Todtstelzers Krieg
Disruptorkanone gegenüber. Es gab
keinen Ausweg mehr für ihn. Wie es schien, hatten sich Chances Esper am Ende doch nicht getäuscht. Sie hatten ihm prophezeit, daß er allein sterben würde, weit weg von seinen
Freunden, und alles, woran er geglaubt und für das er gekämpft
hatte, würde verlorengehen. Allerdings hätte Owen hätte nicht
geglaubt, daß es schon so bald geschehen würde – oder daß die
Prophezeiung auch Hazels Tod mit einschloß. Er hatte es nie
geschafft, ihr seine Liebe zu gestehen, und jetzt war es zu spät
dafür. Er musterte die Männer vor sich und hob das Schwert.
Blut troff von der Klinge. Owen hatte nicht die Absicht zu warten, bis die Kanone mit Nachladen fertig war. Ein letzter Akt
des Trotzes, ein letzter Streich mit dem Schwert … Wenigstens
würde er kämpfend untergehen, wie es sich für einen Todtsteltzer gehörte.
Noch ein paar Sekunden, um halbwegs wieder zu Atem zu
kommen und sich über die merkwürdigen Wendungen zu amüsieren, die sein Leben genommen hatte. Das Leben war so
schön gewesen; aber nun war Hazel tot; die Sache war verloren, und er konnte nur noch versuchen, in Würde zu sterben.
Owen würde so viele von den Bastarden mitnehmen, wie er nur
konnte. Er grinste seine Feinde an, ein häßliches, humorloses
Totenkopfgrinsen, und das Schwert in seiner Hand schien mit
einemmal wieder ganz leicht.
Und genau in diesem Augenblick hörte er, wie sich hinter
ihm etwas bewegte. Mit hochgerissenem Schwert wirbelte er
herum, wütend darüber, daß sie ihm nicht einmal die Höflichkeit erweisen wollten , ihm ins Gesicht zu sehen, wenn sie ihn
töteten … und sein Unterkiefer fiel herab, als er sah, wie sich
Hazel d’Ark mit schmerzverzerrter Miene durch die Bresche in
der rückwärtigen Mauer arbeitete. Sie war über und über mit
ihrem eigenen Blut bedeckt und kalkweiß im Gesicht; doch sie
hielt immer noch das Schwert in der Hand, und sie besaß noch
immer genügend Energie, um Owen spöttisch anzugrinsen.
»Was ist los, Todtsteltzer? Du solltest doch inzwischen wissen, daß … ich nicht so leicht totzukriegen bin.«
Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Mauer und sank
auf die Knie. Sie zitterte am ganzen Leib. Owen kniete neben
ihr nieder und nahm ihre Hand in die seine. Hazels Hand war
so kalt wie die einer Leiche. Sie hatte aus Mund und Nase geblutet, und noch immer tropfte etwas davon von ihrem Kinn. In
seinem Bewußtsein spürte Owen ihre Präsenz, doch sie war
schwach und verblaßte wie eine flackernde Kerze in einem
dunklen Raum. Hazel lehnte an der Mauer und hatte die Augen
halb geschlossen wie ein Läufer nach einem langen Rennen.
»Halt meine Hand, Owen. Ich hab’ Angst vor der Dunkelheit.«
»Ich halte sie schon, Hazel.«
»Dann halt sie hoch, damit ich es sehen kann. Ich spüre
nichts mehr.«
Owen hielt ihrer beider Hände vor Hazels Gesicht, und sie
grinste mühsam. »Sag bloß nicht, daß wir sterben, Owen. Es
gibt immer einen Ausweg. Du mußt nur genau genug hinsehen.«
Owen lächelte sie an. Er mußte die Lippen fest zusammenpressen, damit Hazel nicht sah, wie sie zitterten. »Ich bin offen
für jeden Vorschlag«, sagte er.
Kast drehte sich zu Major Chevron um. »Disruptorkanone
aufgeladen und schußbereit, Sir«, meldete er.
»Worauf zur Hölle wartet Ihr dann noch, Idiot! Tötet sie. Tötet sie alle beide!«
Morgan hämmerte auf den Knopf, und der beutegierige
Energiestrahl fraß sich durch den kleinen Hinterhof. Hazel umklammerte Owens Hand so fest, daß es schmerzte – und in jenem Sekundenbruchteil, bevor der Energiestrahl die beiden
traf, vereinigten sich ihre mentalen Kräfte und wurden zu einer
gewaltigen Macht. In diesem einen winzigen Augenblick voller
Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit band die pure Not die
beiden enger zusammen als je zuvor. Die Zeit schien mit einemmal stillzustehen. Energie staute sich in Owen und Hazel
auf, Energie aus einer unbekannten Quelle, die sowohl aus ihrem Innern, als auch aus der Umgebung zu kommen schien,
entsprungen aus Liebe und Wut und der Weigerung, sich geschlagen zu geben, solange sie noch gebraucht wurden. Die
Energie leuchtete strahlend hell auf und schoß aus ihnen hervor, schnell und tödlich und unaufhaltsam. Sie traf auf den
Strahl der Disruptorkanone und verschlang ihn auf einen
Schlag; doch es war noch nicht zu Ende. Sie raste auf die Kanone zu und brachte sie zur Explosion. Kast und Morgan starben , bevor sie auch nur schreien konnten. Sie wurden
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