Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
er zuletzt
richtig hatte Luft holen können. Er hatte weder die Zeit noch
die Konzentration übrig, um sich zu Ruby umzudrehen und zu
sehen, wie es ihr ging oder ob sie überhaupt noch lebte, aber er
spürte noch ihr Handgelenk in seinem Griff, und nur darauf
kam es an.
    Ein Lebensalter später erreichte er die offene Tür und
schleppte sich und Ruby auf den Flur hinaus. Sie stürzten in
einem Haufen auf den Boden, da die Schwerkraft hier erneut
zupackte, und für einen Moment konnte Ohnesorg nichts weiter tun, als daliegen und nach der dichteren Luft auf dem Korridor schnappen. Als die Lungen ihm endlich wieder ermöglichten, an etwas anderes zu denken, wandte er den Kopf und
betrachtete Ruby. Sie lag auf dem Rücken und saugte Luft ein.
Blut rann ihr aus Nase und Ohren, aber der Blick war klar. Sie
schenkte Ohnesorg ein unsicheres Lächeln, und er bemerkte,
dass er nach wie vor ihr Handgelenk mit mörderischer Kraft
umklammert hielt. Er ließ los, rappelte sich schmerzhaft auf
und stand still da, während Ruby ihn als Stütze benutzte, um
sich selbst wieder auf die Beine hochzuziehen. Eine Zeit lang
standen sie zusammen da und stützten sich gegenseitig, lehnten
sich dabei gleichzeitig neben der offenen Tür an die Wand.
Luft strömte weiter in den verwüsteten Raum, aber sie fühlten
sich beide nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.
»Ich sage dir was«, krächzte Ohnesorg. »Gehen wir lieber zu
    Diana in die große Halle.«
»Könnten wir tun«, sagte Ruby mit so heiserer Stimme, dass
er sie kaum verstand. »Vielleicht können wir ihr helfen.«
Sie machten sich auf den Weg und stützten sich dabei weiter
gegenseitig.
    Einsam in der großen Halle der Fluchtburg, stand Diana vor
dem Monitor, der ihr die Shub Flotte zeigte, und fragte sich, ob
sie ihren Plan letztlich doch allein ausführen musste. Von Ohnesorg und Ruby hatte sie nichts mehr gehört, seit Jakob losgerannt war, um seine Gefährtin zu retten. Auf dem Plan der
Burg zeigte sich die betroffene Region inzwischen fast ganz
schwarz, aber Diana glaubte trotzdem nicht, dass die beiden tot
waren. Sie war überzeugt, dass sie es andernfalls gespürt hätte.
Aber notfalls würde sie auch ohne die Unterstützung der beiden Labyrinthgehirne mit dem Plan fortfahren. Für alles andere
war es zu spät.
    Bin ich mir dessen wirklich sicher?, fragte sie sich langsam,
als hätte sie alle Zeit der Welt. Nein, ich bin mir nicht sicher.
Es ist nur eine Theorie. Ein letzter Würfelwurf, ein letzter Einsatz meiner menschlichen Natur gegen die kalte Logik der abtrünnigen KIs. Aber wenn man nur eine einzige Wette frei hat,
kann der Einsatz genauso gut groß sein.
    Als Ohnesorg und Ruby endlich zu Diana stießen, rieselte der
Staub schon in konstantem Regen von der Decke und zitterte
der Boden, als fürchtete er sich. Die Wände ächzten, als würde
die Last der Jahrhunderte letztlich doch zu viel für sie. Die Geräusche von Explosionen und von berstendem Mauerwerk kamen näher, während eine äußere Schicht der Burg nach der
anderen weggeschossen wurde. Ohnesorg und Ruby stolperten
in den Saal und lehnten sich weiterhin aufeinander. Diana musterte sie mit objektivem Blick.
»Willkommen. Ihr seht beschissen aus.«

»Und du hast Segelohren!«, raunzte Ruby. »Aber vergessen
wir mal die Komplimente. Wie sieht die Lage aus?«
Diana deutete auf den Monitor vor ihr. Ohnesorg betrachtete
die riesige Armada aus metallenen Albtraumformen und fluchte müde.
»Falls wir ihnen noch näher kommen, können wir uns auch
aus einem Fenster lehnen und mit dem Stock nach ihnen schlagen. Und so weit kommt es womöglich noch, wenn die Burg
weiter auseinander bricht. Wir haben die meisten Geschützstellungen verloren, und die Kraftfelder halten noch einen Dreck
ab.« Ohnesorg schüttelte langsam den Kopf. »Ich denke nicht
gern daran, was Owen sagen wird, wenn er sieht, was wir mit
dem Erbe seiner Familie angestellt haben.«
»Irgendeine Chance, dass dieser Schutthaufen Fruchtkapseln
hat?«, fragte Ruby.
»Überhaupt keine«, antwortete Diana. »Und selbst, falls wir
etwas zusammenbasteln könnten, würde ich davon abraten. Shub würde uns darin auf jeden Fall einsammeln. Ich weiß
nicht, wie es euch geht, aber ich verspüre nicht den Wunsch,
den Rest meines Lebens in einer Vivisektionsabteilung auf Shub zu verbringen.«
»Mein Gott, bist du eine heitere Natur!«, beschwerte sich
Ruby. »Ich wusste ja, dass wir einen guten Grund hatten,

Weitere Kostenlose Bücher