Todtstelzers Krieg
in Fetzen
gerissen und verwandelten sich in verstreute Blutflecken, die
mit Knochensplittern durchsetzt waren. Major Chevron starb
als nächster. All seine Träume von Eroberung und Sieg wurden
mitsamt seinem Körper zerfetzt. Und der Energiestrahl raste
noch immer weiter. Er krachte in die Reihen Imperialer Marineinfanteristen. Sie starben alle. Hunderte von Männern hoben
hilflos ihre Schwerter und Pistolen gegen eine unbesiegbare
und unaufhaltsame Macht. Ihre Körper explodierten, und Blut
und Knochen flogen durch die Luft. Schließlich war es vorbei,
und eine lähmende Stille breitete sich in dem dunklen Hinterhof aus.
Tobias Shreck und sein Kameramann Flynn schauten sich an.
Ringsum herrschte Tod und Chaos, und die beiden hatten nicht
einmal einen Kratzer abbekommen. Selbst Flynns Kamera war
unversehrt. Sie schwebte über dem Hof und war auf Owen und
Hazel gerichtet , die noch immer mit dem Rücken an der Mauer
nebeneinander saßen. Flynn schüttelte langsam den Kopf.
»Wieso sind wir nicht tot?«
»Der Teufel soll mich holen , wenn ich das wüßte!»fluchte
Tobias. »Entweder sehen sie uns nicht als Feinde an, oder wir
sind einfach nicht wichtig genug, um sich mit uns zu beschäftigen.«
Owen und Hazel saßen beisammen und blickten in die Runde. Als sie erkannten, daß die Gefahr fürs erste vorüber war,
beruhigte sich ihr Atem allmählich wieder. Die Macht, die sie
für kurze Zeit besessen hatten, war wieder verschwunden, und
außer einer unendlichen Erschöpfung war nichts von ihr zurückgeblieben. Owen und Hazel hatten alles gegeben, was sie
hatten geben können, und noch ein wenig mehr. Jetzt fühlten
sich beide unendlich erschöpft.
Owens Blick fiel auf Tobias und Flynn, die regungslos und
allein inmitten eines Meers aus Eingeweiden und Blut standen.
Er erhob sich unter Schmerzen und winkte die beiden zu sich
heran. Flynn schien der Aufforderung nicht nachkommen zu
wollen, doch Tobias zerrte ihn bis vor den Todtsteltzer. Aus
der Nähe betrachtet, sah der Todtsteltzer weniger wie eine Legende aus, sondern eher wie ein ganz normaler Mensch. Genaugenommen sah er aus wie ein Mann, der eine übergroße
Last zu tragen hatte, und der sich nur auf all das hier eingelassen hatte, weil ihm niemand die Arbeit hatte abnehmen wollen.
Der Todtsteltzer deutete auf die Kamera, die über den beiden
Nachrichtenleuten schwebte.
»Bringt das Ding zu uns herunter. Ich habe etwas zu sagen.«
Flynn rief die Kamera über das Komm-Implantat herbei und
richtete sie auf Owen. Der Todtsteltzer nickte Tobias und
Flynn zu, dann drehte er sich zum Objektiv.
»Ich grüße Euch, Löwenstein, falls Ihr die Übertragung seht.
Ich bin der rechtmäßige Lord Todtsteltzer, und ich komme live
aus der Rebellenstadt Nebelhafen zu Euch. Ich dachte, ich sollte Euch wissen lassen, daß Eure Invasion den Bach runtergegangen ist. Sie hatte von Anfang an keine Chance. Eure Bande
von berufsmäßigen Mördern hat den freien Männern und Frauen der Nebelwelt nichts entgegenzusetzen. Sobald wir hier mit
Aufräumen fertig sind und das Durcheinander beseitigt haben,
das Ihr angerichtet habt, werden wir kommen und Euch einen
Besuch abstatten. Merkt Euch mein Gesicht, Löwenstein.
Schon bald werdet Ihr erleben, wie Eure Streitkräfte aufgerieben werden und Euer Reich zerfällt und wie ich in Euren
Thronsaal komme und Euch die Krone vom Kopf schlage und
Euch so lange in Euren häßlichen Hintern trete, bis Ihr den
Eisernen Thron freiwillig räumt. Ihr wart ein unglücklicher
Fehler der Natur – eigentlich hättet Ihr niemals existieren dürfen. Ein Irrtum der Geschichte, was auch immer. Ich werde
diesen Fehler bei der ersten sich bietenden Gelegenheit korrigieren, meine Liebe. Wir sehen uns noch, Durchlauchtigste.«
Er sah zu Flynn. »Das war alles. Ihr könnt jetzt gehen.«
»Ich nehme nicht an, daß Ihr uns ein Exklusivinterview zu
geben gedenkt?« erkundigte sich Tobias Shreck. Owen sah ihm
in die Augen, und der Shreck setzte sich hastig in Bewegung.
»Nein, ich habe es nicht wirklich geglaubt. Komm, Flynn, es
wird Zeit, daß wir von hier verschwinden. Schließlich wollen
wir die Geduld unserer Gastgeber nicht über Gebühr strapazieren.«
Sie drehten sich um und rannten los. Die Kamera hüpfte hinter ihnen her. Owen grinste müde. Woher sollten die beiden
auch wissen, daß er lediglich den starken Mann markiert und
daß er dazu seine allerletzten Kräfte verbraucht hatte? Er wandte sich unsicher um und
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