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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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abgestorben wie die Bäume.
Schwejksam wusste das. Ein Angebot von Reservaten ist nicht
erfolgt. Und so wurde der Krieg unausweichlich, und ich wusste, auf welche Seite ich gehörte. Ich hatte das Lied der Ashrai
gesungen, die Welt mit ihren Augen neu wahrgenommen, und
hätte nie zurückkehren können. Hätte nie wieder nur ein
Mensch sein können.«
»Erzählt mir vom Krieg.«
Carrion runzelte die Stirn. Es fiel ihm nicht schwer, diese Erinnerungen zurückzurufen. Sie waren nie weit entfernt. »Die
Ashrai waren stark und schnell und mächtig. Der Himmel
wimmelte von ihnen. Das Imperium verfügte über Bomben und
Energiewaffen. Ashraiblut fiel wie Regen zu Boden, und die
Leichen der Menschen häuften sich zu Bergen, bis niemand
mehr darüber hinwegblicken konnte. Psistürme der Ashrai
prallten auf Kampfwagen des Imperiums. Der Toten und des
Leides schien kein Ende. Und ich steckte mittendrin; von meinen Händen tropfte das Blut derer, die einst meine Schiffskameraden gewesen waren. Manchmal kannte ich ihre Gesichter,
meist jedoch nicht. Ich hatte nie geglaubt, dass der Krieg so
lange dauern könnte. Schließlich glaubte ich, das Imperium
würde es müde werden, so viele Leute zu verlieren, und wieder
abziehen. Ich erkannte nicht, wie dringend es diese Metalle
benötigte.
Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass man Schwejksam
befehlen würde, den Planeten zu sengen. Ich hätte nie geglaubt,
dass er es tun würde. Ich höre die Ashrai immer noch schreien,
wie in dem Augenblick, als die Energiestrahlen aus dem Orbit
herunterknallten. Ich konnte nichts tun, um sie zu retten. Ich
grub ein tiefes Loch, schloss es über mir und schützte mich mit
den eigenen ESP-Kräften. Die Ashrai schienen in alle Ewigkeit
weiter zu schreien. Und endlich hörte das Sengen auf und
herrschte nur noch Stille. Ich grub mich wieder ins Freie und
stellte fest, dass ich der einzige Bewohner einer leeren Welt
war. Die Bäume lebten jedoch auf ihre Art immer noch, und sie
waren so eng an die Ashrai gebunden, dass selbst der Tod sie
nicht ganz zu trennen vermochte. Die Gespenster der Ashrai
waren geblieben und sangen weiter ihr Lied. Sie verziehen mir.
Ich selbst tat es nie.
Jetzt sind auch die Wälder dahin, und nur noch ich bin übrig,
als letztes Bindeglied der Ashrai zur Welt der Lebenden.«
»Sie waren Eure Familie«, sagte Barron nach einer Weile.
Carrion nickte, erstaunt über Barrons Einsichtsvermögen.
»Natürlich. Die Familie, die ich vorher nie gehabt hatte. Ich
war ihr Adoptivsohn und liebte sie von ganzem Herzen.
Schwejksam war mein Freund, aber ich fühlte mich ihm nie so
eng verbunden wie den Ashrai. Ich denke nicht, dass er mir das
je verziehen hat.«
»Seid Ihr und er wieder Freunde?«
Carrion zeigte zum ersten Mal ein leises Lächeln. »Wir tun
unser Bestes.«
Und dann richtete sich Carrion kerzengerade auf und bedeutete Barron mit einem Wink, einen Augenblick zu warten, als
neue Befehle über Carrions Komm-Implantat hereinkamen. Er
runzelte die Stirn und stand abrupt auf. »Ich muss Euch jetzt
verlassen. Wie es scheint, muss ich mich der Landungsgruppe
des Kapitäns für Zero Zero anschließen.«
Barron erhob sich rasch. »Bittet den Kapitän darum, auch
mich mitzunehmen! Ich habe keine Angst. Ich melde mich
freiwillig. Ich muss mich dem Kapitän beweisen. Nach dem …
was passiert ist.«
»Als Ihr mich zu töten versucht habt.«
»Ja.«
»Niemand weiß, was uns auf Zero Zero erwartet. Niemand
weiß, ob irgendjemand von uns zurückkehren wird.«
»Das ist mir egal. Ich muss es einfach tun.«
»Sehr gut«, sagte Carrion. »Begleitet mich zur Einsatzbesprechung. Ich bürge dort für Euch. Ich kann Euch jedoch
nichts versprechen, was die Entscheidung des Kapitäns angeht.
Er hat die Pflicht schon immer über die Freundschaft gestellt.«
Barron betrachtete Carrion lange. »Warum tut Ihr das? Ich
hatte erwartet, ich müsste vor Euch auf die Knie fallen und um
eine zweite Chance bitten.«
»Bitte tut das nicht. Das wäre mir sehr peinlich. Was nun den
Grund angeht … Sagen wir einfach, dass von allen Menschen
ich noch am ehesten zu würdigen weiß, was eine zweite Chance bedeutet.«
    Im Besprechungsraum herrschte das Chaos. Die Hälfte der
Monitore arbeitete nicht, und die Eingeweide der meisten Lektionen lagen frei. Die Unerschrocken hatte gerade für umfangreiche Umrüstungs- und Verbesserungsarbeiten in der Werft
gelegen, als Schwejksam plötzlich den Befehl erhielt, in aller

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