Todtstelzers Krieg
Todtsteltzer in die Knie zwang. Chevron
warf seine Männer nach vorn und wartete geduldig, daß seine
Hunde des Krieges die Platzhirsche rissen.
Wenn Owen und seine Hexe schließlich fallen würden, konnte er vortreten und ihnen den Gnadenstoß versetzen, und das
wäre es gewesen. Er würde im Triumph durch die brennenden
Straßen Nebelhafens marschieren und den Kopf des Todtsteltzers auf einem Spieß vor sich hertragen, und niemand würde
daran zweifeln, wer der wahre Held bei der Eroberung Nebelhafens war.
Die schiere Übermacht zwang Hazel und Owen immer weiter
zurück, Schritt um Schritt, bis sie schließlich in einer Sackgasse steckten, die nur einen einzigen Ausgang besaß, und dieser
Ausgang war von den angreifenden Marineinfanteristen versperrt . Hohe Steinwände ragten zu drei Seiten in den Nachthimmel empor, und Owen und Hazel hatten keine andere
Wahl, als sich zum letzten Gefecht zu stellen und zu sterben.
Die Marineinfanteristen rückten weiter vor, trunken von Blut
und Tod und vollgepumpt mit Designer-Kampfdrogen, und sie
scherten sich einen Dreck um die toten Kameraden, über die
sie klettern mußten, um zu ihren Feinden zu gelangen. Owen
Todtsteltzer und Hazel d’Ark kämpften jetzt Seite an Seite, mit
dem Rücken zur Wand, und ihre Kräfte versagten nach und
nach. Sie spürten die Wunden nicht und auch nicht das eigene
Blut, mit dem ihre Kleidung durchtränkt war. Chevron beobachtete das Geschehen aus sicherem Abstand, schnitt eine
ungeduldige Grimasse und gab dann Kast und Morgan ein Zeichen, die tragbare Disruptorkanone in Stellung zu bringen. Auf
diese Weise würde die Angelegenheit zwar ekelhafter, aber
dafür um so sicherer enden.
Die beiden Marineinfanteristen brachten die Kanone rasch in
Position, richteten sie auf den Hinterhof und aktivierten die
Dioden, die den Status der Aufwärmsequenzen anzeigten. Kast
und Morgan waren von Chevrons Truppen aufgelesen worden,
als sie von Norden her in Richtung Zentrum vorrückten. Sie
hatten sich freiwillig gemeldet, die tragbare Kanone zu schleppen. Teilweise, weil sie auf diese Weise weiter vom eigentlichen Kampfgeschehen entfernt waren, aber größtenteils, weil
sie sich mit einer Disruptorkanone zwischen sich und den überlebenden Rebellenkämpfern doch um einiges sicherer fühlten.
Die Einnahme Nebelhafens hätte eigentlich ein Spaziergang
werden sollen; doch anscheinend hatten die Rebellen vergessen, einen Blick ins Drehbuch zu werfen. Sie wußten offensichtlich nicht, daß sie längst geschlagen waren. Also hielten
Kast und Morgan die Köpfe unten und beschäftigten sich mit
der Kanone, machten sie scharf und schußbereit und blickten
schließlich fragend zu Chevron. Der Major rief seinen Leuten,
sich zurückfallen zu lassen, damit die Kanone freies Schußfeld
hatte, doch sie hörten ihn nicht. In ihren Köpfen waren nur
Drogen und der Geruch des Sieges. Chevron brüllte erneut, und
seine Stimme überschlug sich fast vor Wut, weil seine Männer
nicht hören wollten. Dann drehte er sich zu Kast um Morgan
um und nickte entschlossen. Die beiden sahen zu ihren Kameraden in der Schußlinie, schauten sich nachdenklich an, und
schließlich zuckte Morgan die Schultern. Kast betätigte den
Abzug der Kanone.
Ein dicker Energiestrahl fuhr brüllend in die Menge und löste
alles in seine Bestandteile auf, was ihm im Weg war. Die Marineinfanteristen wurden zur Seite gewirbelt wie brennende
Blätter in einem Sturm. Owen und Hazel ahnten mehr, als sie
sahen, was dort auf sie zukam, und dann wurden sie bereits von
dem heulenden Energiestrahl getroffen. Sie errichteten ihre
psionischen Schilde erst im allerletzten Augenblick, doch die
Zeit war zu knapp gewesen, und der Schild bremste die tödliche Energie lediglich ab. Die Wucht reichte immer noch, um
Hazel von den Beinen zu reißen und durch die steinerne Wand
in ihrem Rücken zu schmettern wie eine Kanonenkugel. Owen
warf sich zur Seite, und der Energiestrahl streifte ihn nur. Dennoch wurde er gegen die Wand zu seiner Linken geschleudert,
so daß das Mauerwerk vom Boden bis zur Spitze riß. Der
Strahl erlosch, und Owen sank beinahe ohnmächtig zu Boden.
Er hatte das Gefühl, als läge er hier schon eine Ewigkeit.
Seine gesamte linke Seite war taub. Langsam rollte er sich auf
die andere Seite und bemühte sich, die Beine unter den Körper
zu schieben. Sein Kopf hämmerte, und er schmeckte Blut im
Mund. Die Welt ringsum schien mit einemmal ungewöhnlich
still
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