«, beruhigte sie Owen. »Ich habe ein paar
Geschäftspartner in der Stadt, die mit Freuden dafür aufkommen werden. Nun, genaugenommen nicht gerade mit Freuden,
aber sie werden es trotzdem tun. Sie wissen nämlich, daß ich
sie an den Knien köpfe, falls sie sich weigern. Und das meine
ich wörtlich.«
»Was ist hier überhaupt los?« fragte Hazel, nachdem sie und
Cyder sich flüchtig über die Theke hinweg umarmt und die
Luft in der Nähe der Wangen geküßt hatten.
»Wir organisieren den Widerstand«, antwortete Cyder und
schenkte sich einen ziemlich großen Drink ein. »Bis das Imperium uns findet, heißt das; aber das wird noch eine Weile dauern. Hoffentlich. Offiziell wissen nur die Ratsmitglieder selbst
von dieser Versammlung hier, aber wir brauchen mehr und
mehr Leute, die uns helfen, und irgendwann wird ganz bestimmt jemand reden. Irgend jemand redet immer irgendwann.
Bis dahin

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