Todtstelzers Schicksal
wohl
noch nicht kontaminiert zu sein. Und dann schalte ich die
Selbstvernichtungsanlage der Basis ein und jage uns alle zur
Hölle. Verdammt sollst du sein, Marlowe! Basiskommandantin
Jorgensson meldet sich hiermit ab.«
Das Bild verschwand. Morrell nickte beifällig. »Tapfere
Frau. Kapitän, ich weiß, dass es Jahrhunderte her ist, aber die
erste Frage, die sich mir stellt … Könnte sich Marlowe oder
das, was immer aus ihm geworden ist, nach wie vor irgendwo
auf Zero Zero herumtreiben? Ein Mann voller Nanos, dazu
programmiert, ihn endlos wieder zu reparieren, könnte sehr,
sehr lange durchhalten. Theoretisch.«
»Alles ist theoretisch, was mit Nanos zu tun hat«, fand
Schwejksam. »Wenn wir Marlowe finden, erhalten wir vielleicht alle Antworten, die wir brauchen; mal vorausgesetzt, er
versteht die Fragen noch. Ich denke jedoch nicht, dass wir uns
darauf verlassen können, ihn zu finden. Wir wissen nicht, was
auf dem Planeten geschehen ist. Nach Jahrhunderten, in denen
die Nanos frei herumvagabundiert sind und sich hemmungslos
vermehrt haben, kann niemand sagen, was uns dort erwartet.
Ein Extrem wäre eine komplett umgeschmolzene Welt, ähnlich
den von der Nanoseuche Befallenen. Das andere …«
»Ja?«, fragte Barron.
»Ihr habt die Kommandantin gehört«, sagte Morrell. »Seltsame Gestalten. Monster. Albträume.«
»Macht dem Jungen nicht zu viel Angst«, verlangte
Schwejksam. »Wir treffen alle denkbaren Vorkehrungen. Eine
Pinasse bringt uns auf den Planeten hinunter, geschützt durch
umfassende Abwehrschirme. Wir selbst tragen GanzkörperAbwehrschirme, wenn uns die Pinasse absetzt. Sie kehrt anschließend auf eine hohe Umlaufbahn zurück, ein gutes Stück
von der Unerschrocken entfernt, nur für alle Fälle, und wartet
ab, bis wir nach ihr schicken. Ganzkörperschirme verbrauchen
sehr schnell eine Menge Energie. Wir haben höchstens vier
Stunden, bis die Schirme versagen. Wir sollten lieber nicht
mehr auf Zero Zero sein, wenn es so weit ist.«
»Vier Stunden sind sehr wenig, selbst für reine Informationsbeschaffung, Kapitän«, fand Carrion. »Schlagt Ihr vor, mehrfach hinunterzufliegen?«
»Hängt davon ab, was wir bei der ersten Landung vorfinden«, antwortete Schwejksam. »Und ob wir es überleben.«
»Könnten wir die Chancen nicht verbessern, indem wir Panzeranzüge tragen?«, erkundigte sich Barron.
Die anderen warfen ihm mitleidige Blicke zu. »Die Nanos
sind dazu programmiert worden, mit jeder Materie zu reagieren, auf die sie stoßen«, sagte der Esper Morrell. »Ein Panzeranzug wäre einfach ein weiterer Imbiss für sie.«
Barron wurde rot und wich hastig zurück. »Was ist mit den
Einsatzgruppen von Shub und der Hadenmänner? Ich meine,
ihre Schiffe sind leer, also müssen die Besatzungen sich irgendwo auf dem Planeten aufhalten.«
»Was immer von ihnen jetzt noch übrig ist«, sagte Morrell.
Er knackte laut mit den Fingerknöcheln. Alle fuhren zusammen
und bemühten sich dann, so auszusehen, als wäre nichts passiert. Der Esper fuhr aalglatt fort: »Vielleicht haben sie bei der
Landung Energieschirme getragen, aber die Energieversorgung
muss längst ausgefallen sein. Damit sind sie der Nanotech ausgeliefert.«
»Das können wir nicht wissen«, gab Schwejksam zu bedenken. »Die Technik von Shub und der Hadenmänner ist fortschrittlicher als unsere.«
»Ich mache mir immer noch Gedanken über diesen Mistkerl
Marlowe«, sagte Morrell. »Was ist nach Jahrhunderten des
Wandels wohl aus ihm geworden?«
»Nanos, die auf eine Evolution mit offenem Ausgang programmiert wurden«, sagte Schwejksam nachdenklich. »Ich
frage mich, was auf die Menschheit am Ende der Evolution
wartet.«
»Ihr solltet das wissen, falls überhaupt jemand, Kapitän«,
fand Carrion. »Ihr seid auf diesem Weg weiter gegangen als
wir übrigen.«
Morrell mischte sich aalglatt wieder ein, während Schwejksam Carrion immer noch finstere Blicke zuwarf. »Mal angenommen, Marlowe treibt sich noch herum, in welcher Gestalt
oder Form auch immer – wie lauten dann Eure Befehle, Kapitän? Versuchen wir, ihn festzunehmen?«
»Welchen Sinn hätte das?«, fragte Schwejksam. »Wir können nicht riskieren, ihn vom Planeten wegzubringen, um nicht
die Nanos zu verbreiten, mit denen er infiziert ist. Sicher, wir
könnten ihn hinter einer Reihe von Kraftfeldern isolieren, aber
wenn es nur zu einem Stromausfall kommt, einem Ausrutscher
bei den Sicherheitsvorkehrungen, wäre das ganze Schiff kontaminiert. Falls
Weitere Kostenlose Bücher