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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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deinem ständigen Gebrauch
des Zorns«, antwortete Ozymandius in seinem Kopf. »Ich habe
dich immer davor gewarnt. Was auch immer das Labyrinth des
Wahnsinns mit dir gemacht hast, du bist und bleibst ein
Mensch. Du hast den Zorn zu häufig und zu lang benutzt, und
das rächt sich jetzt. Erinnerst du dich? Die Kerze, die doppelt
so hell leuchtet, brennt nur halb so lange. Du hast darauf vertraut, daß das Labyrinth des Wahnsinns und seine Auswirkungen die Schäden heilen würden, die du dir selbst zugefügt hast;
doch wie es scheint, hast auch du noch Grenzen. Menschliche
Grenzen, Owen. Dein Körper hat sich selbst entflammt, und
jetzt ist nichts mehr da, um die Flammen zu löschen.«
»Es muß doch etwas geben, was ich dagegen tun kann«,
stöhnte Owen zwischen zusammengepreßten und doch klappernden Zähnen hervor. Fieber und Schüttelfrost wechselten
sich inzwischen ab.
»Ich fürchte, deine Möglichkeiten sind ziemlich beschränkt,
Owen. Du kannst erneut in den Z orn fallen, aber das würde die
Dinge auf lange Sicht nur verschlimmern. Eine Regenerationsmaschine könnte dir vielleicht helfen, aber ich wüßte nicht,
wo es auf der Nebelwelt eine geben sollte. Natürlich könntest
du dich auch den Ärzten ausliefern … oder dem, was auf diesem Planeten so Arzt heißt. Ich für meinen Teil rate dir davon
ab.«
»Verdammt! Oz … Hilf mir!«
»Tut mir leid, Owen. Du selbst hast dich in diese Lage gebracht. Ich kann nichts tun.«
»Ozymandius, werde ich … werde ich sterben?«
»Das weiß ich nicht, Owen. Allerdings sieht es nicht gut
aus.«
»Ozymandius …«
»Still, Owen. Es wird schon alles wieder gut. Ich bin ja bei
dir.«
Ein leises Klopfen erklang an der Zimmertür. Owen biß die
Zähne zusammen und fragte mit unsicherer Stimme: »Ja? Wer
ist da?«
Eine Pause, dann: »Lord Todtsteltzer, der Rat der Stadt bittet
Euch, nach unten zu kommen. Euer Rat und Eure Unterstützung werden dringend gebraucht.«
Owen schluckte mühsam. Sein Mund zitterte; seine Zunge
war geschwollen, und die Lippen waren taub. Er mußte dem
Boten antworten, oder der Mann würde hereinkommen und
nachsehen, ob alles in Ordnung war. Owen durfte nicht zulassen, daß jemand ihn in dieser Verfassung sah. Andernfalls
würde ihm niemand je wieder vertrauen. Man würde ihn wie
einen Invaliden behandeln und irgendwohin abschieben. Owen
wollte verdammt sein, wenn er sich das Leben eines Krüppels
aufdrängen lassen würde. Und falls er sterben mußte … Er zog
es vor, allein zu sterben. Ihm wurde bewußt, daß der Bote noch
immer auf eine Antwort wartete.
»Ich komme gleich«, sagte er so laut und deutlich, wie er
konnte.
Eine weitere Pause, dann meldete sich die Stimme erneut.
Der Ton war äußerst respektvoll: »Lord Todtsteltzer, die Invasion Nebelhafens hat begonnen. Ihr könnt die Explosionen
nicht überhört haben. Ich soll Euch nach unten begleiten …«
»Ich sagte, ich komme gleich!« rief Owen. Ihm war egal, wie
seine Stimme klang.
Er hörte, wie der Bote draußen entschlossen mit den Füßen
scharrte. Schließlich entfernten sich seine Schritte. Owen grinste freudlos. Speichelfäden hingen an seinem Kinn. Er hatte
geglaubt, das Labyrinth des Wahnsinns hätte ihn zu einem
Übermenschen gemacht und ihm ermöglicht, die menschlichen
Schranken hinter sich zu lassen. Wie es schien, hatte er sich
getäuscht. Er war noch immer ein Mensch, nichts weiter, und
er würde es auf die gleiche Art beweisen wie jeder andere
auch: Er würde sterben. Er versuchte, sich aufzurichten, vergebens. Sein Kopf wurde von Minute zu Minute schwerer und
sank vornüber, bis er auf der Brust ruhte. Owen hörte seinen
eigenen Atem. Er klang laut, unregelmäßig und mühsam.
Allmählich wich der Schmerz. Noch kurze Zeit zuvor hätte er
neue Hoffnung aus dieser Tatsache geschöpft, doch inzwischen
wußte er, was es in Wirklichkeit zu bedeuten hatte. Er starb.
Sein Körper schaltete sich ab, Stück für Stück. Er wünschte,
die anderen wären bei ihm gewesen … Sie hätten ihre mentale
Verbindung eingehen können, ihm helfen können, oder einfach
nur … ihm Gesellschaft leisten. Aber wie immer war er allein.
Allein bis auf eine Stimme in seinem Kopf, der er nicht traute.
Vermutlich wäre es jetzt an der Zeit gewesen zu beten, doch
Owen hatte sich noch nie etwas aus Gebeten gemacht. So viele
Dinge blieben ungetan. So viele Dinge ungesagt. Er hatte immer geglaubt, dazu sei später noch Zeit … Er hatte Hazel nie
gesagt,

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