Todtstelzers Schicksal
-Flotte näherte, klafften
allmählich Löcher in ihrer Außenverteidigung. Die Mauern
brachen hier und da ein, ganze Räume und Flure wurden von
räuberischen Energien verschlungen, und ihr Inhalt schoss brodelnd hinaus in die unnachgiebige Kälte des Alls. Kurze Böen
entweichender Luft rissen auch Menschen mit hinaus, manchmal in Begleitung um sich schlagender humanoider Drohnen.
Die Shub -Flotte blies dicke Brocken aus der Fluchtburg, und
langsam verlor die große alte Burg an Größe und Macht. Einige ihrer Geschütze feuerten weiter, aber viele waren verstummt.
Diana Vertue spürte, wie die Burg rings um sie starb. Bei jeder neuen Explosion bebte jetzt der Boden unter ihren Füßen,
und ihr schien, dass die Beleuchtung matter wurde. Sie hatte
die Alarmsirenen ausgeschaltet. Sie wusste auch so, was passierte. Sie rief eine Karte der Burg auf, und sie erschien vor ihr
in der Luft. Dunkle Flächen zeigten die zerstörten Teile der
Fluchtburg. Und die meisten Gebiete waren inzwischen dunkel
und umringten einen schrumpfenden Zentralkern. Diana öffnete einen Kommkanal zu Jakob Ohnesorg und Ruby Reise.
»Ihr habt getan, was ihr könnt. Übergebt eure Waffen den
Geschützlektronen. Ich brauche euch hier in der Halle.«
Wir haben keine Zeit, dir die Hand zu halten, Vertue, sagte
Ruby kalt. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir kriegen
hier einen mächtigen Tritt in den Arsch!
»Kommt zu mir in die Halle!«, verlangte Diana. »Sofort! Es
wird gleich Zeit, dass meine Falle zuschnappt, und ich brauche
euch hier zur Unterstützung.«
Ruby schrie auf. Es klang ebenso sehr nach Wut und Erstaunen wie nach Schmerz und Schock, aber der Schrei wurde fast
sofort von einer Serie von Explosionen übertönt. Ohnesorg und
Diana riefen beide nach Ruby, aber sie erhielten keine Antwort.
Jakob Ohnesorg rannte durch die bebenden Korridore der
Fluchtburg, und die Verzweiflung trieb ihn. Staub fiel wie Nieselregen von der Decke, und die Flurwände bogen sich
manchmal unter unmöglichem Druck nach innen. Als er endlich Rubys Geschützstellung erreichte, war er schweißgebadet
und rang nach Luft, und seine Gedanken schienen in weiter
Ferne zu schweben. Die Tür zu Rubys Raum war aus den Angeln gerissen worden, und Luft stürzte an Ohnesorg vorbei in
den Raum. Er hielt sich mit beiden Händen am zersplitterten
Türrahmen fest und blickte hinein. Ein Energiestoß von Shub hatte ein Loch in die Mauer gestanzt und die Feuerleitstellung
zerstört. Der Raum war verwüstet, und die Luft und alle losen
Gegenstände wurden durch das schartige Loch hinausgesaugt.
Einschließlich Rubys.
Sie klebte mit ausgebreiteten Gliedern auf dem Loch und
klammerte sich verzweifelt fest, sodass die Fingerknöchel weiß
hervortraten. Ihr Gesicht war blau angelaufen, und sie schnappte nach Luft, während die Atmosphäre an ihr vorbeipfiff. Ohnesorg bewegte sich ruckartig in den Raum, hielt sich dabei an
der Wand fest und kämpfte gegen den Luftzug an, der ihn mitzureißen drohte. Ruby versuchte, ihm irgendetwas zuzurufen,
aber er konnte sie im Getöse der entweichenden Luft nicht verstehen. Die Lampen flackerten jetzt, und die Dunkelheit des
Weltraums war hinter dem Loch deutlich zu sehen. Ohnesorg
arbeitete sich Hand über Hand zentimeterweise auf Ruby zu,
hatte Angst, sich zu schnell zu bewegen und weggerissen zu
werden, aber noch mehr davor, zu spät zu kommen. Rubys
allmählich taub werdende Finger verloren an einer Seite plötzlich den Griff, und sie wurde durch das Loch hinaus ins All
gesaugt und hing nur noch an der anderen Hand.
Ohnesorg stieß mit einem Aufheulen ihren Namen hervor,
löste seine Hand und ließ sich vom Luftzug auf das Loch zutragen. Im letzten Augenblick drehte er sich in der Luft und
landete mit den Füßen voran an der Wand neben dem Loch.
Das Mauerwerk gab unter dem Aufprall leicht nach, hielt aber
zunächst noch. Ohnesorg kauerte sich zusammen, bis ihm die
Knie an die Brust drückten, und packte Ruby am Handgelenk.
Seine Brust pumpte, während die Lungen nach Luft rangen.
Mit schierer Willenskraft richtete er sich wieder auf, ging langsam von der Wand weg und zog Ruby hinter sich her. Der
Druck der hinausstürzenden Luft verhinderte, dass er hinfiel,
auch wenn er ihm Ruby gleichzeitig zu entreißen versuchte.
Ohnesorg kämpfte sich Schritt für Schritt weiter voran und
spürte dabei, wie das Herz gefährlich kämpfte und ihm das
Blut im Kopf pochte. Es schien Zeitalter her, seit
Weitere Kostenlose Bücher